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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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komme also 30

    gleich zur Sache, zum Eingemachten sozusagen.« (Am Ende dieses Satzes zuckte Kate nicht einmal mehr zusammen ; sie nahm die Schläge mannhaft hin. »Es gibt ein Übel, das… man niemals mit Schweigen übergehen, sondern unaufhörlich in aller Öffentlichkeit bekämpfen sollte, und das ist die Korruption der Sprache…«, hatte Auden geschrieben, aber schließlich hatte Auden seine Zeit nicht mit Dekanen und Sozialwissenschaftlern verbracht.)
    »Wie Sie wissen, Kate«, fuhr Frogmore strahlend fort, »muß die Universität, die bisher eine Ansammlung von Kleinfürstentümern war, anfangen, als eine Ganzheit zu operieren, wenn sie nicht binnen zehn Jahren zu einer vom Staat verwalteten Institution werden will.
    Mit gewissen Veränderungen sind wir alle einverstanden. Es würde zum Beispiel drei Millionen Dollar kosten, unseren zahnärztlichen Ausbildungsbereich angemessen auszustatten und noch mal zehn Millionen, um ihn erstklassig zu machen. Brauchen wir hier wirklich den Fachbereich Zahnmedizin? Nein. Aber Umstrukturierungen werden immer gern als Vorwand genommen für irgendwelchen, lange geplanten faulen Zauber. Ich nehme an, Sie kennen Professor Jeremiah Cudlipp?« Kate wußte, wann eine Frage rhetorisch gemeint war, und machte sich weder die Mühe, zu nicken noch den Kopf zu schütteln. »Er und sein Verbündeter, Bob O’Toole, haben beschlossen, daß diese Phase der Umstrukturierung der richtige Augenblick ist, um das University College vom Campus zu verbannen.«
    »Verbannen?«
    »Auflösen, abschaffen, für null und nichtig erklären, mit Stumpf und Stiel ausrotten.«
    »Aber Cudlipp ist doch nur Vorsitzender des Englischen Seminars«, sagte Kate.
    »Da gibt es kein ›nur‹, fürchte ich«, sagte Castleman. »Aus Gründen, die wir nicht ganz verstehen, hat er beschlossen, daß das University College verschwinden muß. Es nimmt Prüfungen ab, die nach Cudlipps Meinung das Prestige des Abschlusses, den das eigentliche College, sprich: die Universität zu vergeben hat, beeinträchtigen. Daß er uns so von oben herab behandelt, macht mich rasend. Der springende Punkt ist nun: Weil er das Englische Seminar leitet, haben wir das Gefühl, wir brauchen außer Professor Cartier noch jemanden, der uns bei unserem Kampf ums Überleben zur Seite steht, denn so fürchte ich, muß man es nennen.«
    »Die alteingesessene Professorenriege führt sich auf«, flüsterte Luther Hankster, »wie jemand mit einer Villa in einer teuren Ge-31

    gend, dessen Nachbar droht, an einen Schwarzen zu verkaufen.«
    »Und Bob O’Toole zieht dabei mit? Ich habe ihn immer für einen Gefolgsmann von Clemance gehalten.«
    »Das ist er auch«, sagte Castleman. »Aber er verfügt, wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, über ebenso viel Arroganz wie Ehrgeiz, und das macht ihn zum idealen Partner für Cudlipp.«
    »Wo steht Clemance?«
    »Ach«, sagte McQuire, »er steht auf der Seite der Alma Mater; das hat er immer getan. Auf seine wunderbar vernünftig klingende Art meint er, wir wären einfach nicht gut genug. Was natürlich Unsinn ist; wir sind das beste College für Erwachsene in diesem Land.«
    »Hatten Sie viel mit den Unileuten zu tun, Professor Fansler?«
    fragte Herbert Klein.
    »Genug, um zu sehen, daß ihre Überheblichkeit auf sie zurück-fällt«, sagte Kate geringschätzig.
    »Genau«, rief Frogmore und klatschte in die Hände. »Sehr gut gesagt, Kate.«
    »O. K.«, sagte Kate. »Sie suchen also jemanden aus dem Englischen Seminar – von dem Sie richtigerweise annehmen, daß er Cudlipps Wichtigtuerei leid ist.« Sie hoffte, Frogmore würde das auch für einen gut gewählten Ausdruck halten.
    »Und«, sagte Castleman, »wir brauchen ganz generell Unterstützung, damit der Verwaltungsrat bei seinem nächsten Treffen das Weiterbestehen des University College unmißverständlich garantiert.
    Natürlich wird Cudlipp alles daransetzen, das zu verhindern.«
    »Stimmt«, sagte Kate. »Ich verstehe oder glaube es wenigstens.
    Aber warum sind Sie gerade auf mich gekommen?«
    »Sie machen einfach mehr her als unsere übrigen Kollegen«, sagte Cartier.
    »Wir haben uns natürlich fleißig umgehört, Kate«, sagte Frogmore, »und als die Rede auf Sie kam, war das Sperrfeuer minimal.«
    (Mein Gott, dachte Kate, er ist wirklich mit allen Wassern gewaschen; schlau genug, um zu wissen, daß Anspielungen à la »Wir haben Sie Ihres weiblichen Charmes wegen ausgesucht« bei ihr nicht wirkten; ein Punkt für ihn.) »Von allen

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