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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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nicht glauben, daß Auden eine ganze Flasche Cherry Heering austrinken konnte.«
    Sie saßen am Abend desselben Tages in Kates Wohnzimmer, es war sehr spät, und Kate wollte, wie sie ausführlich erklärte, herausbekommen, ob sie, nachdem ihr seit langem klar war, daß sie keine Gedichte wie Auden schreiben konnte, nicht wenigstens so trinkfest war wie er. »Stell dir vor«, hatte sie Reed erzählt, »Auden verbrachte einmal einen Abend mit Strawinsky und Robert Craft, und er schaff-te es, vor dem Dinner eine Karaffe Martini zu trinken, während des Essens dann eine Flasche Champagner und später noch eine Flasche Cherry Heering. Craft glaubt, Auden hätte den Cherry Heering für 34

    Chianti gehalten – ich wünschte, es wäre so. All das beeinträchtigte seine Ausdrucksweise nur wenig und seinen Witz überhaupt nicht.
    Auch seinem Magen schien es offensichtlich nichts auszumachen, seiner Leber genausowenig, von seiner Blase ganz zu schweigen –
    kein einziger Gang zum Klo. Na ja, ich habe die Prüfung nicht bestanden – das heißt, mein Magen ist in Ordnung; wie es meiner Leber geht, weiß ich Gott sei Dank nicht; ich sitze hier viel zu gemütlich, um aufs Klo zu gehen; aber diese Flasche Cherry Heering aus-zutrinken, das schaffe ich nicht. Mitkämpfen oder nicht, das ist hier die Frage. Ob’s edler im Gemüt, den Jeremiah Cudlipp schlagen, was doch so freudig mich erregte, von dem Segen, den es brächte, ganz zu schweigen…«
    »Kate«, sagte Reed, »was ist in diesem Herbst mit dir passiert?
    Im letzten Frühjahr, zumindest bevor all diese Studenten beschlossen, diese Gebäude zu besetzen, schienst du mir…«
    »Sara Teasdale.«
    »Wie bitte?«

    »Im Frühling fragte ich die Gänseblümchen, Ob seine Worte wahr,
    Und die klugen kleinen Gänseblümchen, Sie wußten’s klar.
    Nun sind die Felder braun und kahl, Herbstlich geht der Wind,
    Und all die dummen Astern
    ohne Ahnung sind.«

    »Ich bin sicher«, sagte Reed, »daß Auden nicht einmal nach drei Flaschen Cherry Heering Sara Teasdale zitieren würde. Warum machst du dir Sorgen? Wegen dieses University College?«
    »Vergiß mein Motto nicht.«
    »Oh, mein Gott, welches Motto? Wenn etwas wert ist, getan zu werden, dann ist es auch wert, daß man es schlecht tut?«
    »Nein, das meine ich nicht. Das der britischen Marine: Frag nie nach einer Aufgabe, und lehne nie eine ab.«
    »Ich frage mich, ob ich nicht auch Ehrenmitglied der britischen Marine bin; ich überlege mir, die Bezirksstaatsanwaltschaft zu verlassen.«
    »Reed Amhearst! Warum? Du hast doch bestimmt nicht den Kampf gegen das Verbrechen satt?«
    35

    »Man hat mir einen Job – genauer gesagt: eine Beteiligung an einer Anwaltskanzlei an der Wall Street angeboten. Das würde ein viel größeres Einkommen bedeuten, unter anderem. Ein Mann könnte sogar erwägen, eine Frau und einen kleinen Kanarienvogel zu ernähren.«
    »Soll das heißen, du würdest Leuten beim Gründen von Gesell-schaften helfen und mit ihren Aktienpaketen und Wertpapieren her-umspekulieren?«
    »Nein. Das tun schon alle anderen in der Firma. Von mir würde man erwarten, daß ich ihren Klienten zu Hilfe komme, wenn sie mal freinehmen und mit anderen Dingen als Wertpapieren herummachen.
    Es bedrückt mich, Kate, daß du, während ich immer genauer weiß, was ich will, immer unsicherer wirst. Mir ist klar, daß die Universität eine Phase der Umorganisation und Prüfung durchlebt, aber – also, du scheinst wirklich entschlossen zu sein,…«
    »…mich zu betrinken.«
    »Das auch, aber ich wollte sagen – jede nur denkbare Alternative zu prüfen, als hättest du irgendwie das Recht verwirkt, einfach ›nein‹
    zu sagen.«
    »Aber das habe ich doch, verstehst du? Früher war es leicht, für sich den Stand der Unschuld zu reklamieren; heute ist es schrecklich leicht, sich schuldig zu fühlen. Irgendwo zwischen mir und meinen Brüdern hat sich dieser Abgrund zwischen den Generationen aufge-tan. Sie sind nicht bereit, Schuld an irgend etwas zu akzeptieren, und werfen sich höchstens ein Übermaß an Großzügigkeit vor, und ich halte mich immer für mitschuldig und verkünde ständig gute Vorsät-ze. Entschuldige mich für einen Moment, ich glaube, ich muß mich übergeben.«
    Reed beobachtete ihren mehr oder weniger würdevollen Abgang und beschloß, daß das eine Übertreibung war. Tatsächlich kam sie in fröhlicher Stimmung zurück.
    »Ich habe mir alles genau überlegt«, sagte Kate. »Bist du soweit?
    Also. Das University

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