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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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waren.
    Kate hatte deswegen zwei Termine absagen müssen, und das tat sie letzten Endes nur aus Gefälligkeit gegenüber McQuire. Ihm war klar (und Kate wußte das zu schätzen), daß sie inzwischen gelernt hatte, jedes offizielle Ersuchen abzuschmettern, aber gegen persönliche Bitten nicht immun war. »Frogmore bekommt jeden zweiten Tag neue Jobs als Präsident an diesem und jenem College angeboten.
    Alle Welt sucht erfahrene Verwaltungsleute; die sind fast so selten wie Installateure. Wahrscheinlich wird er sich über kurz oder lang in ein paradiesisches College irgendwo auf dem Lande zurückziehen, aber seine Begeisterung für das University College steht, glaube ich, außer Frage. Alle haben Frogmore von Anfang an unterschätzt, ich auch. Lassen Sie mich nur zwei Dinge über ihn sagen: Er hat einen Mumm, den Sie bewundern, und ein aalglattes Auftreten, das Sie verabscheuen werden. Zum Beispiel nennt er – ich will Sie gleich im voraus warnen, weil ich Ihre Vorurteile kenne – jeden Menschen, absolut/Wen, vom ersten Augenblick an beim Vornamen.«
    »Du meine Güte«, sagte Kate.
    »Ich weiß. Darum erwähne ich es ja. Sie sind manchmal bemerkenswert europäisch, Kate.«
    »Bemerkenswert, stimmt. Es macht mir nichts aus, mit einem Mann, den ich erst mittags kennengelernt habe, um zehn Uhr abends im Bett zu landen, aber ich vertrage es nicht, beim Vornamen genannt zu werden, ehe eine Beziehung nicht die Zeit zum Reifen gehabt hat. Sehr altmodisch, in der Tat.«
    McQuire lachte in sich hinein. »Diese Art kann einen schon verrückt machen – ich meine Frogmores. Bei unserem ersten Gespräch 27

    redete er dauernd von Lou und Teddy, und erst nach einer halben Stunde dämmerte mir, daß er den Präsidenten und Vizepräsidenten der Universität meinte. Aber unterschätzen Sie ihn nicht, Kate. Er setzt sich in allem Ernst und mit allen Mitteln für das University College ein, obwohl es für ihn ein Leichtes wäre, sich herauszuhal-ten.«
    »Das wäre vielleicht für uns alle das Beste. Für mich ganz bestimmt. Ich kann mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, wieso Sie glauben, ich…«
    »Doch, das können Sie. Seien Sie jetzt artig. Nachher dürfen Sie wüten und toben, und ich verspreche Ihnen, wenn Ihre Antwort wirklich ›nein‹ ist, dann stärke ich Ihnen den Rücken.«
    »Soll heißen: Wenn ich mich heute auf intelligente Weise interessiert gebe und konstruktive Fragen stelle, schließen Sie daraus nicht gleich, daß ich mitmache.«
    »Habe ich Ihnen heute schon gesagt, daß Sie wunderschön sind?«
    sagte Bill.
    Das Essen wurde in einem der kleineren, abgeschlossenen Räume des Clubs serviert. Sowie Kate und Bill McQuire in der Tür erschienen, sprang Frogmore auf und stürzte ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Von seinem Enthusiasmus mitgerissen, erhoben sich auch die anderen Herren, die schon um den Tisch Platz genommen hatten, schoben unbeholfen ihre Stühle zurück, ließen ihre Servietten fallen und wedelten sich Krümel von den Hosenbeinen. (Es gehörte zu den ehernen Gesetzen des Clubs, daß erst, lange nachdem der letzte am Tisch Platz genommen hatte, das Essen serviert wurde; dafür lag aber auf jedem Teller stets ein riesiges, total vertrocknetes Brötchen, das man mit der Zeit einfach zerbröseln mußte, mit dem Erfolg, daß alles und jeder mit Krümeln übersät war.)
    »Bitte«, sagte Kate schwach. Die akademischen Kreise hatten länger als andere gebraucht, die alten Formen guten Benehmens abzuschütteln. Als Kate Mitglied der Fakultät wurde, hatte sie sich Jaran gewöhnen müssen, daß Räume voller Männer sich ständig von den Sitzen erhoben, wenn sie eintrat. Natürlich war diese Sitte Schritt für Schritt dahingegangen. Nur Frogmore mit seinem schwungvollen Benehmen und seinem Pfadfinder-Gehabe hatte sie in ihr altes Verhalten zurückfallen lassen.
    »Das ist also Kate«, sagte Frogmore. »Schönen Dank, Bill, daß Sie sie hergebracht haben.« Kate betrachtete Frogmore mit trübem Blick und vermied jeden Seitenblick auf McQuire. Klug von ihm: 28

    Der Schlag traf weniger schmerzhaft, weil sie vorbereitet war. »Darf ich Ihnen schnell die anderen Herren vorstellen, bevor wir zur Sache kommen? Wir haben eine umfangreiche Tagesordnung. Was möchten Sie trinken, Kate? Das geht auf meine Rechnung – aus dem Schmiergeldfond des Dekanats.«
    »Eine Bloody Mary, bitte«, sagte Kate spröde. (Reed hatte oft gesagt, daß Kate immer dann, wenn sie sich spröde und zurückhaltend gab, in

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