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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Wirklichkeit am liebsten ein Kissen genommen, es einem Kerl auf das Gesicht gelegt und sich daraufgesetzt hätte.) Für ge-wöhnlich trank Kate nichts zum Lunch – eine Mahlzeit übrigens, die sie ausließ, wann immer sie konnte –, und ganz bestimmt trank sie nichts, wenn sie in Gefahr war, in eine heftige Auseinandersetzung verwickelt zu werden. Deswegen war sie auf die reizende Kriegslist verfallen, ein Getränk zu bestellen, das im Club zu gleichen Teilen aus Worcestershire-Sauce und wäßrigem Tomatensaft bestand und so wenig Wodka enthielt, daß ihn nur ein Totalabstinenzler spürte.
    »Sicher kennen Sie alle«, sagte Frogmore. »Luther Hankster, Biologie.« Tatsächlich hatte Kate Seite an Seite mit Luther Hankster gestanden, als man zum erstenmal und, wie sich herausstellen sollte, erfolglos die Polizei gerufen hatte, um das Verwaltungsgebäude räumen zu lassen. Hankster, ein radikal gewordener Playboy, wurde jedoch weiter von seinen Kollegen akzeptiert wegen seiner unfehlbar guten Manieren und dem vorsichtigen Gebrauch seiner Stimme, die niemals laut wurde. Er neigte zu grauenhaft radikalen Meinungsäu-
    ßerungen, die, wären sie in einem anderen Ton als dem des heimlichen Liebhabers gemacht worden, auf jeden beleidigend gewirkt hätten.
    »George Castleman ist natürlich unser Guru.« Kate lag die Frage auf der Zunge, ob Castleman kürzlich Entkleidung in der Öffentlichkeit angetragen wurde, sie hielt sich aber zurück; sie wunderte sich erneut über Frogmores Liebe zu Klischees, die fast so groß war wie seine Leidenschaft für Vornamen. Wenn auch kein Guru, so war Castleman doch zumindest eine gewisse Macht an der Universität, er saß in allen wichtigen Ausschüssen und verfügte über jene Art politischen Scharfsinn, den es in akademischen Kreisen ebenso selten gab wie wirklich inspirierte Lehrtätigkeit.
    »Das ist Herbert Klein, Politikwissenschaft. Herbie, ich glaube, unsere Kate kennt Sie nicht so gut wie uns.«
    »Herbie« erhob sich äußerst würdevoll und mit unheilvollem Blick und schüttelte Kates Hand mit einer Festigkeit, die zweifelsfrei 29

    ausdrückte, wie sehr es ihn danach verlangte, beide vor der unver-dienten Intimität zu retten, mit der Frogmore sie behandelte. Kate fragte sich, ob irgendwer sonst ihn je Herbie genannt haben mochte.
    »Wir hoffen, Sie können uns helfen, Professor Fansler«, sagte er förmlich. Kate unterdrückte ein Grinsen.
    »Und dies«, fuhr Frogmore unerbittlich fort, »ist der zweite Un-bekannte für Sie, Kate: John Peabody, Student am University College.«
    »Hi«, sagte Peabody, dem Formalitäten offenbar nichts sagten.
    Kate sah ihn überrascht an. Obwohl das Prinzip, daß Studenten in allen Gremien der Universität vertreten sein sollten, inzwischen formal akzeptiert war, waren in den Fällen, in denen heikle Entscheidungen anstanden, Studenten bisher gewöhnlich nicht anwesend. Allerdings wirkte Peabody älter als der übliche Student. Er sah eher wie dreißig denn wie zwanzig aus.
    »Und Tony Cartier kommt natürlich von Ihrem eigenen Institut.«
    Kate mußte stets lächeln, wenn sie Cartier sah: Seine kaum kontrol-lierbare Ruhelosigkeit machte solche Arbeitsessen für ihn zu einer Tortur; er warf ständig wilde Blicke um sich, als könnte jeden Augenblick jemand die Türen verschließen und ihn auf alle Zeit zum Gefangenen machen.
    Der ältliche Kellner nahm die Bestellungen für die Drinks entgegen und verglich sie umständlich mit dem Angebot auf der Karte.
    Alle Kellner im Club waren alt und langsam. Die in den abgeteilten Räumen bedienten, waren zwar auch nicht schneller – das war ein Ding der Unmöglichkeit –, aber wenigstens unterschritten sie nicht noch absichtlich die Grenzen, die Alter und Rheumatismus ihnen setzten. Nachdem er, wohl zu seinem Bedauern, nichts Ausgefalle-nes und damit auf der Karte nicht Verzeichnetes gefunden hatte, verschwand er.
    Frogmore ergriff das Wort. Schon nach wenigen Sätzen wurde Kate klar, daß er, trotz seines dümmlichen Gebarens, ein Genie war für solche Ausschußsitzungen. Kate, die sich selbst in Komitees bemerkenswert unfähig fühlte, erkannte dieses Talent sofort. Gott sei Dank, dachte sie; wäre Frogmore ein Schwätzer, wir säßen alle hier und verschwendeten Zeit und Geduld.
    »Alsdann«, sagte Frogmore, »lassen Sie uns kurz die Hauptpunk-te rekapitulieren, vor allem für Sie, Kate. Wir übrigen schieben das Ganze schon eine Weile hin und her.
    Ich will nicht lange um den heißen Brei reden,

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