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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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ich sagte, ich verstünde nicht recht. Dann erzählte mir Bill von Cudlipps Kopfschmerzen und daß er kein gewöhnliches Aspirin nehmen darf. Aber, ob Sie es glauben oder nicht, Mr. Amhearst, die Information blieb einfach nicht hängen; sie war uninteressant.«
    »Glauben Sie, daß die Studenten davon gewußt haben?«
    »Ich wüßte nicht, woher. Aber meine Erfahrung mit Studenten wie Peabody ist die, daß sie alles wissen, was wissenswert ist, und außerdem viele Dinge, an die wir noch gar nicht denken. Ich frage 114

    mich, ob es Miss Philips gelungen ist…«
    »Dekan Frogmore, was für Gefühle hegten Sie persönlich für Cudlipp? Ich meine, hatten Sie den Eindruck, daß er im Grunde kein schlechter Kerl war, glaubten Sie, er würde am Ende nachgeben, haben Sie ihn trotz all seiner Vorurteile und Kleinlichkeit gemocht, oder hatten Sie eine eher heftige Abneigung gegen ihn? Ich bin nicht auf der Suche nach einem Motiv, Sir. Das Motiv schreit einen ja geradezu an. Ich möchte nur einen Eindruck von den Gefühlen bekommen, die Cudlipp bei jemandem außerhalb des Englischen Seminars erweckte.«
    »Ich habe ihn gehaßt, und allen anderen alten Hasen aus dem in-neren Kreis ging es genauso. Es hat keinen Sinn, darum herumzure-den. Ich glaube, der Mann war verrückt, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, und so außer sich vor Wut und Rachsucht, daß er wohl nicht gemerkt hat, ob er Aspirin oder Pfefferminztabletten schluckte. Mir ist klar, daß von den Ehemaligen ein gehöriger Druck ausgeht, und ich weiß, daß die Universität gerade jetzt sehr auf Gelder angewiesen ist – Studentenunruhen animieren nicht gerade zum Spenden – und daß unsere Ehemaligen ihr Geld nicht so bereitwillig herausrücken wie die Ehemaligen von Cudlipp, aber das alles erklärt nicht seine tiefe Feindseligkeit. Ich gebe gern zu, daß ich, wenn es mir gelungen wäre, für Cudlipp irgendwo ganz weit weg ein Angebot zu ergattern, das er nicht ausschlagen kann, die Gelegenheit beim Schopf gepackt hätte. Aber von da bis zu einem Mord ist ein langer Weg.«
    »Nach allem, was ich gehört habe, machte Cudlipps Anhänglichkeit an die Institution, an der er arbeitete, einen Teil seines Wahns aus. Offensichtlich haben weder er noch Clemance jemals auch nur erwogen, wegzugehen. Außerdem, Herr Dekan«, sagte Reed und erhob sich, »hat natürlich derjenige, der Cudlipp das Aspirin verabreicht hat, nicht unbedingt vorgehabt, ihn zu ermorden; eine Aspirin-Allergie ist gefährlich, aber selten tödlich.« Reed hatte vorgehabt, nach diesem Satz zu gehen, aber es klopfte an der Tür. Miss Philips steckte den Kopf herein. »John Peabody ist da, Herr Dekan.«
    Frogmore machte die beiden bekannt. »John, das ist Mr. Amhearst.«
    »Hallo«, sagte John Peabody. »Wie wäre es mit einem Lunch?«
    Keine Förmlichkeiten, hieß offenbar Mr. Peabodys Devise.
    »In Ordnung«, sagte Reed. »Vielen Dank, Herr Dekan. Ich komme vielleicht mit weiteren Fragen, wenn Sie gestatten, aber im Au-115

    genblick fallen mir keine mehr ein.«
    »Jederzeit, jederzeit«, sagte Frogmore. »Bin froh, Sie mit an Bord zu haben.«
    »Sie müssen ein Herr Wichtig sein«, sagte Peabody, als sie hi-nausgingen. »Sind Sie der Bezirksstaatsanwalt? Oder nur sein Bruder?«
    »Ist denn etwas Bemerkenswertes passiert?«
    »Frogmore hat Sie nicht mit Ihrem Vornamen angeredet. Meine Güte, der muß wahrhaftig beeindruckt sein.«
    »Ich habe ihm meinen Vornamen nicht verraten.«
    »Der schnappt Vornamen auf wie ein Radargerät ein bewegliches Ziel. Grillrestaurant mit Bar, in Ordnung? Wir könnten sogar ein Bier trinken.«
    »Ist mir recht«, sagte Reed. Er fand John Peabody, der aussah, als hätte er nicht nur in seinen Kleidern geschlafen, sondern seine ganzen Flitterwochen darin verbracht, amüsant. Warum eine Krawatte tragen, wenn man sie nicht bindet, und ein Hemd, wenn es nicht zugeknöpft ist, fragte sich Reed. Immerhin ist sein Schlips nicht psychedelisch schrill, und er trägt auch keine Perlen um den Hals; es gibt immer viele Gründe, dankbar zu sein.
    Das »Grillrestaurant mit Bar« entpuppte sich als ein größeres Gasthaus mit Bier vom Faß, und Reed ließ sich gemütlich mit Peabody in einer Nische nieder. Peabody besorgte für beide einen Krug Bier. »Die Sache ist die«, sagte er, »ich habe Cudlipp nicht abge-murkst, aber, mein lieber Freund, ich hätte es gern getan, wenn ich Gelegenheit dazu gehabt hätte. Mann, was wir uns alles ausgedacht haben – ich und die anderen vom U. C.

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