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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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waren.
    Manchmal blieb auch ein hysterischer Student stecken und mußte wegen Schock behandelt werden. Erst seit kurzem stellen wir uns offiziell die Frage, ob das Ganze nicht Teil eines subversiven Plans sein könnte.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Chaos. Verunsicherung. Ein weiterer Grund, Vertrauen zu verlieren und an die allgemeine Unzuverlässigkeit zu glauben. Es ist ein raffinierter Trick, viel wirkungsvoller als das Sprengen von Vorlesungen, weil keiner dabei erwischt wird, keiner so etwas organisiert und die Wirkung subtiler und deshalb dauerhafter ist.«
    »Sie meinen, eine Art zielloser Feindseligkeit breitet sich aus?«
    »Genau. Ärger oder, wenn Ihnen der Begriff lieber ist, Feindseligkeit ist eine jener Kräfte, mit denen die moderne Gesellschaft nicht umzugehen weiß. Gegen einen Aufzug treten, in dem man eingeschlossen ist, oder gegen eine Aufzugtür, die sich nicht öffnen will, hat etwas Demütigendes, Unbefriedigendes – also läßt man es am nächsten Studenten oder Kollegen aus, dem man begegnet.
    Gleichzeitig ist das Anhalten von Aufzügen kein größeres Verbrechen. Wahrscheinlich übertreten diejenigen, die so etwas machen, nicht einmal die Buchstaben des Gesetzes, und sie richten ja keine Schäden an, die man ihnen zur Last legen könnte. Immer vorausge-120

    setzt, wir wüßten, wer ›sie‹ sind.«
    »Aber wie werden Aufzüge denn eigentlich angehalten? Wissen Sie da Bescheid? Es klingt ein bißchen gefährlich.«
    »Das hat uns lange verwirrt. Die Geschichte erfordert sehr genaue technische Kenntnisse, und auch die zeitliche Planung muß ja exakt sein. Eines Tages hätten wir dann fast einen der Missetäter erwischt, zumindest glaubt Cartier, daß es ihm fast gelungen wäre.
    Cartier war in den Keller gerannt, als er hörte, daß wieder einmal ein Aufzug festsaß, und sah gerade noch, wie sich jemand heimlich davonstahl. Cartier, der mehr Mut als Verstand hat, wenn Sie mich fragen, hatte den Kerl fast am Kragen, aber er packte nicht fest genug zu. Jedenfalls, als er sich anschaute, wo der Bösewicht gestanden hatte, entdeckte er den elektrischen Schaltkasten.«
    »Also haben die einfach den Saft abgedreht?«
    »So einfach war das. Aber abschließen konnten wir das verdammte Ding nicht; man muß ja im Notfall herankönnen. Das Wachpersonal versucht, ein Auge auf die Aufzüge zu haben, kann aber natürlich nicht überall zugleich sein. Kein Zweifel, daß sich jemand, der wußte, daß oben etwas los war, an dem Abend, an dem Cudlipp starb, am Fahrstuhl zu schaffen gemacht hat. Eigentlich ganz einfach, wenn man es erst mal kapiert hat.«
    »Und mit so etwas beschäftigen sich die radikalen Gruppen?«
    »Nein, nein. Das ist ja die größte Überraschung an der ganzen Sache. Die wollen Öffentlichkeit, große, auffallende Gesten, die möglichst große Gruppen von Menschen auf möglichst beeindru-ckende Art in Verlegenheit bringen und die Autoritäten lächerlich machen.«
    »Konfrontation ist das Stichwort, oder?«
    »Genau. Aber von Konfrontation kann hier ja keine Rede sein. Es sieht eher nach jemandem aus, der sich diese Teufelei ausgedacht hat, um die Universität zu ärgern, ohne eine Auseinandersetzung zu wollen. Jemand mit einer verdrehten Art von Humor. Wenn Sie meine Meinung wissen wollen: Ich glaube, es ist jemand, der hier rausgeflogen ist und deswegen eine Wut im Bauch hat. Einer von denen, die die Universität wegen Nichterfüllung des Vertrags ver-klagt haben, nachdem sie durchgerauscht sind, damals, in der guten alten Zeit. Aber wer weiß.«
    »Also«, sagte Reed und stand auf, »das ist zwar alles andere als nett, aber ich glaube nicht, daß es mit meinen gegenwärtigen Nachforschungen zu tun hat.«
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    »Sagen Sie mir, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann. Zeit spielt keine Rolle. Hallo, Bill. Das ist Reed Amhearst von der Bezirksstaatsanwaltschaft. Er untersucht Cudlipps Tod. Das ist Bill McQuire.«
    »Falls Sie auf dem Weg zur U-Bahn sind, Mr. Amhearst, werde ich Sie begleiten und sehen, ob ich Ihnen helfen kann. Mein Büro liegt in der Richtung. Sie interessieren mich.«
    »So? Warum?«
    »Aus vielen Gründen. Ich kann mir vorstellen, daß es eine sehr mühselige Aufgabe ist, herauszubekommen, wer die Tabletten in das Röhrchen in Cudlipps Tasche praktiziert hat. Ich glaube, ehrlich gesagt, daß die Universität ihn umgebracht hat.«
    »Das ist aber mal ein interessanter Gedanke. Wieso?«
    »Weil er alles darangesetzt hat, die Universität umzubringen. Oh, er hat

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