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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Vielleicht sollten wir seine Kinder entführen und dann sagen: ›O. K. Alter, du kriegst sie wieder, wenn du das alte U. C. in Ruhe läßt.‹ Wir haben uns ausgemalt, wie wir ihn in einem Keller gefangenhalten und mit neunschwänzigen Katzen bearbeiten, bis er um Gnade winselt, und dann zu ihm sagen:
    ›Erst wenn du den geschäftsführenden Präsidenten angerufen hast, Alter, und mit dem U. C. alles in Ordnung gebracht hast.‹ Also, alles was recht ist, hätte ich den Dreh mit dem Aspirin gewußt, ich hätte es ihm eigenhändig in seinen stinkenden Hals gestopft. Er hat mich doch tatsächlich aus seinem Büro geworfen. Ich weiß, er ist alt genug, um mein Vater zu sein, aber das hätte das Vergnügen, ihn aus den Schuhen zu hauen, nur verdoppelt. Aber er hat die Tür zuge-drückt, und die anderen haben mich festgehalten.« Peabody beschloß seine Rede mit ein paar modischen Beschimpfungen. Eigentümlich, 116

    dachte Reed, als wir jung waren, haben wir freundlich geredet und abscheulich gedacht. Mr. Peabody hört sich grauenvoll an, und es ist vollkommen klar, daß unter diesem Deckmantel eine ganz zarte Seele steckt. Jedenfalls nehme ich das an.
    »Ich dachte, zwei von eurer Gruppe waren Frauen?«
    »Stimmt. Dazu ich und Randy Selkirk. Lauter gute Kumpel.«
    »Verstehe. Was ist denn genau passiert?«
    »Wollen Sie ein Sandwich? Ich besorge uns gerne eins, wenn Sie das nötige Kleingeld haben. Ich bin völlig abgebrannt.«
    Reed gab ihm Geld. »Schinken und Käse auf Roggenbrot für mich«, sagte er.
    Peabody war nach kurzer Zeit zurück – offensichtlich kannte man ihn hier und bediente ihn prompt – und brachte zwei Sandwiches, zwei neue Krüge Bier und ein Päckchen Zigaretten mit. »Brauchen Sie Zigaretten?« fragte er Reed.
    »Ich nehme an, die sind Ihnen gerade ausgegangen«, sagte Reed.
    »Mann, Sie kapieren schnell«, sagte Peabody. »Ihr Täubchen ist O. K.«
    »Ich fürchte, wir haben uns mißverstanden«, sagte Reed. »Ich wollte Schinken und Käse.«
    »Ich meine Ihre Puppe, Mann. Professor Fansler. Bei den Graduierten sind alle im Viereck gesprungen, als Cudlipp die falschen Pillen geschluckt hat. Den Viktorianischen Roman bringt sie richtig geil rüber.«
    »Geil?«
    »Gut, Mann, richtig gut.«
    »Ja«, sagte Reed. »Danke. Nun zu Ihrem Treffen mit Cudlipp.
    Könnten Sie mir das wohl langsam schildern und in annähernd nor-malem Englisch?«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Wir vier sind zu ihm rein marschiert, jeder mit seiner Geschichte auf der Pfanne. Wir können sie auswendig und haben die Vorstellung schon für Ihre Puppe gegeben
    – ich meine für Professor Fansler. Sinn und Zweck der Veranstaltung ist, daß jemand kapiert, wie großartig das U. C. ist. Was es uns bedeutet. Wir sind alle ganz verschiedene Leute, aber beeindruckend, wenn Sie wissen, was ich meine. Aber ich war noch gar nicht fertig mit meinem Auftritt – ich bin sozusagen der Conférencier der Show
    –, als Cudlipp schon die Fassung verlor. Mann, ist der ausgerastet.
    Nachher wußte ich, warum: Ich hatte gesagt, daß das U. C. eben kein Laden ist, wo man ein paar Kurse belegt und sich die Zeit vertreibt –
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    so drücke ich mich immer aus –, und natürlich ist er vor hundert Jahren, als er noch ein junger Kerl war, mal von der Alma Mater gefeuert worden, und hat ein paar Kurse am U. C. belegt, das damals noch Fortbildungsabteilung hieß, um sich die Zeit zu vertreiben, bis er wieder zurück zu seinen Freunden aus den besseren Kreisen konnte.«
    »Hat sonst noch jemand etwas gesagt?«
    »Dazu hatte keiner mehr eine Gelegenheit. Er ging auf mich los.
    Die anderen mußten mich beruhigen – Junge, war ich geladen. Aber diese Barbara Campbell ist eine coole Nummer. Nachdem mich alle herausbefördert hatten und bevor Cudlipp die Tür zuknallen konnte, drehte sie sich um – sie trägt natürlich nur Kleider von Dior – und sagte: ›Professor Cudlipp, ein Mann in Ihrer Position sollte eigentlich mehr Format haben.‹ Nichts weiter. Der hat die Tür so zuge-knallt, daß ich dachte, sie fliegt aus den Scharnieren. Das war dann schon alles.«
    »Bringt nicht viel, fürchte ich«, sagte Reed. »Sind Sie optimistisch, was die Entscheidung des Verwaltungsrats angeht?«
    »Also, wir müssen diesen Schlamassel klären. Was ist mit den Aufzügen, Mann? Wie die immer wieder steckenbleiben… Im Krug schmeckt Bier besser, nicht wahr? Vor allem, wenn es gezapft wird.
    Wollen Sie noch eins?«
    »Nein, danke. Was ist mit den

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