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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Wellen, während mein teures, zuverlässiges, sorgsamst gepflegtes Auto noch einmal aufheulend nach vorn ruckte, dann hustete der Motor und erstarb. Was Wunder, es steckte wie in den Backen einer Schraubzwinge zwischen zwei starken Eisengeländern fest, deren Abstand fast genau der Fahrzeugbreite entsprach. Die Geländer bildeten einen Gang, der noch ein gutes Stück weiterführte, darüber wölbte sich ein Dach aus gewelltem Kunststoff. Ich fluchte mit all dem Erfindungsreichtum ohnmächtiger Wut.
    Nick meinte ehrfürchtig: »Den Ausdruck habe ich noch nie gehört.«
    »Was ist passiert?« fragte Stan aus dem Fond. »Wo in drei Teufels Namen sind wir?«
    »Auf dem Whinmore Busbahnhof, denke ich«, antwortete Nick höflich. »Wir stecken in einer dieser langen Arkaden, wo die Leute sich anstellen sollen.«
    Natürlich hatte er recht. Wir klemmten ungefähr in der Mitte einer solchen Arkade und konnten uns nur insofern glücklich schätzen, als der Busbahnhof menschenleer war. Ungefähr acht Uhr am Samstagabend vor Ostern - in einem Städtchen wie Wantchester bedeutete das wahrscheinlich, der letzte Bus war vor einer halben Stunde abgefahren. Trotzdem, ich war erst einmal bedient und ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken.
    »Na, dann glaube ich nicht, daß wir so schnell hier wegkommen«, hörte ich Stan sagen. »Kein Platz, um die Türen zu öffnen, oder?«
    Nick antwortete. »Nein. Und kein Mensch weit und breit. Ob es Zweck hat zu rufen?«
    »Lieber nicht. Man würde sich wundern, wie wir in diese Lage geraten sind. Außerdem braucht man eine Flex, um uns herauszuschneiden. In Anbetracht der Tatsache, daß am Montag ein Feiertag ist, sollte mich nicht wundern, wenn wir bis Dienstag hier feststecken.«
    »Aber ...« Nick war nichts an Stans makabren Humor gewöhnt. »Könnte Mr. Venables nicht einfach in eine andere Welt ausweichen und dann an einer anderen Stelle auf die Erde zurückkehren?«
    »Kann er nicht, Söhnchen.« Stans Tonfall verriet, daß er glücklich war, jemanden gefunden zu haben, den er belehren konnte. »Ein Transit ist an Bewegung gebunden. Versucht man es im Stillstand, wird man entseelt.«
    Denkbar, daß unsere Attentäter genau darauf spekulierten. Ich richtete mich auf. »Also bleibt mir nichts anderes übrig, als den Abstand zwischen diesen Geländern zu vergrößern und das Dach entsprechend zu verbreitern, bis wir Platz haben, um wegzufahren.«
    »Aha«, sagte Nick. »Äh, Mr. Venables - wer ist die unsichtbare Person hier drin?«
    »Das ist Stan«, machte ich bekannt. »Stanley Churning, Nick Mallory. Stan war zu Lebzeiten ein erstklassiger Jockey und ein Magid, bevor er in diesen körperlosen Zustand überging.«
    »Äh«, machte Nick wieder. Ich konnte spüren, wie er beschloß, es sei unhöflich zu fragen, ob Stan also ein Geist sei. Er zog sich mit einem »Erfreut, Sie kennenzulernen«, aus der Affäre.
    »Ebenso«, sagte Stan. »Sei in unserm Bunde der Dritte!«
    »Haltet die Klappe, alle beide«, blaffte ich. »Ich habe zu arbeiten.«
    Augenblicklich herrschte respektvolles Schweigen. Ich ging ans Werk. Ein schweres Stück Arbeit, und ich war müde. Ich pfropfte dem Metall das Gesetz des Werdens und Wachsens auf. Ich zeigte ihm, wie das Leben begann, zwischen Mineralen gar nicht so verschieden von den hier vorhandenen Stoffen, wie es aus kleinen Anfängen entstehend, Dynamik und Richtung entwickelte, und deutete an, welche Richtung das Wachstum in diesem gegebenen Fall nehmen könnte. Dann beeinflußte ich das gewellte Plastikdach auf die gleiche Weise. Und über diesen Manipulationen, wegen der Versenkung in die Wunder von Evolution und Energie und Leben, hatte ich einen jener lichten Momente, von denen Ted Mallory und Konsorten behaupteten, sie nie zu erleben. Ideen, Geistesblitze, Erklärungen, Vorstellungen brachen über mich herein und überschwemmten mein Gehirn wie die Gischt sturmgepeitschter Brandung. Ich wurde umgeworfen, mit ihnen herumgeschleudert, ging unter, stieg dann empor und ließ mich mit zunehmender Euphorie von der Welle tragen. Alles, was ich über die Ereignisse des heutigen Tages wußte, fügte sich vor meinen Blicken zusammen, als hätten die einzelnen Teile nur darauf gewartet, daß ich sie wahrnahm und an ihren Platz legte. Ich glaubte zu begreifen, was im Gange war, die Hintergründe und die Absicht. Als ich die anorganischen Chemikalien des Kunststoffdachs an die bescheidenen Anfänge des Lebens erinnerte, war ich überzeugt, es zu wissen.
    Absolutes

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