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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Schweigen von Stan und Nick, während ich arbeitete und überlegte, überlegte und arbeitete, doch zu meiner Überraschung vernahm ich, als ich dem Plastikdach die Vorstellung eines Baldachins aus Laub suggerierte, den Hauch eines Wisperns von Maree und das leise Rascheln einer Bewegung. Entweder brannte der Lebensfunke noch stärker in ihr, als ich gespürt zu haben glaubte, oder - und das kam mir wahrscheinlicher vor es war mir gelungen, die Gesetze von der Erneuerung des Lebens auch auf sie zu übertragen.
    Endlich fertig, ich lehnte mich zurück. »Bis wir ein Ergebnis sehen, dauert es schätzungsweise eine halbe Stunde«, erklärte ich. »Zeit zum Reden, Freunde.«

Kapitel 18
Rupert Venables, Fortsetzung

    »Stan zuerst«, sagte ich.
    »Ich?« Der Klang seiner Geisterstimme erinnerte mich an das damit einhergehende Mienenspiel zu seinen Lebzeiten. »Heiliger Strohsack, warum ich?«
    »Weil du der Experte für Kentauren bist und ich einige Fragen an dich habe. Zum Beispiel hat man mir gesagt, Kentauren seien unglaublich loyal. Wenn sie einer anderen Person Freundschaft gelobt oder mit jemandem einen Vertrag geschlossen haben, werden sie unverbrüchlich dazu stehen.«
    »Ja - a«, sagte Stan. »Ja, so ist es. Im großen und ganzen.«
    »Und was geschieht, wenn sie einem Kentauren und einem Menschen gleichermaßen verpflichtet sind?«
    »Der Kentaur kommt immer zuerst. Eingefleischte Rassisten, das sind sie. Sie werden jederzeit einen Menschen zugunsten eines andern Kentauren fallenlassen. Wohlgemerkt, wir würden im umgekehrten Fall das gleiche tun.«
    »Okay. Wie sieht es mit ihrer Loyalität untereinander aus?«
    »Familie über alles«, erklärte Stan entschieden. »Sie haben nichts übrig für Häuptlinge und Könige und so weiter. Gibt es bei ihnen nicht im eigentlichen Sinne. Aber für einen Verwandten tun sie alles, und je enger die Verwandtschaft, desto mehr sind sie bereit zu tun. Schwierig wird es, weil sie im allgemeinen keine lebenslangen Bindungen eingehen wie bei uns Menschen üblich, deshalb müssen sie ständig aufpassen, wessen Sohn ein Kind von wessen Tochter hat, und ausklamüsern, ob irgendwelche verwandtschaftlichen Verpflichtungen gegenüber dem Kind bestehen, wenn ja, bezeich-
    nen sie sich als Vettern. Viele verbringen ihr halbes Leben mit Ahnenforschung. Langweilen einen zu Tode damit. >Ich bin sein Vetter, aber nicht ihrer.< Gräßlich.«
    »Welches ist die engste familiäre Bindung?«
    »Die zwischen Mutter und Kind«, antwortete Stan prompt. »Danach kommt die Bindung eines männlichen Kentauren zu den Kindern seiner Schwester, dann die einer Kentaurin zu den Kindern, von denen sie überzeugt sein kann, daß sie ihres Bruders Fleisch und Blut sind - gar nicht so einfach, sich dessen immer sicher zu sein -, und dann kommen Schwestern und Brüder und auf der nächstunteren Stufe das, was nach unserem Verständnis echte Vettern und Kusinen wären. Die Bindung zwischen dem Vater und den Früchten seiner Lenden kommt erst an sechster Stelle; vor seinen eigenen, wird er stets die Kinder seiner Schwester versorgen.«
    »Richtig.« So weit deckte sich alles mit meinen bisherigen Überlegungen. »Nächste Frage: Ich habe gehört, daß Kentauren niemals lügen. Stimmt das?«
    »Hm. Das ist die offizielle Lesart. Man wird einen Kentauren niemals dabei ertappen, daß er eine direkte Unwahrheit sagt, wie zum Beispiel Schwarz ist Weiß oder etwas in der Art. Aber sie sind durchaus fähig, die Wahrheit ein wenig zu verdrehen, falls sich die Notwendigkeit ergibt. Zum Beispiel stellen sie zwei Dinge, die nicht zusammenpassen, so dar, als täten sie es doch, oder sie schieben ein kleines Wort ein, das man nicht besonders beachtet, welches aber die Bedeutung dessen, was sie sagen, ins Gegenteil verkehrt. Ich bin selbst ein paarmal darauf hereingefallen. Schlaues Völkchen, diese Kentauren. Man darf nie vergessen, daß selbst ein dummer Kentaur mehr Grips hat als die meisten Menschen.«
    »Werde ich mir merken«, sagte ich. »Ich werde daran denken, wenn ich mit Rob spreche, das heißt, falls er wieder einigermaßen bei Kräften ist.«
    »Bestimmt ist er das und auch imstande, dich hinters Licht zu führen. Das ist noch ein Fakt, den du im Auge behalten solltest: Kentauren sind zäh. Was dich und Nick zwei Wochen ans Bett fesseln würde, durchlaufen sie im Schnellgang und sind im Nu wieder auf den Beinen.«
    »Nach allem, was du erzählst, fange ich an, mich zu wundern, daß nicht Kentauren die Herrscher

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