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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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tun haben, lassen sich nur in langen, mühsamen Stunden rückgängig machen. Manchmal muß man die Unterstützung eines anderen Gottes erbitten. Ich seufzte. Noch ein Posten auf der länger werdenden Liste der Dinge, die ich morgen erledigen mußte. »Wir werden vorläufig einfach abschließen und uns von diesem Zimmer fernhalten.«
    Das taten wir. Ich fühlte mich ausgelaugt, diese Dornen hatten auch auf mich ihre Wirkung gehabt. Wir gingen den Flur hinunter und bogen um eine weitere Ecke, und ich hatte keinen anderen Wunsch, als endlich in mein Zimmer zu kommen, zu duschen und etwas auszuruhen, bevor ich mich an die Bewältigung der nächsten Aufgabe machte. Als wir dann vor der richtigen Tür standen, sahen wir in Augenhöhe etwas daran kleben, dicht unterhalb der Nummer.
    »Igitt!« sagte Will. »Das war beim letztenmal noch nicht da.«
    Es war eins der schwärzesten der schwarzen Symbole. Mir wurde übel. Die widerwärtige Aura war so stark, daß Nick und sogar Maree sie spürten. Nicks Frösteln steigerte sich zu Schüttelfrost; Maree stieß einen angstvollen Laut aus und machte eine Gebärde, als wollte sie die Hände vor das Gesicht schlagen. Unter Garantie hatte Janine das Maledikt hier angebracht, bevor sie im Lift nach unten gefahren war. Ich biß die Zähne zusammen und schickte mich an, es zu entfernen.
    »Nein, du nicht!« Will schob mich zur Seite. »Es ist gegen dich persönlich gerichtet, Dummkopf!« Mit den schüsselförmig zusammengelegten Händen - Händen, die es gewohnt waren, Mist zu forken und in der Erde zu wühlen - löste er das Maledikt von der Tür, schleuderte es auf den Boden, stampfte darauf und zermalmte es unter seinem derben Stiefel. Für einen Moment hing ein Gestank wie von faulen Eiern in der Luft. »Wie schon gesagt - igitt!« bemerkte Will und wischte sich angeekelt die Hände an der Jacke ab.
    Meine Tür hatte nun eine glatte, kreisförmige Delle, aber wenigstens war es eine exorzierte Delle. Ich schloß auf, und wir gingen hinein. Will hatte das Licht angelassen. Von Rob war nur eine gefächerte schwarze Haarsträhne auf meinem Kissen zu sehen, der Rest von ihm zeichnete sich als großer Hügel unter meiner Decke ab, und offenbar lag er in tiefem Schlummer. Nachdem ich mich vergewissert hatte, daß er atmete und durch das Maledikt an meiner Tür keinen Schaden genommen hatte, verzichtete ich darauf, ihn zu wecken. Ich schob nur Maree in ihrem Rollstuhl an einen Platz, wo er sie sehen mußte, wenn er sich bequemte, ein Auge zu öffnen, und ging zum Telefon.
    »Hamburger und Chips für alle?« fragte ich Will.
    »Zwei Cheeseburger für mich«, antwortete mein Bruder. Unser beider jahrelange Übung darin, Simon aufzuziehen, machte sich bezahlt. Ich brauchte ihm nicht einmal zuzuzwinkern. Er fuhr mit Unschuldsmiene fort: »Was essen eigentlich Kentauren? Ich nehme an, sie sind Vegetarier, was meinst du?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Vielleicht bestelle ich für ihn lieber einen Vegeburger und Salat.«
    »Vegeburger sind voller Zusätze, das könnte seinen Magen und Stoffwechsel durcheinanderbringen. Andererseits, das Fleisch in den Hamburgern könnte Pferd sein.«
    An dieser Stelle ging Nick ein Licht auf, fast hätte er losgeprustet und alles verdorben. Will und ich bändigten ihn mit einem strengen Blick. Ich sagte mit gespielter Nachdenklichkeit: »Also hat er die Wahl zwischen zwei Dingen, die für ihn unbekömmlich sind. Am besten bestelle ich für ihn gar nichts. Außerdem scheint er ja zu schlafen.«
    Will krönte unsere Komödie mit: »Wahrscheinlich gibt es auf der Erde gar nichts, was er essen darf. Kaffee - na, ich weiß nicht, und Milch ist bestimmt nicht gut für ihn. Sogar Wasser ist verseucht mit gesundheitsschädlichen Chemikalien.«
    Hier konnte Rob es nicht mehr aushalten. Er richtete sich auf und sah überraschend gesund aus in Anbetracht dessen, was er mitgemacht hatte. »Ach, bitte«, sagte er, »ich habe furchtbaren Hunger. Gibt es wirklich nichts für mich zu essen oder zu trinken?«
    »Hängt davon ab.« Ich wiegte bedenklich den Kopf. »Ißt du denn Fleisch?«
    »Und ob.« Robs Miene erhellte sich. »Und Käse und Brot, und ich würde sogar Salat essen. Und ich trinke gern Milch.«
    »Also gut«, sagte ich. »Cheeseburger, Chips und Kaffee für alle.«
    Ich nahm den Hörer auf, während Rob nun wohl oder übel Maree anschauen mußte und seinerseits von Nick unverwandt gemustert wurde. Damit sie Gelegenheit hatten, ein wenig im

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