Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
Vom Netzwerk:
sollte in ihr Zimmer gehen und sich hinlegen.«
    Janine fühlte sich absolut sicher, natürlich, sie wußte nicht, daß ich auf Thalangia gewesen war. Aber daß Nick bei mir war, mußte ihr zu ... Hier begann ich mich zu fragen, was in Nick vorgehen mochte. Wenn die Begegnung mit Janine für mich unangenehm war, für Nick war sie zehnmal schlimmer. Ich schaute mich nach ihm um, doch er war nirgends zu sehen. Verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Dafür stand Will nur ein paar Schritte von uns entfernt und starrte voller Entsetzen auf Maree. Und Maree erkannte Janine. Ihr e bleichen Hände fuchtelten ziellos, sie bewegte stumm die Lippen.
    Immer noch lächelnd neigte Janine leicht den Kopf zur Seite und beugte sich nieder. »Was versucht die arme Kleine zu sagen?«
    Will dort stehen zu sehen gab mir Auftrieb. Es drängte mich, dieser Frau mein Wissen entgegenzuschleudern, ihre Pose arroganter Unangreifbarkeit ins Wanken zu bringen. Doch was hätte es genützt? Sie wußte so gut wie ich, daß es auf Erden keinerlei plausible Beweise gab, um sie mit Marees Zustand in Verbindung zu bringen. Statt dessen beugte ich mich ebenfalls vor, ihr entgegen. »Sie versucht, Sie darauf aufmerksam zu machen«, sagte ich, »daß jemand sechs Kaninchenhoden an ihre rechte Brust geheftet hat.«
    Janines Kopf flog hoch. Sie starrte mich an und überlegte offensichtlich, ob ich wirklich das gesagt hatte, was sie verstanden zu haben glaubte. Dann verschanzte sie sich hinter einer vornehm pikierten Miene, drehte sich um und schritt graziös davon.
    Will stürzte auf mich zu. »Lieber Himmel, Rupert! Was zum Teufel...!«
    »Ko mm mi t nach oben, und ich erklär’s dir.« Ich schaute mich ein letztes Mal nach Nick um, doch er war noch immer nirgends zu entdecken. Der reinste Houdini. Nun ja, irgendwann würde er schon wieder auftauchen. Will und ich zwängten uns neben dem Rollstuhl in die Kabine, und während sie leise summend in die Höhe stieg, gab ich Will einen Überblick über die jüngsten Ereignisse.
    »Heiliger Strohsack!« stöhnte er. »Das erklärt, weshalb du so mitgenommen aussiehst! Und auch die Szene gerade eben. Ich habe noch nie erlebt, daß du einer Dame gegenüber dermaßen ausfallend geworden bist. Ich konnte mir nicht erklären, was in dich ... Und was wird nun mit unserem Kentauren, Rob?«
    »Wir werden ihn irgendwie zum Sprechen bringen. Daß er von dir angefahren wurde, hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Bestimmt sollte er mit den beiden nach Thalangia zurückkehren, und dann...«
    »Aber was willst du nun gegen Janine und diesen Gram White unternehmen? Es gibt keinen Beweis gegen sie, außer Nicks Aussage, und diese Person ist seine Mutter!«
    »Ist mir bewußt. Außerdem werde ich Nick - falls er sich denn blicken läßt - mit Maree nach Babylon schicken müssen, also geht uns seine Aussage ebenfalls verloren.« Ich schaute auf die Anzeige und sah, daß wir die vierte Etage passierten. »Will, ich brauche deine Strophe.«
    »Das will ich meinen, sie ist die wichtigste.« Er rasselte sie herunter:

    Wie schwer ist der Weg nach Babylon?
    So schwer wie Gram und Tod.
    Sag, worum bitten, bin ich dort?
    Nur, um was dir not.
    Wenn’s dir im Leid nicht an Mut gebricht,
    gelangst du hin bei Kerzenlicht.

    Kaum hatte er ausgesprochen, als wie aufs Stichwort der Lift hielt und die Tür aufging. Ich schob Maree hinaus und sagte: »Danke dir. Ja, das hört sich wichtig an.« Gleichzeitig hielt auch der zweite Aufzug, und Nick trat heraus. Nach einem Blick in sein verschlossenes, bemüht ausdrucksloses Gesicht enthielt ich mich jeglichen Kommentars und sagte nur: »Da bist du ja. Ko mm mi t in mein Zimmer, und ich bestelle beim Zimmerservice etwas zu essen für uns alle.«
    »Ich bin nicht sehr hungrig.«
    »Du vielleicht nicht«, konterte Will vergnügt, »aber ich. Betrachte mich als dankbaren Abnehmer für alles, das du nicht schaffst.« Er hatte offenbar den richtigen Ton getroffen. Nick ging neben uns um die erste verspiegelte Ecke und den Flur dahinter entlang. Der Nodus war erneut manipuliert worden. Wir bogen um noch eine Ecke, und meine Zimmernummer war immer noch nicht in Sicht. Passierte das jedesmal, wenn Gram White nach Thalangia ging oder wiederkam? Ich fragte Will.
    »Nicht nur das«, lautete die Antwort. »Noch irgend jemand macht sich an dem Nodus zu schaffen. Jedesmal, wenn ich hier oben nach dem Rechten sehen wollte, war dein Zimmer ein Stück weiter weg.«
    Diesmal war es so weit

Weitere Kostenlose Bücher