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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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den Hals um!« knirschte Will. »Das ist doch kein Spiel!«
    Doch für Kornelius Punt war das ganze Leben ein Spiel. Ich verwarf den Gedanken, er könnte Whites Handlanger sein, und forschte zwischen den grauen Umhängen nach dem wirklichen Hintermann. Er mußte sich dort verstecken.
    Mittlerweile waren Maree und Nick aufmerksam geworden und hatten gemerkt, daß sich etwas zusammenbraute. »Können wir irgendwie helfen?« fragte Maree leise, ohne den Blick von ihrem Onkel abzuwenden.
    »Nimm meine Hand und die von Nick und denkt beide Kraft«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Sofort schloß ihre kleine feste Hand sich um die meine. Ich hörte sie flüstern: »Komm schon, Nick!« und spürte dankbar das Ergebnis als einen Zustrom von Energie und, von Maree, Freude darüber, etwas tun zu können. Nicks Anteil war regelrecht aufgeladen mit Erregung. Er wußte, er befand sich in einem echten magischen Zwist, und auf seine ruhigere Art war er davon fast ebenso berauscht wie unser holländischer Animateur.
    Eben dieser merkte, daß wir Helfer verpflichtet hatten, und munterte wieder die andere Partei auf. Gram White lachte, er amüsierte sich prächtig. Sein Leutnant fand es weniger lustig. Mit dem Beistand von Nick und Maree waren wir stark genug, um eine der felsenfesten schützenden Kuppeln zu errichten, die Wills Spezialität sind. Der Leutnant sah sich gezwungen aufzustehen, er gab in scharfem Ton ein Kommando. Die Gewappneten fingen an, sich auf ihren Stühlen zu wiegen, und ein tiefes, an- und abschwellendes Summen stieg aus ihren Kehlen, düster untermalt vom dumpfen Klappern und Knarren der Rüstungen.
    Verdammt! dachte ich. Das ist eine Anrufung von Macht.
    Ted Mallory unterbrach sich und hustete in sein Mikrofon. »Darf ich vielleicht um Ruhe bitten?«
    Danach eskalierte die Situation. Während Ted Mallory seine Fantasie um Orion weiterspann - Will und ich wünschten beide, er würde es bleibenlassen; seine Spekulationen tangierten ein Großes Geheimnis der Magids und lenkten uns ab -, schleuderte der Leutnant uns alles entgegen, was ihm zu Gebote stand. Durch das Summen und Klappern steigerte sich der Druck des Antagonismus derart, daß ich nichts weiter tun konnte, als meinen Teil der schützenden Kuppel aufrechtzuerhalten und aus dieser Deckung kurze Schläge gegen die von Kopf bis Fuß verhüllte Gestalt des Leutnants zu führen, um herauszufinden, wer er war una wo seine Schwächen lagen. Seine Vasallen, größtenteils Amateure, hatten Schwierigkeiten, die gestiegene Machtintensität zu beherrschen, Energie wurde frei und manifestierte sich auf physischer Ebene. Erst waren es faulige Gerüche, dann leuchtender giftgrüner Rauch. Als endlich halbtransparente Erscheinungen wie chinesische Drachen über unseren Köpfen schwebten, fing hinter mir das Baby an zu schreien und mußte hinausgetragen werden. Weitere Leute aus dem Publikum, ziemlich viele, wählten diesen Zeitpunkt, um den Saal zu verlassen, und wer wollte es ihnen verübeln. Bald tanzten blaue Funken knisternd über die Metallteile der Rüstungen. Behelmte Gestalten sprangen von ihren Sitzen auf und schlugen sich auf Brust und Schenkel. Der Aufbau der Macht wurde unterbrochen, Gelegenheit für mich, den Leutnant hart zu treffen. Seine Kapuze fiel zurück. Es war Thurless.
    Eigentlich hätte ich es mir denken können.
    Kornelius Punt war entzückt über die Manifestationen. Er geriet schier aus dem Häuschen, sprang auf und ab und feuerte beide Parteien an. Sein Gehampel war für Ted Mallory der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Die Gerüche und die Erscheinungen ließen sich zur Not ignorieren, nicht aber eine hopsende menschliche Gestalt. »Setzen Sie sich hin, verdammt!« schnauzte er.
    Punt, nicht sonderlich eingeschüchtert, ging zu seinem Platz zurück, wo er aber keineswegs ruhig sitzenblieb, sondern übermütig auf seinem Stuhl herumkasperte.
    Inzwischen war mir klargeworden, daß unser Heil in der Flucht lag. Thurless besaß magische Kräfte, die denen eines Magids gleichkamen, und war offensichtlich von White ausgebildet worden. Für Fisk galt das gleiche. Wir hätten es mit ihnen aufnehmen können, aber nicht, solange sie von einer mehr als hundertköpfigen Hilfstruppe unterstützt wurden, und nicht, solange Fisk einfach jede Stasis aufsaugte, die wir zu bewirken versuchten. Ich setzte flüsternd die anderen von dem bevorstehenden geordneten Rückzug in Kenntnis. Nick und Will waren sofort einverstanden,

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