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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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der Erde etwas damit anfangen können.
    Wir überredeten Dad, wo wir jetzt doch reich genug sind, jemanden einzustellen, der für uns kocht. Maree kann’s nicht, Dad hat keine Lust, es zu lernen, und ich kann nur Spaghetti. Also geht Dad hin und heuert die Schwester von Mrs. Fear an, Yvonne, weil sie die letzte Verkäuferin ist, die Mum gefeuert hat. Doch das heißt, die Wohltätigkeit zu übertreiben! Yvonne kocht schlechter als Maree. Ich gebe hundert Pfund die Woche aus, um mir Sachen zu kaufen, die eßbar sind. Was ich eigentlich sagen wollte, ich habe Geld für alles mögliche. Ich habe mir den Packen formatierte Disketten gekauft und den Bericht kopiert, und dann habe ich die Disketten an allen möglichen Stellen versteckt, bevor ich mit Maree in ihrem neuen Auto zu Rupert hinausgefahren bin.
    Ruperts Haus ist ziemlich klein, aber drinnen nicht übel. Ein ganzer Raum steht voller Computer und in seinem Wohnzimmer hat er eine tolle Musikanlage. Sie versuchen, meinen Onkel Derek (Maree nennt ihn neuerding ihren quasi-Paps) zu überreden, daß er dort einzieht. Maree und Rupert wollen in dem größeren Haus weiter unten an der Straße wohnen, das mit dem Teich im Garten, sobald Maree ihre Ausbildung beendet hat - aber das wird noch eine Zeitlang dauern, und sie will, daß Rupert auf meinen quasi-Onkel aufpaßt. Ich glaube aber, Onkel Derek ist zu unabhängig, um sich darauf einzulassen. Falls er in London bleiben will, werde ich Ruperts Haus kaufen. Es gefällt mir wirklich.
    Als wir hinkamen, war das letzte Gelege Ente nk üken gerade geschlüpft. Man konnte nicht in die Küche, aus Angst, auf sie zu treten. Frau Buktary baut ihr Nest immer unter der Spüle. Herr Buktary kommt durch die Katzenklappe herein, die Rupert für seine Hausgenossen eingebaut hat, und ergreift sofort wieder die Flucht, wenn seine Abkömmlinge sich auf ihn stürzen. Er leistete uns im Wohnzimmer beim Mittagessen Gesellschaft. Rupert ist ein wirklich guter Koch; ich wünschte, er würde Yvonne ein paar Unterrichtsstunden geben.
    Als wir fertig waren mit Essen, fragte Rupert: »Bereit, ihr zwei?« und als wir ja sagten, forderte er mich auf, meinen Ausdruck zu holen und bereitzuhalten. Dann sagte er: »Egal, wie es aussieht oder euch vorkommt, denkt immer daran, daß wir in Wirklichkeit diesen Raum nicht verlassen werden.«
    Ich überlege immer noch, weshalb er das gesagt hat, wahrscheinlich ist es der vorgeschriebene Standardspruch für Außenstehende (also mich). Außerdem war es gelogen, hundertprozentig. Magids scheinen ziemlich oft lügen zu müssen - mir persönlich gefällt das. Ich weiß ganz genau, nachher war es Stunden später, und meine Füße taten weh vom Stehen. Doch am Anfang saßen wir auf unseren Stühlen und schauten auf die Bücherschränke und die Stereoanlage.
    Nach einer Weile, obwohl ich keine Veränderung bemerkt hatte, sagte Rupert: »Los geht’s.« Er stand auf, ging zum mittleren Bücherschrank und schwang eine Hälfte davon zurück wie eine Tür. Im Halbdunkel dahinter führte eine Wendeltreppe in die Höhe. »Kommt mit«, sagte er und stieg als erster hinauf. Die Stufen waren aus Holz und knarrten. Maree folgte ihm . Sie war sehr nervös. Man sieht ihr gut an, wenn sie nervös ist, weil sie dann eine besonders kämpferische Miene aufsetzt und dauernd ihre Brille hochschiebt und blinzelt. Ich ging als letzter, und zu dem Zeitpunkt war ich noch überhaupt nicht nervös.
    Die Treppe führte in einer Spirale immer weiter nach oben. Nach einiger Zeit wurde mir bewußt, daß wir längst schon viel höher gestiegen waren als Ruperts Haus überhaupt ist. Außerordentlich interessant. Und je höher wir stiegen, desto dunstiger wurde es in dem Treppenschacht, bis alles irgendwie milchig wirkte oder ein bißchen wie ein Filmnegativ, aber die Stufen waren unverändert aus Holz. Sie knarrten imm er noch. Ich roch den staubigen Holzgeruch, und ich weiß, sie waren so wirklich wie ich. Es war außerdem ziemlich warm, und dadurch wurde der Geruch noch deutlicher.
    Als wir nach meiner Schätzung mindestens so hoch gestiegen waren wie die Spitze des Kirchturms im Nachbardorf oder vielleicht sogar höher, standen wir plötzlich in einem offenen Türbogen auf einem Fußboden aus sehr breiten Dielen, die schlimmer knarrten als die Stufen. Und ich sah, wir waren in der Oberen Kammer. Sie war sehr groß, aber ich konnte nicht erkennen wie groß genau, obwohl ich die Wände sah, kahl und weiß gestrichen, aber über allem lag so ein

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