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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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keineswegs ein Säugling, wie Janines Verhalten hatte vermuten lassen - sah aus, als würde er sich am liebsten unter ihrem Auto verstecken.
    Ich glaube, dieser Schluchzer in ihrer Stimme war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Jedenfalls wurde ich fuchsteufelswild. »Rupert Venables«, sagte ich barsch. »Ich habe Ihnen geschrieben.« Ich n ahm die Hand von der Brille und zog die Brieftasche heraus. »Ich habe in der ganzen Stadt nach Ihnen gesucht, um Ihnen diese vermaledeite Erbschaft auszuhändigen. Hier bitte.« Ich hielt ihr die aufgefächerten Zehnpfundnoten hin, die ich vorbereitet hatte, um meiner Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen.
    Sie machte ein verdutztes Gesicht. Und wie ich gehofft hatte, konnte sie gar nicht anders, als nach dem Geld greifen. Mit gereizter Pedanterie zählte ich ihr die Noten in die Hand, eine nach der anderen, zu Johlen, Pfiffen und Beifallsrufen von den Autofahrern auf der anderen Seite und sogar einigen aus der Schlange hinter uns, die nun entweder aus den Seitenfenstern hingen oder aufgebracht neben ihren Wagen standen. Mallorys Gesicht verfärbte sich zu einem zornigen Dunkelrot, ihre Kinnmuskeln spannten sich, und ihre Hand zuckte, als wollte sie die Scheine von sich schleudern, aber das Geld bedeutete ihr zuviel. Sie konnte sich nicht davon trennen.
    »Und zehn«, sagte ich, »macht zusammen einhundert. Wenn Sie jetzt die Güte haben würden, in Ihr verdammtes Auto zu steigen und die Straße freizumachen.«
    Sie antwortete nicht, sondern marschierte hocherhobenen Hauptes zu ihrer offenen Tür, begleitet von erneutem Johlen und Pfeifen. Vetter Nick schob sich mit der Geschwindigkeit eines frühen Stummfilms auf den Beifahrersitz und stellte sich unsichtbar.
    »War’s den Preis denn wert?« rief der Fahrer des Autos hinter mir, als ich zu meinem eigenen Wagen zurückging.
    Ich hätte ihm gern geantwortet, es wäre allerdings 100 £ wert, endlich von Maree Mallory und ihr em Clan erlöst zu sein, aber wie sollte ich ihm erklären weshalb, also zuckte ich nur die Schultern und lächelte und setzte mich hinter das Lenkrad, während Mallory mit einem Satz anfuhr und eingehüllt in eine Wolke aus blauem öligem Qualm davonröhrte. Ihr Auto war nicht halb so alt und klapprig wie der braune Morris, nur machte sie sich anscheinend nicht die Mühe, es zu pflegen.
    Ich war froh, auf dem Rückweg keinen Beifahrer zu haben; ich konnte nach Herzenslust fluchen. Als ich zu Hause ankam, kochte ich immer noch.
    »Was ist los?« fragte Stan aus dem dunklen Wohnzimmer über die gnadenlose Brillanz einer Bachschen Fuge hinweg.
    »Mallory!« Ich schlug mit der Faust auf den Lichtschalter. »Wenn irgend jemand dieses Mädchen zum Magid machen will, dann nur über meine Leiche! Sie ist - unbeschreiblich. Und potthäßlich noch dazu. Nicht zu erwähnen, daß sie völlig übergeschnappt ist.« Aufgebracht schilderte ich ihm die Erlebnisse meines Tages.
    »Hm. Hat sie denn irgendwelches Talent erkennen lassen?«
    »Säckeweise. Jedenfalls genug, um mich den ganzen Tag auf Abstand zu halten. Und mir kann der Abstand gar nicht groß genug sein. Ich will nichts mit jemandem zu tun haben, der sein Talent dazu benutzt, den Feierabendverkehr zum Erliegen zu bringen, um auf der Straße einen Veitstanz aufzuführen. Und sich nicht einmal schämt! Wenigstens ihr halbwüchsiger Cousin hatte so viel Anstand, auszusehen, als sei es ihm peinlich.«
    »Sieh’s von der positiven Seite«, meinte Stan tröstend. »Diese Mallory besitzt nicht die für einen Magid nötige Disziplin. Einen Kandidaten kannst du also zu den Akten legen und hast jetzt den Kopf frei für die anderen vier.«
    »Herrliche Aussichten«, schnaubte ich, stürmte in die Küche und riß die Kühlschranktür auf. »Und wie soll ich Leute testen, wenn sie über den ganzen Globus verstreut sind? Japan, Neuseeland, Bosnien, Ohio - herrliche Aussichten!«
    Stan war mir offensichtlich gefolgt, seine Stimme sagte dicht hinter mir: »Darüber habe ich nachgedacht. Sobald du etwas gegessen und dich abgeregt hast, erzähle ich dir, was mir eingefallen ist.«

Kapitel 6

    Ich brauchte ungefähr zwei Stunden, um mich zu beruhigen. Erst mußte ich auf dem Pfad der Selbsterkenntnis so weit kommen, mir einzugestehen, daß ich mir selbst diese Enttäuschung eingebrockt hatte. Nicht nur hatte ich gehofft, Mallory würde sich als geeignet für die Aufnahme in den Zirkel der Magids erweisen, sondern ich hatte mir auf der Basis ihrer

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