Eine Frage der Balance
Basar; melden bei Eisenstein ... Für die Sicherheit verantwortlich zeichnen Hitler-Enterprises, und alle Schwerter sind bis Sonntag bei ihnen zu hinterlegen .. .< Stan, was sind das für Leute?«
»Ganz gewöhnliche Menschen, die Spaß haben wollen, denke ich«, antwortete er. »Niemand ist hundertprozentig normal, wenn man genau hinsieht. Aber eins steht fest - das künstlerische Potential bei ihnen ist gleich Null.« Er hatte recht. Die Broschüre zierten undeutliche Abbildungen von Magiern, Hexen und mit wenig mehr als dem Familiengeschmeide bekleideten jungen Damen. Alle waren ausgesprochen stümperhaft gezeichnet.
»Nun ja«, meinte ich und schickte Mr. Corrie einen Scheck.
Eine Woche später erhielt ich meine Quittung und die Bestätigung, daß ich nun offiziell Teilnehmer des Phan- tasmaCons sei, mit einem auf meinen Namen reservierten Zimmer im Hotel Babylon als Beweis.
Von diesem kleinen Intermezzo abgesehen war ich, wie schon gesagt, konzentriert bei der Arbeit, sowohl im Haus als auch in dem Schuppen hinten im Hof. Der Schuppen ist einer der Gründe, weshalb ich das Haus gekauf t habe. Er ist groß und hell, und einer der Vorbesitzer hatte bereits einen schönen glatten Dielenboden gelegt. Ich stattete ihn mit Heizung aus. Dieser Fußboden ist wunderbar geeignet, um Symbole und Figuren zu zeichnen. Für die Arbeit mit Schicksalsbahnen braucht man unter anderem eine doppelte Ewigkeitsspirale, die verteufelt schwierig zu zeichnen ist. Nicht lange nachdem Corries Umschlag gekommen war, rutschte ich in meinen ältesten Kleidern auf dem Boden des Schuppens herum und hantierte mit Kreide und Wischlappen, zeichnete, löschte aus, verbesserte, hob einmal zufällig den Kopf und sah Andrew in der Tür stehen.
Er gab mit keiner Miene zu erkennen, ob er sich über meine seltsame Beschäftigung wunderte, sondern meinte in seiner geistesabwesenden Art: »Ich wollte nur fragen, w ann du einmal Zeit hast, mich zu fahren.«
Ich hatte vergessen, daß sein Wagen in Reparatur war. Ergeben stand ich auf, klopfte mir den Staub von den Knien und verbrachte den Rest des Tages damit, ihn durch die Gegend zu chauffieren. Irgendwann unterwegs - entweder auf der Fahrt nach Cambridge oder Huntingdon oder zurück - äußerte ich beiläufig: »Ich zeichne mir beim Programmieren gern ein Schema auf.
Es ist hilfreich, einmal die Zusammenhänge bildlich vor Augen zu haben.«
Er darauf: »Mir kommen die besten Ideen, wenn ich spazierengehe.«
Noch einmal gutgegangen. Doch als ich am nächsten Tag meine Arbeit wieder aufnahm, umgab ich zur Vorsicht den Schuppen, das Haus, den Hof und auch den kleinen Vorgarten mit massiven magischen Barrieren. In der Überzeugung, nun nicht mehr gestört zu werden, fuhr ich fort mit meinen Kreidegraffiti.
Gegen Abend war ich soweit, die Spirale zu beschreiten. Dazu bedarf es ungeheurer Konzentration, zumal ich die Schicksalsbahnen von vier Menschen mit mir zog - nicht zu reden von meiner eigenen -, und man kann großen Schaden anrichten im Leben dieser vier Menschen und aufgrund der Komplexität des Gewebes auch dem Rest der Welt, wenn man einen Fehler macht. Ich bewegte mich einen Fuß vor den anderen setzend die Kreidelinien entlang, mit ausgestreckten Armen, um die Welt im Gleichgewicht zu halten, als ich einmal kurz aufschaute und eine Gestalt auf dem Bogen am anderen Ende stehen sah.
Ich konnte meinen Besucher nicht erkennen, er stand als Silhouette, gesichtslos in der Flut aus orangefarbenen Sonnenlicht, das durch das obere Fenster strömte. Kreidestaub und Staub aus der Scheune fingen das Licht ein und hüllten ihn in eine unwirkliche Aura. Er wirkte gewaltig.
Sie kennen das Gefühl, wenn der Magen plötzlich mit einem Ruck in den Keller fällt und man sich hohl und schutzlos fühlt. So ging es mir. Aber ich konnte nicht stehenbleiben, das wäre erst recht gefährlich gewesen. Mein erster Gedanke war: Zum Glück ist es nicht Mallory! Zugetraut hätte ich’s ihr. Dann dachte ich, es könnte Stan sein, sichtbar gemacht von den Staubschwaden. Aber die Gestalt war zu groß. Es dauerte einige Minuten, bis ich eine Stelle erreichte, wo das Sonnenlicht ihn aus meinem
Blickwinkel gesehen von der Seite traf. Da erkannte ich Andrew. Er stand einfach da und schaute, anscheinend völlig geistesabwesend, aber ich konnte seinen Blick auf mir spüren.
»Du dürftest nicht hier sein«, sagte ich, sobald ich mir ein Nachlassen der Konzentration erlauben konnte.
Er lächelte, und wie immer ließ dieses
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