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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Lächeln ihn schlagartig hellwach und bewußt erscheinen - zu meiner größten Beunruhigung. Doch offenbar befand er sich trotzdem in einer Art Trancezustand, ich spürte es, als ich näherkam. Da er auf meinen Kreidelinien stand, mußte ich ihn bei den Oberarmen nehmen und beiseite schieben. Er bewegte sich wie ein Zombie und blieb genau auf dem Fleck stehen, wo ich ihn hingestellt hatte. Ich wanderte die Windungen am oberen Bogen ab und hoffte das Beste, doch als ich mich schließlich umdrehte und zu meinem Ausgangspunkt blickte, stellte ich fest, daß Andrew, während ich nicht auf ihn geachtet hatte, ebenfalls gewandert war und jetzt auf dem Bogen am unteren Ende stand. Dort schien ihm die Sonne golden in das leere, ernste Gesicht.
    Verdammt! Ich mußte die Tatsache akzeptieren, daß Andrew sich irgendwie in den Schicksalsbahnen verheddert hatte, die ich manipulierte. Er selbst ahnte natürlich nichts davon. Wahrscheinlich hatte er sich eine Tasse Zucker borgen wollen oder was weiß ich, und war im falschen Moment gekommen. Als ich die Beschwörung beendet hatte, führte ich ihn in der Abenddämmerung über den Hof und schob ihn durch das Tor.
    Er kam zu sich, sobald er meine Barrieren passiert hatte. »Danke«, sagte er, als hätte ich ihm den Zucker gegeben. »Bis zum nächstenmal.« Und ging an der Hecke entlang zu seinem eigenen Haus.
    »Sieh’s von der positiven Seite«, meinte Stan, als ich ihm davon berichtete. »Es war nicht Mallory.«
    »Verschone mich! Aber was glaubst du, habe ich ihm angetan?«
    »Wer weiß. Ich habe nie von einem ähnlichen Vorfall gehört, aber vielleicht wurde nur nicht darüber gesprochen. Es kann nicht allzu schlimm sein. Hoffe ich. Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, daß unser Andrew den dringenden Wunsch verspürt, sich bei Gandalf im Ops Room als Hobbit zu melden.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr!« sagte ich.

Kapitel 7
Aus Maree Mallorys
    Verzeichnis >Domenhexe<,
    Auszüge aus verschiedenen Dateien

    [1]
    OK. Also habe ich mich Janine gegenüber schlecht benommen. Wie gewöhnlich.
    Janine paßt es nicht, daß ich bei ihnen wohnen soll. Sie war so giftig, daß ich zu ihr sagte: »Versuch du doch mal, mit deiner Schwägerin unter einem Dach zu wohnen! Versuch du, Arbeiten zu schreiben, die für dein Examen wichtig sind, wenn siebzehn Blagen durchs Haus toben!« Meine Tante Irene hat fünf eigene Kinder, plus zwei von ihrem neuen Ehegespons, aber sie findet das Leben zu wenig aufregend, wenn nicht jedes wenigstens noch einen Freund bei sich zu Gast hat, über Nacht, jede Nacht. Glücklicherweise war die letzte gute Tat von meinem kleinen dicken Paps, bevor sie ihn zur Chemotherapie karrten - außer mir sein Auto zu schenken -, daß er mit seinem Bruder Ted redete und ihm das Versprechen abnahm, mir bei sich Kost und Logis zu gewähren. Also schlug ich Janine vor, sich bei Onkel Ted zu beschweren.
    Sie sagte: »Was stimmt nicht mit den Quartieren der Universität?«
    »Kein Platz«, antwortete ich. »Ich hatte eine Wohnung, aber sie wurde, ohne mich zu fragen, an jemand anderen vermietet.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber wie es wirklich gewesen war, gedachte ich Janine nicht auf die Nase zu binden. Robbie wohnte mit mir in den zwei Zimmern (die Mietkaution hatte meinen gesamten Rest Geld verschlungen), und dann ließ er eiskalt seine neue Flamme Davina statt meiner einziehen. Oder vielleicht hat er mir angeboten, auf dem Sofa zu schlafen, ich weiß es nicht genau, weil ich zu wütend war, um ihm
    zuzuhören. Ich flüchtete zu Mom nach London und schwor, nie wieder zurückzukehren. Und mir war es ernst damit, bis Paps mich umstimmte. Er überredete mich, mein Studium fortzusetzen, und ich verbrachte einen gloriosen Monat in Tante Irenes Haus. Dann sagte ich noch einmal zu Paps: »Nie wieder!«, weshalb er mit Onkel Ted redete.
    Janine bedachte mich mit einem dolchspitzen Blick. Aber sie hütet sich, offen gegen Onkel Teds Entscheidungen zu protestieren. Wenn sie es täte, müßte sie befürchten, daß er merkt, wie sie ihn manipuliert. Sie wird sich Zeit lassen und abwarten und Onkel Ted nach und nach zu der Einsicht bringen, daß ich unausstehlich bin. Also tat sie, was sie immer tut, wenn sie nervös ist, weil sie ihren Willen nicht durchsetzen kann: energisch die Pulloverärmel herunterziehen, so daß ihre goldenen Armreifen klingeln. Zupf, zupf. Das tadellos frisierte Haar zurückwerfen. Dann ein Abgang mit Stil, klack-klackklack, um die bedauernswerten

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