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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Küche, als ich hereinplatzte, und ihre Begrüßungsworte lauteten: »Liebes, wie schade, du bist wieder durchgefallen.« Auf ihr e unnachahmliche Art hatte sie es geschafft, daß meine Freude in Gereiztheit umschlug.
    »Nein, ich habe bestanden«, schnappte ich.
    »Ausgezeichnet!« sagte Nick. »Jetzt können wir eine Rundfahrt durch Bristolia machen.«
    Ich darauf: »Von mir aus kann’s losgehen«, aber Janine legte mir die Hand auf den Arm und sagte: »Arme Maree. Sie ist bestimmt müde nach der Anspannung und Konzentration. Du darfst sie nicht drängen, Nick.«
    Aha! In Wirklichkeit war Janine also hier, um zu verhindern, daß ihr Sohn sich zu mir ins Auto setzte und sein Leben riskierte. »Müde? Von wegen müde!« brauste ich auf. »Ich fühle mich großartig!« So ganz stimmte das nicht mehr, Janine hatte mir die Laune gründlich verdorben. »Du glaubst nur, daß Nick mit mir am Steuer nicht sicher ist.«
    »Das habe ich nicht gesagt, Maree. Aber ich weiß, daß ich erst richtig fahren lernte, nachdem ich meinen Führerschein hatte.«
    »Das sagen alle, aber bei mir ist es anders. Ich habe vorher geübt und dir den Spaß verdorben.«
    »Maree, Liebes, ich weiß, daß es dir Freude macht, gegen den Strom zu schwimmen, aber glaub mir, du bist nicht anders als wir alle. Autos sind gefährlich.«
    Nun, wir argumentierten, Janine zuckersüß und sonnig, während ich immer größere Lust bekam, ihr die Augen auszukratzen. Das ist Janines Masche. Sie setzt ihre Gegner gekonnt ins Unrecht und verliert nie die Beherrschung. Lächelt nur engelhaft, während der andere vor Wut fast platzt. Nick schwieg und schaute zu. Und im entscheidenden Moment warf er ein: »Du weißt, sie fährt diesen Wagen schon seit Ewigkeiten, Mom. Maree, wenn aus der Bristolia-Tour nichts wird, unternehme ich was zusammen mit Fred Holbein.«
    »Nein, nein, es geht gleich los. Ich komme schon.«
    »Nick, ich verbiete dir, mit ihr wegzufahren«, sagte Janine.
    Er schenkte ihr ein herzerwärmendes, unschuldiges Lächeln und marschierte geradewegs hinaus zum Wagen. Das war’s. Master Nick hatte beschlossen, daß er mir Bristolia zeigen wollte, und das Weibervolk beugte sich seinen Wünschen. Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich geschmeichelt, daß er erstens keine Bedenken hatte, sich meinen Fahrkünsten anzuvertrauen, und zweitens offenbar nicht befürchtete, daß ich über sein Bristolia-Spiel lachen könnte. Meine Laune besserte sich umgehend. »Wohin?« fragte ich.
    Nick entfaltete einen großen, sorgfältig kolorierten Stadtplan. »Ich denke, wir beginnen mit dem Garten der Ungeheuer und der Burg des Vogts der Grünen Ödlande«, sagte er ernsthaft.
    Also fuhr ich ihn zum Zoo und dann an dem großen roten neogotischen Schulgebäude dort vorbei. Anschließend ging es nach Durdham Down und weiter nach Westbury-on-Trym und zurück nach Redland. Danach verlor ich die Übersicht. Nick hatte andere Namen für alles, und zu jedem Ort gehörte eine abenteuerliche Geschichte samt historischen Daten. Er erklärte mir ganz genau, wie viele Meilen in Bristolia wir für jede Meile in der Stadt zurückgelegt hatten. Ich gab mir Mühe, ein mitdenkendes Interesse zu bekunden, aber Paps’ Auto machte Zicken. Vielleicht glaubte es, was Nick sagte, daß wir bis zum Zoo siebenhundert Meilen zurückgelegt hätten, denn danach begann es röchelnde Geräusche von sich zu geben und zu stottern, sobald es bergauf ging. Ich war vollauf damit beschäftigt, es in Gang zu halten, aber Nick erklärte mir mit ungeminderter Begeisterung die Details seiner Phantasiewelt, obwohl einige meiner Kommentare ziemlich vage und sogar sarkastisch ausfielen. Ich glaube, er merkte es gar nicht. Ehrlich gesagt, ich war ziemlich gerührt, weil wir solche Spiele zu spielen pflegten (nur in kleinerem Rahmen), als ich vierzehn war und Nick acht. Und ich wäre lieber gestorben, als seine Gefühle zu verletzen.
    Wir fuhren die steile Straße zum Zentrum hinunter und hatten gemäß Nicks Berechnungen mittlerweile zweitausend Bristolia-Meilen zurückgelegt, als er plötzlich sagte: »Moment mal. Ich glaube, wir werden verfolgt.«
    Fast hätte ich gesagt: »Gehört das zum Spiel?«, doch bevor ich es aussprechen konnte, überkam mich das Gefühl, daß er recht hatte. Frag mich keiner, wieso. Ich wußte, jemand war hinter uns, suchte uns und war entschlossen, uns zu finden. Kein schönes Gefühl. Vielleicht hatte Janine jemanden auf uns angesetzt, um dafür zu sorgen, daß ich keine Gelegenheit

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