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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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zu Wort gekommen.«
    Wie sich herausstellte, war meine Parklücke die letzte gewesen. Tüchtiger Vetter Nick. Dem puterroten Mr. Thurless blieb nichts anderes übrig, als rückwärts aus der Durchfahrt zu setzen und sich anderswo eine Bleibe für seine Rostlaube zu suchen. Ich beobachtete ihn unter einem Arm hindurch, während ich die Taschen mit unseren Klamotten aus dem Kofferraum holte, und empfand ein inniges Vergnügen.

Kapitel 10
Aus Maree Mallorys
    Ordner >Dornenhexe<,
    Datei 23.

    Wir betraten eine große Halle voller Koffer und Getümmel. Leute in Jeans und T-Shirts liefen durcheinander, riefen Sachen wie: »Sag Rocker, er soll sofort im Ops Room antraben!« oder: »Hat Jedda die verdammten Dateien immer noch nicht kopiert?« oder einfach: »Slime Monster!« und fielen sich gegenseitig um den Hals, Männlein wie Weiblein.
    »Sieh an, sieh an«, meinte ich zu Nick. »Dann haben sie den Turm zu Babel wirklich hier gebaut.«
    Wir bahnten uns einen Weg durch das Chaos zur Rezeption. Ich stieg gerade über den letzten Gepäckstapel hinweg, als ich Nick zu der gestreßten Empfangsdame hinter dem Tresen sagen hörte: »Wir sind Nick und Maree Mallory. Für uns müßten Zimmer reserviert sein.«
    Während Nick sprach, brüllte im Hintergrund jemand: »Die Prägemaschine ist wieder kaputt!« Möglich, daß die Frau ihn deshalb nicht richtig verstand.
    Auf ihrem adretten kleinen Anstecker stand Odile, und sie trug eine konstant sorgenvolle Miene zur Schau. Sie tippte etwas in ihren Computer. »Tut mir leid«, informierte sie uns dann mit ausländischem Akzent. »Das Zimmer ist bereits belegt.«
    »Unmöglich!« versuchte ich, den Lärm zu übertönen. »Außerdem war es nicht ein Zimmer, sondern zwei.«
    Odile, die Stirn noch ein wenig mehr gerunzelt, drückte wieder ein paar Tasten. »Mr. und Mrs. Mallory«, sagte sie. »Ein Doppelzimmer, belegt. Das ist alles, was ich unter diesem Namen im Computer habe. Kein Doppelzimmer mehr frei, tut mir leid.«
    »Wir sind nicht Mr. und Mrs. Mallory«, versuchte Nick zu erklären, und ich machte die Verwirrung noch schlimmer, indem ich hinzufügte: »Wir sind Vetter und Kusine. Die Mallorys aus dem Doppelzimmer sind seine Eltern. Wir möchten jeder ein Einzelzimmer.«
    »Tut mir leid«, wiederholte Odile in singendem Tonfall. »Alle Zimmer sind für Teilnehmer des Kongresses reserviert.«
    Ganz offenbar hatte sie kein Wort von dem, was wir sagten, begriffen. Trotzdem versuchten wir, mit ihr zu reden wie mit einem vernünftigen Menschen. »Das wissen wir«, sagten wir einstimmig, und Nick erklärte, langsam und mit erhobener Stimme: »Zwei von den Zimmern sind für uns reserviert.«
    Kein Flackern von Verständnis in Odiles Blick. Sie klimperte auf ihrer Tastatur. »Ein Doppelzimmer für Mr. und Mrs. Mallory von der Kongreßleitung gebucht, die Gäste sind im Hause. Bedaure!«
    In unserer wachsenden Verzweiflung beugten wir uns unwillkürlich immer weiter über den Tresen, als könnte räumliche Nähe uns helfen, die Kluft in der Verständigung zu überwinden. Nick sagte: »Bitte, schauen Sie uns an. Sehen wir aus wie ein Ehepaar?«
    Odile schenkte ihm einen leeren Blick. Wer weiß, wo sie herkommt, heiraten die Menschen möglicherweise in Nicks Alter. »So steht es im Computer.«
    Ich versuchte mein Glück. »Odile, schauen Sie bei Einzelzimmern unter dem Namen Mallory nach, ja? Bitte tun Sie uns den Gefallen.«
    Ohne die geringste Veränderung ihrer nichtssagend-sorgenvollen Miene, wandte Odile sich wieder ihrer Tastatur zu. Die Spannung wurde unerträglich. Wir wandten uns beide halb ab, und Nick flüsterte: »Ich wette, sie ist ein Roboter.«
    Ich flüsterte zurück: »Oder eine Androidin.« Um nicht wieder Odile ansehen zu müssen, schaute ich mich im Foyer um und stellte fest, daß die Decke ein Mosaik aus Spiegeln war, großen und kleinen. Das ganze Menschengewimmel wurde dort reflektiert; kopfunter drängelten sich die Massen, quirlten zwischen Kofferbergen und nach unten wachsenden Palmen. Da waren wieder die drei mit dem Baby, das sie von einem zum anderen weiterreichten, um irgendeinen Bekannten zu umarmen, den sie gerade getroffen hatten. Ich sah auch Nick und mich, von einem Spiegel zum anderen wandernd, wenn ich den Kopf drehte - ein hoch aufgeschossener dunkelhaariger Junge und ein zu kurz geratenes Mädchen, das überraschenderweise aussieht wie ein normales menschliches Wesen. Der Anblick verursachte mir ein seltsames Kribbeln im Magen, als würde mir dort oben

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