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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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erkundigte ich mich.
    Zinka folgte meinem Blick im Spiegel und stellte mit einem Ruck ihr Glas auf den Tresen. »Da soll doch ...! Tansy-Ann hat wieder einen Neophyten am Haken. Bin gleich wieder da.«
    Und das war sie. Die Frau in Orange flüchtete Zetermordio schreiend, Mallory verschwand ebenfalls, und Zinka kam zurück, heitere Gelassenheit verströmend.
    Ich wagte kaum zu fragen. »Tansy-Ann?«
    »Fisk. Am erikanerin. Nicht direkt von Übel, nur eine gefürchtete Nervensäge. Kannst du mir zehn Pfund leihen?
    »Ich denke schon.« Verd amm t und zugenäht, mir war mit meinen Kandidaten kein Glück beschieden. »Warum?«
    Sie schaute sich um, ob Ma xim anderweitig in ein Gespräch verwickelt war (allerdings: er brüllte in ein Hörgerät), und flüsterte hastig: »Ich habe kaum Erdwährung, bis ich auf dem Basar etwas verkaufe.«
    Also gab ich ihr einen Zehner. Nicht in der entsprechenden Währung flüssig zu sein ist ein ziemlich häufiges Problem von uns Magids. Alles in allem war es ein sehr angenehmer Abend, abgesehen von meinen enttäuschten Erwartungen, Thurless und Fisk betreffend. Allein im Lift auf dem Weg nach oben, ließ ich mir alles noch einmal durch den Kopf gehen, und mein Gefühl rebellierte bei der Vorstellung, Fisk als Schülerin zu haben - außer natürlich, es stellte sich heraus, daß sie um hundert Prozent vernünftiger war als sie aussah. Von den beiden Frauen wäre mir fast Mallory lieber gewesen, und das wollte etwas heißen. Was Mervin Thurless anging, so hatte ich noch Hoffnung und war gewillt, mildernde Umstände gelten zu lassen, angesichts der Tatsache, daß die Gaben, die einen Menschen zum Magid prädestinieren, diesen erheblich aus dem Gleichgewicht bringen können, solange er nicht weiß, wie man damit umgeht. Ich selbst war als Schüler ziemlich unerträglich deswegen, ein >kleines Arschloch<, wie mein Bruder Will zu sagen beliebt. Wahrscheinlich trifft es zu. Leider bleibt mir, so besehen, nichts anderes übrig, als die mildernden Umstände auch auf Tansy-Ann Fisk auszudehnen.
    Ich war auf dem kürzesten Weg zu meinem Zimmer um wenigstens eine dieser Spiegelecken gebogen, bevor ich stutzig wurde und aufblickte, um mich zu orientieren. Das Zimmer war buchstäblich nicht mehr da, wo ich es verlassen hatte. Es hätte ganz in der Nähe des Aufzugs sein müssen, aber den Nummern auf den Türen zufolge, befanden sich die Zimmer 555 - 587 irgendwo hinter der nächsten Ecke. Meine Nu mm er war 555.
    Ich blieb stehen. Ich überlegte. Dann machte ich kehrt und ging zurück bis zu der Ecke gleich neben dem Aufzug. Es war Schwerarbeit, weil ich mich jetzt im Uhrzeigersinn bewegte, und wer immer von dem Machtnodus Gebrauch gemacht hatte, war gegen den Uhrzeigersinn zu Werke gegangen - widerwärts, die Richtung Schwarzer Magie. Beunruhigend. Ich mußte mich um noch eine Ecke kämpfen, bevor ich endlich in den Flur mi t dem Aufzug gelangte. Jemand hatte etwas in Gang gebracht und sich nicht die Mühe gemacht, den Prozeß zu beenden. Eine grobe Nachlässigkeit, aus der ein Vortex entstehen konnte. Dieser Nodus war stark. Ich stand an der Ecke und überdachte die Lage.
    Das Zentrum des Nodus befand sich in diesem Hotel.
    In seiner ganzen Ausdehnung umfaßte er zwar einen großen Teil des Ortskerns, aber der Mittelpunkt lag fast genau dort, wo ich stand. Eigentlich hätte es deshalb hier verhältnismäßig ruhig sein müssen - wie im Auge eines Sturms -, aber vor nicht allzu langer Zeit war jemand gekommen und hatte die stillen Wasser aufgewühlt, gewaltsam. Zwei Jemande, um genau zu sein; ich konnte von meinem Platz aus zwei verschiedene Signaturen wahrne hm en. Und der Nodus hatte heftig auf die Störung reagiert, eben weil er so außerordentlich stark war. Die Obere Kammer war zu Recht besorgt gewesen. Ich führte alles an den Ursprung zurück und glättete die Wogen so sanft wie möglich. Dann ging ich zu Bett.

      
       [2]

Aus Maree Mallorys Ordner >Dornenhexe< Datei 24
      
    Wieder von der Dornenhexe geträumt. Bissige, mondnächtliche Kommentare über mein ungeselliges Naturell. Warum träume ich nicht, ich hätte Streichhölzer eingesteckt, um diesen vermaledeiten Busch in Brand zu stecken?
    Stand mit schlechter Laune auf und ging, um Nick zu betreuen. Das tue ich an den meisten Tagen, besonders während der Schulzeit, und während sie sonst vor Eifersucht fast platzt, hat Janine keine Schwierigkeiten damit, mir diese Aufgabe zu überlassen. Nick ist für mindestens eine Stunde nach

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