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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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zweimal Cornflakes. Sie und der Kellner und der Fatzke (eine Ecke der Zeitung zurückgebogen) beobachteten gespannt, wie Nick seine Portion vertilgte und zwei weitere Tassen Kaffee absorbierte, ohne auch nur hinzusehen. Seine Augen waren inzwischen einen Spalt geöffnet, doch er befand sich noch in dem Stadium des blicklosen Starrens ins Leere, als eine zweite Kellnerin mit dem warmen Frühstück herbeigeeilt kam. Und ein zweiter Kellner mit dem Toast. Alle standen erwartungsvoll dabei, als ich Nick das Messer in eine Hand drückte, die Gabel in die andere und ihm befahl: »Iß!«
    Nick gehorchte. Das Publikum verfolgte staunend, wie er es irgendwie fertigbrachte, blind einen glitschigen Pilz einzukreisen, aufzuspießen und in den Mund zu transferieren. Dann schauten sie zu, wie der Speck verschwand. Ihre Augen wanderten zu dem Spiegelei. Ich fragte mich, ob sie womöglich gewettet hatten, daß Nick es nicht schaffen würde, sein Spiegelei zu essen, ohne zu kleckern. Wenn ja, verloren sie. Nick steckte das prekär an den Zinken baumelnde Ei auf einmal in den Mund. Nicht ein Tropfen ging daneben.
    Hier gab der Fatzke den Versuch auf, Desinteresse zu heucheln. Er faltete die Zeitung zusammen und fragte mich: »Was passiert, wenn Sie ihm eine zweite Portion hinstellen? Würde er einfach weiteressen, ohne es zu merken?«
    Die Kellner und Kellnerinnen schauten dankbar zu ihm hin. Offenbar hatte auch ihnen diese Frage auf der Zunge gebrannt.
    »Ja, würde er. Ich hab’s ausprobiert«, sagte ich.
    »Schaffsamma einer bohnert«, begehrte Nick auf.
    Die auf mich gerichteten Blicke heischten Übersetzung. »Er sagt, er hätte es gemerkt, als er zum zweiten Mal Bohnen aß«, erklärte ich.
    »Magschnisch«, bestätigte Nick.
    Bevor ich das übersetzen konnte, wurde ich von Janine und Onkel Ted verdrängt. Buchstäblich verdrängt. Janine rief aus: »Oh, mein armer Schatz!«, und schob mich auf den Stuhl gegenüber dem Fatzken, während Onkel Ted sich mit einem »Morgen, Morgen« neben Nick setzte. Beide Kellnerinnen und ein Kellner entfernten sich, ihr zurückbleibender Kollege nahm sichtlich betrübt Stift und Block zur Hand.
    »Bestell du für mich, Ted«, sagte Janine. »Nick ist morgens völlig hilflos.« Fürsorglich bestrich sie einen Toast mit Butter. Sie trug heute einen anderen Pullover. Die mir zugewandte Schulter verunzierte ein großer goldener Klecks, als hätte jemand ein Ei darüber zerschlagen. Schade, daß es nur so aussah.
    Der Fatzke schien ebenso enttäuscht zu sein wie das Personal, doch höflich schob er Janine die Marmelade hin, während er mich fragte: »Ist er jetzt nicht soweit, daß er selbst seinen Toast streichen kann?«
    »Gewöhnlich lasse ich es ihn versuchen. Manchmal buttert er seinen Teller und versucht, den zu essen.«
    »Er sieht aus, als hätte er dieses Stadium erreicht«, meinte der Fatzke. Gut beobachtet. Nick macht seine dümmsten Fehler immer dann, wenn er fast wach ist.
    Durch unser kurzes Gespräch wurde Janine auf den Fatzken aufmerksam. Sie beugte sich vor, um auf sein
    Namensschild zu schauen. Ich folgte ihrem Beispiel und las RUPERT DER MAGIER.
    »Rupert der Magier«, sagte Janine. »Sie müssen zu Gram Whites esoterischem Zirkel in Universe Three gehören.«
    »Strikt freischaffend«, antwortete er. »Ich glaube, wir sind uns vor kurzem in Bristol begegnet, Mrs. Mallory.«
    Ich hörte nicht, wie sich diese Konversation weiterentwickelte - oder ob sie sich überhaupt entwickelte -, weil Onkel Ted meine Aufmerksamkeit in Beschlag nahm. »Maree!« rief er jammernd über Nicks Kopf hinweg. »Maree! Ich soll heute mittag an einer Podiumsdiskussion teilnehmen und weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Hängt davon ab, worum es geht. Wie ist denn das Thema?«
    »Weiß der Himmel.« Er rollte verzweifelt die Augen. »Versprich mir, daß du ganz vorn sitzt und mir intelligent zunicken wirst.«
    »Mohrin da Fans-schluhr«, nuschelte Nick.
    »Wie?« Onkel Ted hatte nie gelernt, Nicks morgendliche Laute zu deuten.
    »Er meint die Podiumsdiskussion«, erklärte ich. »Er sagt, das Thema ist... «
    Wir wurden unterbrochen, diesmal von einem baumlangen, mageren Fremden in einer Art Uniform, der an den Tisch kam und sich vor O nk el Ted aufbaute. Seine hohen Wangenknochen warfen düstere Schatten auf seine eingefallenen Wangen, und er sagte: »Mr. Mallory, Sir?«
    Seine Zähne blitzten unter einem kriegerischen schwarzen Schnurrbart. Ich glaube, es sollte ein Lächeln sein. Ich hoffe, es war

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