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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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zusammen mit zwei Russen. Ich habe auch die Zimmer persönlich in Augenschein genommen, und sie sind in Ordnung, absolut nichts auszusetzen. Doch ehe ich mich’s versehe, ist Thurless wieder hier, behauptet, daß seine Dusche nicht funktioniert, und verlangt, daß wir sein Taxi bezahlen. Also regle ich die Sache, und er fährt wieder zurück...«
    »Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Von hier bis zum Station Hotel sind es nur ungefähr hundert Meter!«
    Ma xim schüttelte den Kopf. »Wegen der Einbahnstraßen muß man einen Umweg machen. Aber trotzdem, vierzig Pfund, Rick! Wie oft ist er denn hin und her gegondelt?«
    »Dabei hat er ein eigenes Auto.« Corrie seufzte. »Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen des Zimmers und wollte ihn bei Laune halten. Ich weiß nicht mehr, wie oft Thurless sich hat fahren lassen. Zehnmal? Etwas in der Größenordnung. Ich habe dem Fahrer schließlich einen Scheck in die Hand gedrückt. Eben war er da, um zu sagen, er käme zu spät zu Esoterica, und wollte das Taxi eine Stunde vor dem Hotel warten lassen, und ich dachte, ich sollte das unterbinden.«
    »Wenn er ein Taxi will, um zurückzufahren, schick ihn zu mir«, knurrte Maxim. »Ich besorge ihm ein Fahrrad.«
    Corrie nickte und machte sich wieder auf den Weg. Ich sah ihn im Spiegel hinter der Bar den Raum durchqueren. Und wen sah ich noch? Maree Mallory. Auch sie hatte mich erspäht, Abscheu malte sich auf ihren Zügen. Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Ich wandte betont den Blick ab. Abgesehen davon, daß sie ziemlich verbiestert dreinschaute - ich nehme an, das ist ihr natürlicher Gesichtsausdruck, er paßt ausgezeichnet zu diesem Schluchzer in ihrer Stimme -, hatte sie sich seit unserem Zusammentreffen in Bristol ganz nett herausgemacht. Sie trug eine hübsche Lederjacke und Jeans und hatte sich offenbar um eine Art Frisur bemüht. Die zottelige Mähne war nun von einem modischen Schnitt gebändigt, aber immer noch eine Mähne, und ich glaube, sie trug eine neue Brille. Offenbar hatten meine hundert Mäuse eine wohltuende Veränderung bewirkt. Ich beobachtete, wie Rick Corrie zu ihr trat, ein paar Worte wechselte, verschwand und mit Getränken wiederkam. Offenbar hatte er auf seine zurückhaltende Art etwas für das
    Mädchen übrig. Nun ja, über Geschmack läßt sich nicht streiten.
    »Ist Thurless immer so eine Nervensäge?« fragte ich Ma xim besorgt.
    »Kann man sagen. Es liegt daran, daß er nicht ganz der geniale Autor ist, für den er sich hält. So schlimm habe ich ihn allerdings noch nie erlebt; ihm muß irgendeine Laus über die Leber gelaufen sein. Ich werde jemanden holen, der - oh, Z ink a! Du kommst gerade richtig! Hast du von Mervin Thurless gehört?«
    Zinka ist kein besonders häufiger Name. Ahnungsvoll drehte ich mich um, und da stand sie, ihr Scheitel etwa in Höhe meiner Taille, die wohlbekannte, purpurn gewandete, liebliche, üppig gerundete Gestalt von Zinka Fearon.
    Mit-Magid. Einstige Liebe. Letzter Kontakt ihre Anfrage wegen Koryfos vom anderen Ende des Univers ums . Wie zum Teufel kam sie hierher? Während Ma xim eilte, ihr das Glas Cidre zu holen, das sie immer trinkt, beugte ich mich zu ihr nieder und fragte.
    »Und ich liebe dich auch, Rupert«, antwortete sie. »Ich bin auf Urlaub hier. Ich verbringe immer meinen Urlaub beim PhantasmaCon. Ich mache den Laden dicht und gönne mir eine Pause. Dein Bruder Si kümmert sich um etwaige Notfälle. Bist du beruflich hier? Aber ja, natürlich, welche Frage. Dies ist nicht gerade dein gewohntes Umfeld.«
    »Allmählich finde ich Spaß an der Sache«, bekannte ich.
    »Gut. Ich habe nie jemanden gekannt, der es nötiger hatte, etwas lockerer zu werden... Aber eins wollen wir gleich klarstellen: Glaub nicht, daß ich dir bei irgend etwas helfe. Ich bin in Urlaub, und das meine ich ernst.«
    Maxim kam mit dem Cidre, und wir hörten noch einmal die Geschichte von Mervin Thurless’ Eskapaden und auch, wie er sich bei der Eröffnungszeremonie zum Esel gemacht hatte.
    »Männliche Menopause«, erklärte Zinka entschieden. »Ich werde ihm den Kopf zurechtsetzen.«
    Ich konnte nur hoffen, daß es ihr gelang, oder mein erster Kandidat war aus dem Rennen. Mit diesem Gedanken schaute ich in den Spiegel und sah, wie sich Maree Mallory auf ihrem Stuhl nach hinten beugte, um dem Redeschwall einer geiernasigen, offenbar in ein orangefarbenes Zelt gehüllten Frauensperson auszuweichen.
    »Wer ist die sonderbare Kreatur in Orange?«

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