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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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ist wirklich lustig. Dann kriechen wir unter den Tisch.«
    Der Streit verebbte.
    Etwas später stand Rupert auf und verkündete, wir müßten zurück ins Hotel. Ich sagte, es gehörte sich, beim Abwasch zu helfen, woraufhin Rupert mir einen seiner steinernen Blicke schenkte. Nick war ebenfalls nicht begeistert. Geschirrspüler wurden für Leute wie Nick erfunden, aber mir war klar, daß Will und Carina keinen besaßen. Will verkündete großartig, die Reinigung des Geschirrs gehörte in seinen Aufgabenbereich, und setzte dann eine heiligenmäßige Leidensmiene auf, damit jeder merkte, er opferte sich.
    Er und Carina gaben sich Mühe, den Eindruck zu erwecken, als wären wir zu einer ganz normalen Stippvisite gekommen, und sagten, sie hätten sich sehr gefreut, uns kennenzulernen. Wir verabschiedeten uns herzlich und gingen im Abendfrieden durch den Garten, wo sich das Geflügel in und unter Büschen für die Nacht einrichtete, zum Gatter hinunter. Doch nichts vermochte die Tatsache zu überdecken, daß Rupert immer noch stinksauer auf Nick und mich war.
    Die helle Oberfläche der Chaussee leuchtete weiß in der Dämmerung. Rupert blieb stehen und sah uns an, im Zwielicht wirkte seine starre Miene noch bedrohlicher. Er sagte mit dieser klirrenden, Meißel-auf-Granit St imm e:
    »Bildet euch nicht ein, ihr könntet Hinz und Kunz auf dem Con von diesem Ausflug erzählen.«
    »Nicht einmal im Traum würden wir daran de nk en!«
    Er richtete seine weiß spiegelnden Brillengläser auf mich; es war schlimmer, als seine Augen zu sehen. »Du hast ganz recht. Ihr werdet nicht einmal im Traum daran denken können. Jetzt, damit ihr nicht auf dem Rückweg doch noch in euer Verderben stolpert, solltet ihr euch aneinander festhalten und an mir .« Er streckte Nick die Hand hin und machte damit deutlich, daß er sich gerade noch überwinden konnte, Nick anzufassen, aber nicht mich.
    Artig gehorchten wir. Ich glaube, wir dachten beide, daß er das Recht hatte, wütend zu sein. Immerhin hatten wir ihm nachspioniert, waren in seine Privatsphäre eingedrungen, wenn auch nicht mit Absicht. Er zog uns hinter sich her die Böschung hinauf - nicht an genau derselben Stelle, wo wir auf den Weg hinuntergesprungen waren: Ich sah ein leuchtendes Büschel Schlüsselblumen, das auf dem Hinweg nicht dagewesen war - und weiter zu dem Berghang mit den Treibsandstellen. Es war unglaublich anstrengend, die grasbewachsenen Stufen zwischen den Absätzen hinaufzuklettern. Nick und ich schnauften und schwitzten, und ich leistete mit der freien Hand Hilfestellung, während Rupert weiterging, uns zwei im Schlepptau, als wäre nichts dabei. Und es war auch nicht im mindesten so furchteinflößend wie auf dem Hinweg. Die Simse aus amorpher Materie zwischen Stufe und Stufe waren kaum vorhanden, mit einem Schritt gelangten wir von einer Böschung zur nächsten. Eindeutig hatten Nick und ich allein etwas nicht richtig gemacht, und ich versuchte, während ich kletterte, herauszufinden, was Rupert tat, das wir nicht getan hatten. Ich glaube, ich weiß es.
    Es ging nicht einfach darum, einen steilen Hang zu erklimmen oder holterdipolter bergab zu laufen. Wir hatten etwas getan, Nick und ich, das uns ermöglichte, die Schwellen zwischen den Welten zu überwinden, und auch, wenn ich nicht weiß, wie ich es beschreiben sollte, könnte ich es wieder tun, genau wie man nie verlernt, zu pfeifen oder Fahrrad zu fahren, wenn man es erst einmal kann. Und ich fürchte, ich bin entschlossen, es wieder zu versuchen. Nick hat sich nicht geäußert, aber ich wette, er ist ebenso entschlossen, trotz Ruperts Vorhaltungen und Unkerei. Es ist wie eine Sucht, die einen packt und nicht mehr losläßt.
    Ziemlich bald und fast übergangslos gelangten wir von dem Berghang in den Flur mit den trüben Spiegeln. Mir fiel etwas auf, und fast wäre ich stehen geblieben. »O Wunder!« sagte ich. »Die Dornenhexe war nicht da, um ihren Senf dazuzugeben. Was für eine Erleichterung!«
    »Nicht stehen bleiben! Nicht loslassen!« schnappte Rupert. »Ihr seid noch lange nicht zu Hause. Das mindeste, was euch zustoßen kann, ist, daß ihr für den Rest eures Lebens irgendwo gestrandet seid. Ihr scheint überhaupt nicht zu begreifen, in welche Gefahr ihr euch gebracht habt!«
    Nick muckte auf. »Aber uns ist nichts passiert!« Er kann es nicht leiden, wenn man ihm die Leviten liest.
    »Weil ihr mir gefolgt seid. Bodenloser Leichtsinn! Untersteht euch, es noch einmal zu versuchen!«
    »Weshalb war es

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