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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Leichtsinn?« fragte Nick.
    »Weil ihr gleich mehrere Welten aus dem Gleichgewicht hättet bringen können und selbst den Tod finden«, fuhr Rupert ihn an. »Wenn ihr auf einer Schwelle stehen geblieben wärt, wärt ihr in zwei Hälften gespalten worden. Ein falscher Schritt beim Übergang, und ihr hättet die Grenzen zwischen den Universen durchlässig gemacht. Alles mögliche hätte passieren können. Was genau, braucht ihr nicht zu wissen, aber ich sage euch: Ihr seid unverdient glimpflich davongekommen.«
    »Rätsel. Geheimnisse«, maulte Nick.
    Er hatte gerade ausgesprochen, als wir plötzlich in den wirklichen, echten Hotelkorridor traten. Rupert ließ seine Hand los und drehte sich zu ihm herum. »Sei dankbar, daß es Geheimnisse gibt! « sagte er. »Sie sorgen dafür, daß du dich sicher fühlen kannst in deinem albernen, ahnungslosen kleinen Dasein.«
    Das machte mich wütend, ich merkte, wie ich automatisch mit dem gestreckten Zeigefinger die Brille hochschob. »Ach ja?« gab ich Kontra. »Und wer sorgt dafür, daß wir alle ahnungslos bleiben? Rupert Venables, der heimliche Herrscher der Welt.«
    Ich glaube, d ami t hatte ich das absolut Unverzeihliche gesagt, und zwar mit voller Absicht. Rupert richtete sich hoch auf. Er fixierte mich nicht einmal durch sein Brillenglas, er stand nur da. Eisig. »Ich weiß nicht genau, was Will euch erzählt hat«, sagte er, »aber ihr hättet es nicht gründlicher mißverstehen können!« Damit ließ er uns stehen und marschierte mit abgehackten Schritten den Flur hinunter.
    Die schwere, parfümierte Klimaanlagenluft des Hotels schloß sich um mich, als wollte sie mich ersticken. Ich starrte auf seinen zornig-steifen Rücken und wünschte, ich hätte den Mund gehalten. Jetzt wünsche ich es mir noch mehr.
    Ach, zum Teufel damit! Das einzige, was mir wirklich Kummer macht, ist mein kleiner dicker Paps im Krankenhaus. Sogar der Herzschmerz wegen Robbie vergeht allmählich. Ich wünschte nur, ich wäre nicht ich. Das ist alles.

Kapitel 14
Rupert Venables
    für das Archiv in Iforion

    Zurückschauend wird mir bewußt, daß das, was diese beiden sich geleistet hatten, fast ohne Hilfe und gänzlich ungeschult, mich mehr aufregte als meine Mißerfolge bei der Suche nach einem neuen Magid. Selbst jetzt noch, Monate später, sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn ich daran denke. Sie brachen sämtliche Regeln für externe Gramaryen, sie benutzten keine Absicherungen, sie hatten keine Ahnung, was sie taten, sie zogen einfach los. Was mich zusätzlich beunruhigte: Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, daß jemand rund um den Nodus Fallen für sie aufgestellt hatte. Doch sie schienen diese in aller Unschuld umgangen zu haben.
    Ich konnte nur hoffen, daß es mir gelungen war, ihnen gehörige Angst einzujagen, so daß sie keine Lust mehr hatten, es wieder zu versuchen. Andererseits machte ich mir Vorwürfe, es möglicherweise übertrieben zu haben. Wenn man Zorn und Ärger vortäuscht, passiert es, daß Gesten und Mimik die entsprechenden Emotionen auslösen, und aus dem Spiel wird Ernst. Ich war schon auf hundert, bevor wir den Hof betraten und durch die Kükenschar wateten. Als mir Will dann beim Abendessen selbstgefällig erzählte, er hätte es für richtig gehalten, die beiden über Magids und deren Arbeit aufzuklären, wäre ich fast an die Decke gegangen. Thule ist nicht die Erde. Schön, daß wenigstens Carina mir zustimmte. Ich war so wütend auf Will, daß ich lieber sonstwen gebeten hätte, mich im Hotel zu vertreten, während ich mit Knarros verhandelte. Leider war schon alles mit ihm abgesprochen und ließ sich nicht mehr ändern.
    Was ich hätte tun sollen, war, mich in Ruhe hinsetzen und mittels meiner präkognitiven Fähigkeiten erforschen, weshalb ich so aufgebracht und beunruhigt war, aber der Zorn auf Will und die Enttäuschung über Fisk und Thurless machten mich taub für meine innere Stimme. Vielleicht verwirrte ich mit meinen dominanten Emotionen auch Stan, aber Präkognition war nie seine stärkste Seite gewesen.
    Ohnehin kam ich vorerst nicht dazu, mit Stan zu sprechen, erst am späten Samstagvormittag. Jedesmal, wenn ich einen Blick auf den Angestelltenparkplatz warf, trieben sich mindestens vier Mitglieder der Belegschaft dort herum und wanderten von einem Auto zum anderen. Sie schienen etwas zu suchen. Da ich nicht den Wunsch hatte, Aufmerksamkeit auf meinen unrechtmäßig dort geparkten Wagen zu lenken, zog ich mich unauffällig zurück.
    Aber

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