Eine Frage Der Groesse
sind. Aber was, wenn er sich in eine andere Beziehung weiterbewegt und die nächste Frau nicht zufrieden damit ist, durch Oralverkehr zum Orgasmus zu kommen, und erwartet, zehn Minuten lang durchgepflügt zu werden? Diese Beispiele machen klar, dass die Erwartungen eines Mannes oder seiner Partner(innen) etwas damit zu tun haben, ob er sich selbst ein Problem zuschreibt.«
Oft liegt es also nur an übersteigerten Erwartungen eines Mannes – oder seiner Partnerin. »Eine Frau, die innerhalb von zwanzig Sekunden nach der Penetration zum Höhepunkt kommt, bezeichnet man schließlich auch nicht als vorzeitig orgastisch«, befindet die Sexualtherapeutin Eva Margolies. Nicht zuletzt scheinen viele Betroffene das Ausmaß ihres Problems zu überschätzen. Das stellte sich bei einer Studie der Urologischen Klinik der Universität Köln heraus. Hierbei befragten die Forscher zunächst sexuell zufriedene Personen im Alter von 25 bis 40 Jahren. Hier gaben die Männer an, ungefähr 20 bis 30 Minuten nach Beginn des Verkehrs zum Höhepunkt zu gelangen. Ihren Partnerinnen erschien das etwas arg hoch gegriffen. Sie schätzten die Zeit eher auf 6 bis 12 Minuten. Als sie diese Dauer allerdings mit einer Stoppuhr messen sollten, zeigte sich, dass es bis zur Entladung des Mannes nur drei Minuten dauerte. Jetzt unternahmen die Wissenschaftler den gleichen Versuch mit Männern, die berichteten, an vorzeitigem Samenerguss zu leiden. Überraschenderweise kamen diese nur 29 Sekunden schneller als die Männer, die sexuell zufrieden waren.
Solche Forschungsergebnisse weisen stark darauf hin, dass eine »zu frühe« Ejakulation nur zum Teil ein medizinisches Problem darstellt und ganz stark vom Selbstbewusstsein des betreffenden Mannes abhängt, den (überhöhten) Ansprüchen seiner Partnerin sowie der Paardynamik und dem sexuellen Erleben insgesamt.
Was den körperlich bedingten Anteil an diesem Problem angeht, vermuten Mediziner inzwischen, dass der vorzeitige Samenerguss im Gehirn durch die Stimulation einer bestimmten Sorte Serotonin-Rezeptoren ausgelöst wird. Das hört sich für den Laien kompliziert an, bedeutet aber vor allem, dass man dagegen mit Medikamenten vorgehen kann. So entwickelten Pharmakologen inzwischen die erste Pille gegen vorzeitigen Samenerguss, die im April 2009 auch die Zulassung für Deutschland erhalten hat und rezeptpflichtig unter dem Namen »Priligy« in Apotheken erhältlich ist. Sie kann eine Hilfe für all jene Männer darstellen, die bereits vor dem Geschlechtsverkehr oder während der ersten Minute überschießen vor Freude. Der in der Pille enthaltene Wirkstoff Dapoxetin soll Untersuchungen an über 6000 Männern zufolge die Zeit bis zum Samenerguss um das Drei- bis Vierfache verlängern. Ursprünglich wollten die Forscher Dapoxetin gegen Depressionen einsetzen. In diesem Bereich bleiben die Ergebnisse leider unbefriedigend – umso erfreulicher war der bei den Medikamententests entdeckte Effekt auf das sexuelle Durchhaltevermögen.
Was steckt hinter einer verzögerten Ejakulation?
Im Gegensatz zur »frühzeitigen« Ejakulation wird das Problem eines Samenergusses, der unerträglich lange ausbleibt, in verblüffend vielen Sex-Ratgebern übergangen. Dabei kann es ebenfalls sehr belastend sein, wenn ein Mann erregt ist, weiter in Wallung gebracht wird, aber aus Gründen, die er in der Regel selbst nicht durchschaut, einfach nicht »kommen« kann. Dieses Dilemma führt auch mitunter dazu, dass Männer einen Orgasmus vortäuschen, nur damit endlich Ruhe ist – ein Thema, dem ich mich in einem späteren Kapitel noch ausführlicher widmen möchte.
Die Ursachen für dieses irritierende Problem findet man in drei verschiedenen Bereichen: der körperlichen, der seelischen und der Verhaltens-Ebene.
Körperliche Ursachen können die Folgenden sein:
− neurologische Störungen (als Begleiterscheinung von Krankheiten wie Multiple Sklerose, Diabetes, Nervenschäden oder einem Schlaganfall)
− Prostatabeschwerden
− bestimmte Medikamente, insbesondere sogenannte »Serotonin-Aufnahmehemmer«, wie sie manche Antidepressiva darstellen. Solche Medikamente können den Orgasmus so weit nach hinten verschieben, dass er unerreichbar erscheint. Das ist zwar einerseits günstig für die Partnerin, weil sie so mehr Zeit hat, zu ihrem eigenen Höhepunkt zu gelangen, kann einen Mann aber auch dazu bringen, dass er irgendwann entnervt aufgibt.
Psychologische Ursachen können sein:
− eine seelische Belastung im
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