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Eine Frage Der Groesse

Eine Frage Der Groesse

Titel: Eine Frage Der Groesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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Fetischisten (zumindest keine Schwarze-Pelzstiefel-Fetischisten). Danach wurden den Männern weitere Fotos dieser Stiefel gezeigt – aber jetzt jedes Mal gefolgt von dem Dia einer ebenso attraktiven wie nackten Schönheit aus einem erotischen Magazin. Zwanzig solcher Paarungen genügten, und schon zeigten sich die meisten Männer deutlich erregt, sobald sie nur das Dia eines Stiefels sahen. Das Experiment war ein voller Erfolg: Aus den normalen Männern waren Fetischisten geworden!
    Allerdings hatten die Wissenschaftler jetzt ein ethisches Dilemma am Hals (was sie sich vielleicht auch vorher hätten überlegen können). Denn ganz einwandfrei ist es genau genommen nicht, wenn Menschen durch ein solches Experiment eine vielleicht nicht von jedem gewünschte »Macke« anerzogen wird: etwa immer wieder mit einer Erektion zu reagieren, sobald man bestimmte Damenstiefel sieht. Also entwickelten die Forscher als zweiten Teil des Experiments einen Vorgang, den man als »Dekonditionierung«, als Verlernen dieser Reaktion, bezeichnen kann: Sie zeigten ihren männlichen Probanden immer wieder Dias der Stiefel ohne erotische Aufnahmen im Gefolge. Und siehe da – die fetischistische Neigung der Männer verschwand wieder, und sie reagierten zum Schluss ganz ohne jede Gliedversteifung beim Anblick solcher Fotos. Damit war dieses Problem erfolgreich gelöst.
    Nur leider passierte dann etwas ganz Dummes …
    Ein Jahr später nämlich luden die Forscher dieselben Versuchspersonen erneut zu einer Studie ein. Auch diesmal war ein Bestandteil des Experiments, dass die Männer Dias von den pelzgefütterten Stiefeln zu sehen bekamen. Nur leider passierte diesmal etwas, womit die Wissenschaftler absolut nicht gerechnet hatten: Die Männer reagierten von Anfang an erneut mit starker sexueller Erregung auf die gezeigten Dias. Das Verlernen schien langfristig also keineswegs funktioniert zu haben. Die einmal gespeicherte Verknüpfung blieb im Gehirn der Männer bestehen.
    Was aber bleibt als wissenschaftliche Lehre aus diesem Experiment? Offenbar kann ein Objekt, das wiederholt im Zusammenhang mit lustvollem Empfinden wahrgenommen wird, zum Fetisch werden. Fetischisten wären demnach Menschen, die schon in frühester Kindheit oder Jugend erfahren haben, dass ein bestimmtes Objekt im Zusammenhang mit lustvollem Empfinden steht. Wie genau sich dieser Mechanismus abspielt, ist wohl bei jedem Einzelnen unterschiedlich. Aber warum trifft es vor allem Männer? Naheliegend ist es hier, sich zu überlegen, welchen evolutionären Nutzen ein solcher Mechanismus haben könnte. Und dabei stößt man recht schnell auf einen praktischen Vorteil: Die betreffenden Männer müssen nicht lange und aufwendig in sexuelle Wallung gebracht werden, sondern sind sofort bereit zur Paarung, sobald sie auch nur ein Signal wahrnehmen, das baldigen sexuellen Genuss verspricht. Und so reicht heute noch oft der Anblick hübscher Dessous, damit ohne langes Fackeln die Party steigen kann.

FINANZKRISE
     

Welchen Einfluss hat die Finanz- und Wirtschaftskrise auf die männliche Sexualität?
     
    Eigentlich sollte man annehmen, dass das Schwinden finanzieller Potenz bei vielen Männern auch zu einem Nachlassen sexueller Potenz führt. Schließlich bedeutet die Wirtschaftskrise mit all den Bedrohungen, die damit verbunden sind, großen Stress, und Stress ist einer der Faktoren, die beispielsweise zu Erektionsstörungen beitragen. Droht also auch unserem Liebesleben eine Rezession?
    Gegen diese Form des Schwarzdenkens tritt die amerikanische Anthropologin Helen Fisher von der Rutgers University an. Sie weist darauf hin, dass Geldsorgen und die Angst vor Arbeitslosigkeit den Spiegel des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn ansteigen lassen. Dopamin allerdings soll wesentlich zum Entstehen romantischer Gefühle beitragen.
    Als Beleg verweist Fisher auf eine Untersuchung, die in zahllosen Sachbüchern über Psychologie und Partnerschaft fast zu Tode zitiert wurde. Dabei mussten die männlichen Versuchspersonen entweder über eine stabile Brücke oder über eine abenteuerlich schwankende Hängebrücke gehen, an deren Ende jeweils eine attraktive Forscherin mit einigen Fragen auf die Probanden wartete. Jene Männer, die über die wacklige Brücke gehen mussten, versuchten deutlich häufiger, mit der Forscherin irgendwie in privaten Kontakt zu treten – sie hatten sich offensichtlich ein wenig in sie verknallt. Das lag offenbar daran, dass die Männer ihre ängstliche Erregung beim

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