Eine Frage der Zeit
seines Privathauses ergeben hat?“, wollte er wissen.
„Sofort .“ Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Das Gespräch dauerte nur wenige Sekunden, dann hatte sie Gewissheit. „Tut mir leid, Max, Fehlanzeige. Sieht so aus, als hätte Fleischmann mit dem Verschwinden von Katja Marcks nichts zu tun.“
Seine Gedanken rasten. Wenn Fleischmann sie nicht entführt hatte, wer war es dann? „Hast du ihr Handy dabei?“ fragte er Susanne.
Sie griff in die Tasche. „Ja, ich hatte es eingesteckt, für alle Fälle.“
Velten las Marcks’ letzte SMS wieder und wieder: „Weiß, wer der Mörder ist! Alles nur eine Frage der Zeit. Warte auf Sie in meiner Whg. Pettenkoferstr. 38. KM.“ Der Text blieb ihm rätselhaft. „Alles nur eine Frage der Zeit, was meint sie damit?“
Susanne zuckte die Schultern: „Dass der Mörder früher oder später sowieso geschnappt wird.“
Er schüttelte den Kopf: „Das ergibt in diesem Zusammenhang keinen Sinn.“
„Was denkst du, was der Satz bedeuten könnte?“
„Wenn ich das nur wüsste“, sagte Velten ratlos. Resigniert wollte er das Handy ausschalten. Da das Telefon noch immer im Plastikbeutel der Spurensicherung steckte, war die Bedienung jedoch schwierig und er drückte versehentlich auf den Touchscreen. Auf dem Display erschien die Nachricht, die Marcks zuletzt empfangen hatte. Es war die Mitteilung von Eric Linaud vom Vormittag: „Liebe Frau Marcks, erwarte Sie + Ihren Kollegen 14/30h. Gruß E. Linaud.“
Alles nur eine Frage der Zeit. Alles nur eine Frage der Zeit. Der Satz ließ Velten nicht mehr los. Er starrte auf die SMS des Galeristen. Alles nur eine Frage der Zeit. Sein Verstand formte einen Gedanken, erst vage, dann immer konkreter. „Susanne, kannst du dich noch an die letzte SMS von Alexander Stürmer erinnern?“
„Du meinst die Nachricht an seine Freundin, diese Marion Clarke? Er schrieb ihr, dass er Fleischmann um halb fünf treffen und ihm sein Geld geben würde. Und dass er sie liebt.“
„Die Uhrzeit, wie hat er die Uhrzeit geschrieben?“, fragte Velten aufgeregt.
„Sehr seltsam. Er trennte die Stunden und Minuten nicht durch einen Doppelpunkt, sondern durch einen Schrägstrich. Und direkt dahinter setzte er ein ‚h’, ohne Trennzeichen. Es war eine sehr sonderbare Schreibweise, deswegen erinnere ich mich noch so genau daran“
Er zeigte ihr Linauds SMS an Marcks: „Genauso wie hier?“
Susanne betrachtete die Nachricht: „Ja, genauso. Dieser Linaud ist doch der Galerist, von dem die Bilder in der Praxis von Elke Volkmer stammen.“
„Allerdings. Und jetzt frage ich mich, wieso er die Uhrzeit auf die gleiche merkwürdige Weise schreibt wie Alexander Stürmer.“
Sie sah ihn mit offenem Mund an: „Sag jetzt nicht...“
Velten sprang auf und hielt ihr das Handy vors Gesicht: „Alles eine Frage der Zeit. Marcks meinte damit die Schreibweise der Uhrzeit. Sie hatte die Übereinstimmung ebenfalls entdeckt.“
Susanne hielt es jetzt ebenfalls nicht mehr auf dem Barhocker: „Verdammt Max, deine Rechtshänder-Theorie, die du mir gestern erzählt hast, stimmt. Stürmer ist nicht tot. Er hat eine neue Identität angenommen. Er ist Linaud.“
„So muss es sein.“ Velten war sich sicher, dass sie auf der richtigen Spur waren, auch wenn es noch viele Ungereimtheiten gab. Linaud sah Stürmer kaum ähnlich. Hatte er sich einer Gesichtsoperation unterzogen? Und wer war der Tote im Wald, wenn e r nicht Stürmer war?
Sie riss ihn aus seinen Gedanken: „Aber wieso sollte er wissen, dass seine wahre Identität aufgeflogen ist? Er kannte doch die SMS, die Frau Marcks dir geschickt hatte, überhaupt nicht.“
Velten dachte fieberhaft nach: „Vielleicht doch. wir waren heute bei ihm. Ich erhielt einen Anruf von Kreutzer und ging kurz vor die Tür, um die beiden nicht zu stören. Als das Telefonat beendet war, setzte ich mich an den Besprechungstisch und legte das Handy irgendwo hin, vielleicht auf den Tisch oder einen Stuhl.“
„Lass mich raten: du hast dein Telefon bei Linaud vergessen. Und als Katja Marcks dir heute die SMS geschickt hat...“
„... kam sie ausgerechnet bei Linaud an, der in Wahrheit Alexander Stürmer ist. Er wusste sofort, dass Marcks ihm auf die Schliche gekommen ist. Er muss sie entführt haben.“
„Weißt du, wo er wohnt?“
„Ja, über seiner Galerie in der Bahnhofstraße in Saarbrücken.“
„Wir fahren sofort los, Max. Ich informiere von unterwegs die saarländischen Kollegen und leite
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