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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dass der Wind nachließ und es ihnen ermöglichte, die Stadt zu erreichen. Erst 1716 wurde auf der Südseite der Fahrrinne ein Wall errichtet, so dass die Bucht für die Schiffe sicherer wurde.
    Die Dublin Bay war eine historische Fundgrube. Und auch der Kelly-Clan war eine historische Fundgrube. Seit seinem Einzug in dieses Büro musste sein Schreibtisch so aufgestellt sein, dass er einen ungehinderten Blick auf den nordöstlichen Bereich der Bucht hatte. Von seinem Schreibtisch aus konnte er Clontarf ausmachen … wo besagte Schiffe einen sicheren Hafen und seine verwegenen Vorfahren den Tod gefunden hatten.
    Seine Sprechanlage summte und zeigte ihm an, dass der junge Mann eingetroffen war. Sixtus warf einen raschen Blick auf seine Notizen. Tom hatte ihm die Situation vor einigen Wochen erklärt, unmittelbar vor seiner Abreise mit Schwester Bernadette aus Dublin – an dem Tag, als sie in letzter Minute das Abendessen abgesagt hatten, ziemlich rücksichtslos, vor allem angesichts der Mühe, die sich Emer gegeben hatte. Sie hatte einen Braten zubereitet und alles getan, um Bernie, die sie in der Abgeschiedenheit des Konvents in Connecticut so oft verwöhnt hatte, ein Höchstmaß an Gastfreundschaft zu bieten.
    An jenem Tag hatte Tom die Katze aus dem Sack gelassen. Das musste Sixtus ihm zugutehalten, vor allem wenn man den Aufruhr der Gefühle bedachte, in dem er sich befunden haben musste. Er hatte im Büro angerufen und angekündigt, dass er vorbeikommen wolle, Sixtus möge bitte alle Termine streichen. Es war für Sixtus kein Problem gewesen, dass eine Besprechung mit dem Rechtsberater der Schwester des Premierministers anberaumt war. Die Familie ging vor, das Treffen wurde abgesagt.
    Tom Kelly hatte Sixtus gegenüber am Schreibtisch Platz genommen und ihm alles erzählt. Bernie und er hatten ein Kind, einen Sohn, dreiundzwanzig Jahre alt, dessen Name Seamus Sullivan lautete. Der junge Mann war im Kinderheim St. Augustine’s aufgewachsen und arbeitete nun als Fahrer des Greencastle in der Bannondale Road.
    Sixtus war sprachlos gewesen. Sein Cousin hatte einen Sohn, der in einem Kinderheim aufgewachsen war? Emer saß im Aufsichtsrat von St. Augustine’s. Ihr Cousin, Father Tim Donnelly, war dort gerade zum Seelsorger ernannt worden. Sixtus wäre Tom am liebsten an die Gurgel gesprungen und hätte ihn gefragt, was Bernie und er sich um Gottes willen dabei gedacht hatten!
    Aber es war nicht zu übersehen, dass Tom ohnehin schon am Boden lag. Er sah aus wie der Tod – das Gesicht grün und blau geschlagen, die Nase krumm und schief wie bei einem Preisboxer. Und sein körperlicher Zustand war noch das geringere Übel. Jeglicher Lebensmut schien ihn verlassen zu haben. Seit dem zufälligen Zusammentreffen vor dem Greencastle musste irgendetwas Schlimmes geschehen sein. Er sah aus, als wäre sein Herz gebrochen.
    Sixtus Kelly mochte ein mit allen Wassern gewaschener beinharter Anwalt sein, der Söldnerdienste für jeden leistete, der genug dafür zahlen konnte, aber er war auch Ire. Die Kellys hatten von jeher eine romantische Ader besessen. Sie lebten für die Liebe, die Treue und den Sieg, vor allem aber für die Liebe.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, hatte Sixtus entrüstet gefragt. »Du wusstest, dass sie schwanger war. Wie konnte Bernie den Eintritt ins Kloster auch nur in Erwägung ziehen?«
    »Lass Bernie aus dem Spiel.«
    »Mein Gott, sie hätte es besser wissen müssen. Dachte sie allen Ernstes, sie könnte einfach vergessen, dass sie ein Kind hat? Als sie es dir gesagt hat, hat sie da …«
    »Ich sagte bereits, lass Bernie aus dem Spiel!«, war ihm Tom mit einem bedrohlichen Unterton ins Wort gefallen. »Sie hat getan, was sie tun musste.«
    »Schon gut, Tom«, hatte Sixtus eingelenkt.
    »Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr rückgängig machen.«
    »Ja. Wie kann ich dir helfen?«
    »Ich habe eine Bitte an dich«, hatte Tom erwidert. Er hatte alle Informationen notiert und Sixtus gebeten, in Habtachtstellung auf den Anruf des jungen Mannes zu warten. Er hatte ihm das Versprechen abgenommen, weder nach ihm zu suchen noch telefonisch Kontakt zu ihm aufzunehmen oder im Innenhof des Greencastle aufzutauchen, um herauszufinden, welcher der Fahrer Toms Sohn war.
    »Einverstanden«, hatte Sixtus erwidert.
    Natürlich hatte er sein Wort gehalten. Doch es war eine Schande, dass er nicht einmal mit Emer darüber reden durfte. Und auch nicht mit Niall oder Billy. Tom hatte ihm die

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