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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Schlachtfeld. Normalerweise brachte ihn das schier um den Verstand, doch jetzt war er beinahe froh darüber.
    »Du hast recht.« Er blickte in ihre Augen, gegen das Bedürfnis ankämpfend, die widerspenstigen roten Haarsträhnen ein weiteres Mal festzustecken.
    »Dann sind wir uns ja einig!« Sie warf einen raschen Blick auf die Uhr. Die Straßenlaternen am Ufer des Liffey brannten, und überall in der Stadt flammten die Lichter in den Häusern auf. »Aber heute ist es zu spät.«
    »Ich hole dich morgen früh ab«, sagte er, »gleich nach dem Frühstück. Wir machen uns zeitig auf den Weg.«
    »Und wir werden ihn finden, Tom.«
    Er nickte, obwohl er insgeheim seine Zweifel hatte. Seine Gedanken überschlugen sich, er reagierte wie ein Kelly. Es würde ausreichen, Chris oder Sixtus die ganze Sache zu erklären, Niall zu bitten, eine richterliche Anordnung auszustellen und Bernies Orden zu zwingen, Akteneinsicht zu gewähren.
    Doch Schwester Bernadette Ignatius hatte mit dem Ablegen der Gelübde ihre Wahl getroffen – und sogar noch vorher. Sie war durch Ereignisse an diesen Platz im Leben geführt worden, die manchen wie ein Wunder erschienen. Sie war in der Rangordnung des Ordens Notre Dame des Victoires aufgestiegen, hatte es zur Äbtissin von Star of the Sea gebracht. Das musste er respektieren, und so zerrissen, wie sich beide im Augenblick fühlten, verbot es sich, Maßnahmen einzuleiten, die ihre Stellung gefährden könnten.
    »Eines möchte ich von dir wissen«, sagte er. »Warum tun wir das alles?«
    Sie blickte ihn verständnislos an, als wäre ihr die Frage ein Rätsel.
    »Du bist Nonne. Du wirst mich nie heiraten. Ja, das ist sogar mir inzwischen klargeworden.« Ein Lächeln zuckte um ihren Mund. Sein Herz war weit offen und nahm es wahr, doch seine Miene blieb steinhart. »Er ist erwachsen. Er braucht uns nicht mehr, falls er das je getan hat. Also im Ernst, Schwester. Welchen Unterschied macht es, ob wir ihn finden oder nicht?«
    Bernie sah ihn an. Die letzten Stunden hatten ihr zugesetzt, die gewohnt glatte Fassade aufgelöst, die Kanten der Dominanz und Kontrolle abgeschliffen. Sie wirkte weich, geläutert durch das Tränenbad und den Regen. Und sehr jung.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wirklich?«
    »Ich möchte ihn einfach nur sehen«, flüsterte sie. »Ist das so schlimm? Nur einen Blick auf ihn werfen, mir ein Bild von ihm machen, mich überzeugen, dass es ihm gutgeht.«
    »Woher wollen wir das wissen, Bernie?«
    »Wir reden mit ihm.«
    »Sollen wir ihm sagen, wer wir sind?«
    Sie schaute ihn bekümmert an, als hätte sie endlich die Tatsache akzeptiert, dass er schwer von Begriff war. Sie hatten über dieses Thema bereits im Star of the Sea diskutiert und im Flugzeug.
    »Wir improvisieren. Wir werden darauf achten, wie er reagiert. Falls wir ihn jemals finden.«
    »Wir werden ihn finden«, beteuerte Tom.
    »Du hast mich wiederholt gefragt, warum das alles so wichtig ist, nach so langer Zeit. Es ist wichtig, weil er unser Sohn ist.« Sie berührte Toms Wange. »Und weil wir es wissen müssen.«
    Tom nickte. Er schloss für einen Moment die Augen und schmiegte sich in ihre Hand. Dann löste sie sich von ihm. Sie überquerten die Brücke und gingen am Fluss entlang, auf dessen dunklem Wasser Lichtreflexe tanzten. Er fand den Parkplatz, auf dem der Wagen stand, und sie stiegen ein. Während der Fahrt durch die Stadt musste er sich darauf konzentrieren, auf der linken Straßenseite zu bleiben. Das hielt ihn davon ab, seine Gedanken in eine Richtung schweifen zu lassen, die tabu war.
    Am Konvent angekommen, hielt er am Bordstein. Er sah, dass sich der Vorhang am Fenster bewegte, und nahm einen Schatten wahr. Man wartete bereits auf sie. Sie sah den Ausdruck in seinen Augen; er versuchte nicht einmal zu verbergen, was er empfand.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte sie.
    »Gut.«
    »Bis dann.« Sie zögerte, die Hand an der Türklinke. Er hatte den Eindruck, als wollte sie nicht wirklich aussteigen. Aber sie tat es.
    Er wartete, um sicherzugehen, dass man sie ins Haus einließ. Sie drehte sich um und winkte. Er winkte nicht zurück, sondern saß reglos da, bis die Tür geöffnet wurde und hinter ihr ins Schloss fiel.
    Die Leere im Wagen war trostlos, genau wie die Leere in seinem Inneren. Er kannte das Gefühl gut, obwohl er es seit Jahren in Schach gehalten hatte. Es hatte in dem Augenblick eingesetzt, als sie sein Gesicht berührte. Die Wärme ihrer Hand und der leichte Druck hatte seinen Körper bis ins

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