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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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frustrierend.« Sixtus runzelte die Stirn in gespieltem Missfallen. »Eine solche Abfuhr lässt sich nur wiedergutmachen, wenn Sie sich einverstanden erklären, heute Abend zum Essen zu kommen, Schwester Bernadette Ignatius. Emer wäre zutiefst gekränkt, wenn sie erfährt, dass ihr in Dublin seid und unsere Gastfreundschaft ablehnt. Also, was ist?«
    »Gut, wir kommen«, versprach Tom, bevor Bernie antworten konnte.
    »Ausgezeichnet!«, erwiderten Sixtus und Billy wie aus einem Mund. Sie umarmten Bernie und reichten Tom die Hand und schärften ihnen ein, um Punkt acht Uhr zum Abendessen zu erscheinen.
    »Warum hast du zugesagt?«, fragte Bernie, als Toms Cousins im Hotel verschwanden.
    »Weil ich weiß, wie sehr sie sich freuen, dich zu sehen. Sie lieben dich.« Er sah sie an. »Begreifst du das nicht, Bernie?«
    Sie stand mit klopfendem Herzen da.
    »Das solltest du doch am besten verstehen. Schließlich hast du dich für ein Leben als Nonne entschieden. Geht es dabei nicht um die Liebe zu Gott? Falls du es vergessen hast, es gibt auch noch die Liebe zu den Menschen. Sie ist genauso machtvoll. Die Kellys lieben dich, du bedeutest ihnen viel. Und da du jetzt in Dublin bist, möchten sie sich bei dir für die wunderbaren Zeiten im Star of the Sea revanchieren.«
    »Das ist nicht nötig. Sie waren herzlich willkommen, ich habe mich über ihren Besuch gefreut …«
    Tom musterte sie lange und eindringlich. Seine Augen blitzten, und um seinen Mund spielte die Andeutung eines Lächelns. Sie sah, dass er ein Lachen unterdrückte, und etwas anderes.
    »Was ist daran so komisch?«, fragte sie.
    »Ich habe dich immer für so klug gehalten. Für den klügsten Menschen, den ich kenne. Du bist auf zahlreichen Gebieten bewandert – Philosophie, Theologie, Literatur, doch wenn es um das menschliche Herz geht, Bernie …« Er schüttelte den Kopf und grinste. »Aber keine Bange, halt dich nur an mich. Ich zeig dir, wo’s langgeht.«
    Seine gute Laune wirkte ansteckend. Bernie lächelte, und sie verspürte den Wunsch, sich mitreißen zu lassen. Tom kam aus einer großen Familie, die wie Pech und Schwefel zusammenhielt, und sie sah, wie stolz er war, ein Teil von ihr zu sein. Bernie erging es ähnlich, was ihren Bruder, ihre Schwägerin und ihre Nichten in Connecticut betraf. Lange Zeit hatte sie das Gefühl gehabt, die Schwestern von Notre Dame des Victoires wären ihre erweiterte Familie. Doch nun begann ein neues Gefühl Gestalt anzunehmen. Sie blickte in Toms Augen und sah Seamus darin gespiegelt. Diese wunderbaren Männer, die Kellys, waren mit ihrem Sohn verwandt. Bernie zitterte bei dem Gedanken, wie es sein mochte, Seamus in die Familie einzuführen. Ihn in die Vereinigten Staaten mitzunehmen, damit er seine dortige Verwandtschaft kennenlernte.
    »Tom«, sagte sie und nahm seine Hand. Sie spürte, wie eine Welle der Liebe und Hoffnung sie ergriff – ungeachtet dessen, was Seamus gestern Abend gesagt hatte. Sobald er den Schock überwunden und erkannt hatte, dass sie ihn ohne Vorbehalt oder Erwartungen liebten, würde er aufgeschlossener reagieren. Auch wenn dieser Prozess langsam vonstattengehen und viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
    »Wir essen heute am Merrion Square zu Abend«, sagte Tom, »und morgen kommen wir zum Hotel zurück, immer wieder, bis Seamus auftaucht.«
    »Gut«, flüsterte sie, von einer tiefen inneren Wärme erfüllt. Sie war so überwältigt, dass sie den Wagen kaum wahrnahm, der in die Auffahrt einbog. Er gehörte zu den Hotelfahrzeugen, und der Fahrer parkte ihn neben den anderen an der Mauer, stieg aus und begann das Rondell zu überqueren.
    »Und weißt du, was wir noch machen werden?«, sagte Tom.
    »Was?«
    »Wir fahren nach Doolin.« Er ergriff ihre Hand. »Wir besuchen noch einmal die Klippen von Moher, Bernie. Einverstanden?«
    Sie war im Begriff, ja zu sagen, als Tom über ihre Schulter spähte und ihre Hand losließ.
    »Schau doch, da ist sein Freund.«
    Bernie drehte sich um und sah, wie der junge Mann mit dem schwarzen Anzug und den schwarzen Schuhen, mit dem sich Seamus gestern unterhalten hatte, auf den Personaleingang des Hotels zuging.
    »He! Halt!«, rief Tom.
    Der junge Mann blieb abrupt stehen, das schmale Gesicht überrascht.
    »Ja, bitte? Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte er.
    »Es geht um Ihren Freund Seamus Sullivan«, erwiderte Tom.
    »Oh.« Der junge Mann lächelte. »Er hat mir erzählt, dass Sie möglicherweise Ausschau nach ihm halten.«
    »Tatsächlich?«,

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