Eine franzoesische Affaere
würde und war
nicht enttäuscht worden. Außer in der einen Nacht in seinem Apartment, als sie
ihn einfach verließ und ihm keine Chance auf Wiedergutmachung gegeben hatte.
Sie hatte ihre Suche bezüglich ihrer Mutter nicht fortgesetzt. Beinahe wäre er
trotzdem zu Romy gegangen, doch was sollte das bringen? Bis sie ein Ergebnis vorlag,
hatte Sid längst ihre Drohung wahrgemacht und wäre zurück nach Paris gegangen.
Also ließ er es tatsächlich zu, dass sie ihr Leben leben konnte und beauftragte
einen der jüngeren Enforcer damit, ihr nachts unbeobachtet Deckung zu geben und
auf sie aufzupassen. Die Frau war tot. So tot wie die Beziehung zwischen ihm
und Sid.
Er selbst durfte ja nicht verdächtig werden. Diese Regeln hatte er nunmal vor
zwei Jahrhunderten festgelegt. Privates war während der Enforcertätigkeit für
die Zukunft nun wieder unbedingt tabu, es sei denn, es ging um seine Schwester
und die hatte ja nun auch den Sophos, der auf sie achten konnte.
"Was?",
herrschte er seine Schwester an, da er ihr Mitleid kaum ertragen konnte und es
auch nicht wollte, da er selbst schuld an seinem Elend war. Fiona zuckte
zusammen und versuchte, ihn von dem Eingang der Nische wegzudrängen. Theo
drehte sich nicht mal zu ihm um. Er rauchte seelenruhig weiter und gab keinen
Aufschluss darüber, was es dort zu sehen gab. Er hatte die Lektion gelernt und
würde Malcolm nicht mehr im Weg stehen. Angetrunken wie er war, wollte Malcolm
nun natürlich auch mal einen Blick in die tolle VIP-Ecke werfen und erstarrte
förmlich auf der Stelle zur Salzsäule.
Das Kinn fiel ihm aus dem Gesicht und die Wirkung des Alkohols ließ schlagartig
nach. Sid! Sie ist wirklich hier! Er hatte sich das nicht eingebildet.
Es war ihr Gesicht auf den Monitoren. Verwechslung ausgeschlossen. Sie sah so
anders aus und das lag nicht an ihrem Kleid. Waren das Schatten unter ihren
Augen? Hatte sie wieder nicht geschlafen? Seinetwegen?
Malcolm wagte nicht zu hoffen. Wollte es auch gar nicht. Es ging ihn nichts an,
hatte sie ihm an den Kopf geworfen. Daran musste er sich halten. Er hatte
schließlich damit angefangen, sich von ihr zu distanzieren. Nun musste er es
akzeptieren mit allen Konsequenzen.
"Mr.
Stanton. Miss Peters."
Erst jetzt dämmerte ihm, dass Sid heute Abend Julians Begleitung sein könnte.
Er wusste nicht, warum und woher sich die beiden kannten. Er konnte nur hoffen,
dass dies nicht das Ergebnis eines Schnüfflers war, der Sid Julian kurzerhand
zugespielt hatte, um Malcolm für dessen Unverfrorenheit eins auszuwischen.
Niemand verbot Stanton den Mund. Lancaster hatte es getan. Es konnte durchaus
sein, dass dies nun die Quittung dafür war. Auch dies musste er hinnehmen, ohne
es zu kommentieren.
"Ich
warte draußen auf dich, Fiona.", verkündete er um Emotionslosigkeit
bemüht, dumpf und ungewohnt leise. Wie ein Hund mit eingekniffenem Schwanz trollte
er sich hier gerade von der Bühne. Normalerweise müsste er hier vor
Selbstbewusstsein platzen und alle Trümpfe in der Hand halten, doch Sids
Anblick hatte ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Ein Boden, der schon
seit Tagen auf einem sehr schwammigen, instabilen Grund ruhte.
Mit einem Mal hatte er rasende Kopfschmerzen und seine Augen taten weh. Die
vielen Bildschirme um ihn herum machten ihn langsam aggressiv. Bildschirme und
Kameras. Wieder das Bild von Sid. Die Schmeicheleien Stantons ebenfalls
eingefangen und für die Ewigkeit und die Unterhaltung der Massen festgehalten.
Malcolm sah rot. Nur kurz, aber deutlich. Er musste hier weg. Nach Hause. Er
musste trinken. Von einer Immaculate. Heute noch. In Gedanken ging er die Liste
der Freiwilligen durch und fand eine Menge. Eine nach der anderen widerte ihn
an. Er wollte nur die Eine, die er nicht haben konnte. Die er töten würde, wenn
er sich an ihr vergriff. Die den Schmerz nicht aushielt und die niemals eine
von ihnen sein würde. Sid.
Fiona rief ihm nach. Malcolm blieb nicht stehen und taumelte geradewegs auf den
Ausgang zu.
"Tu
irgendetwas!", flüsterte Fiona Theo beschwörend zu, der gar nicht zu
reagieren schien. Doch er wartete nur darauf, bis seine Schwester ebenfalls
außer Hörweite war. Das hier konnte vielleicht unschön werden und er war hier
sowieso schon der schwarze Peter, der sich dann nicht auch noch vor seiner
Schwester rechtfertigen wollte.
Sid fühlte
sich, als hätte sie Malcolm ins Gesicht geschlagen. Der entsetzte Blick und
dann der kühle Klang seiner Stimme sprachen Bände. Sie kam sich vor wie
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