Eine franzoesische Affaere
sein.“
Malcolm zeigte sich noch einmal kurz im Türrahmen. Das Hemd bereits aufgeknöpft
und den Gürtel gelöst.
„Nur die
Familie und mach dir nicht so viele Gedanken darüber, wie es sein wird. Sie
werden dich mögen. Da bin ich sicher.“
Schließlich hatten sie auch Bekky akzeptiert, an der Theodor so einiges zu
schleifen hatte. Sowohl am Verhalten als auch am Stil. Sid dagegen war
intelligent, humor- und liebevoll. Sie besaß eine unglaublich positive
Ausstrahlung, eine (nicht immer ganz gesunde) Neugier und Aufgeschlossenheit,
mit der sie es viel leichter haben würde, seine Eltern für sich einzunehmen,
nachdem das erste Eis gebrochen war. Heute Abend würden sie die Zeit nutzen, um
auf beiden Seiten Zeit zu geben, sich an alles zu gewöhnen.
„Und ich bin immer an deiner Seite. Du bist nicht allein und...“ Malcolm warf
ihr eine schnelle Kusshand zu. „Ich liebe dich.“
Dann verschwand er wieder und kurze Zeit später hörte man das Wasser der Dusche
rauschen.
Wie schaffte
Malcolm das? Sid fühlte sich vollkommen entwaffnet und von glühender Liebe zu
ihm erfüllt. Allerdings bekam ihre kleine rosa Wolke einen ordentlichen
Windstoß verpasst und sie landete wieder in der harten Realität. Sie sollte
noch ein paar Sachen einpacken, weil sie dort übernachten sollten. Brunchen
mit der Familie!
Sid war von der Eröffnung total überrumpelt. Sie kam sich vor, als hätte sie
sich verbotenerweise in die Gesellschaft eingeschlichen. Ein Spion, der zuvor
schon einmal uneingeladen im Haus gewesen war.
Sid eilte ins Schlafzimmer und packte eine kleine Tasche mit dem Nötigen, wobei
sie mindestens zwei Outfits wieder verwarf. Am Ende musste sie nur noch ihren
Kulturbeutel packen, wobei sie sich mit einem gehetzten Blick durch den
Türspalt vergewisserte, dass Malcolm im Schlafzimmer damit beschäftigt war,
sich anzuziehen. Sie stopfte die restlichen Tests der Großpackung, die ja noch
einzeln verpackt waren, in die Tasche und tat sie dann zu dem anderen Gepäck.
Sie musste verrückt sein, es erneut testen zu wollen, doch sie würde wahrscheinlich
nicht schlafen können, wenn sie es nicht wenigstens noch ein Mal versuchte.
Ihr wurde mulmig zumute, als ihr einfiel, dass ein solcher Test auch aus nicht
besonders erfreulichen Gründen positiv würde ausfallen. Wann war sie eigentlich
das letzte Mal bei einem Arzt gewesen?
° ° °
Der Wagen war pünktlich und brachte sie in Windeseile aus der Stadt rüber nach
Long Island. Das Anwesen der Lancasters war hell erleuchtet und die Auffahrt,
in der eine Limousine nach der anderen vorfuhr, war mit riesigen Fackeln
gesäumt, die im herbstlich gewordenen Landschaftsbild ein heimelig einladendes
Ambiente schufen. Der Weg und die Treppen zum Haupteingang waren mit rotem
Teppich ausgelegt, an dessen Anfang und Ende in dezentem Goldton das
Familientier, ein Schwan, eingearbeitet war und zielsicher vom Ausstieg aus dem
Wagen nach oben in das festlich geschmückte Haus führte. Malcolm half Sid beim
Aussteigen und führte sie galant zu den Stufen, die sie heute nicht zum ersten
Mal nahm, was ihre Aufregung aber wohl nicht im Geringsten milderte. Gutes
Zureden half nur wenig. Sid würde sich erst beruhigen, wenn sie das
Aufeinandertreffen mit Bile und Almatha hinter sich hatte. Ganz langsam, damit
sie noch einige, tiefe Atemzüge nehmen konnte. Oben vor der Tür hatte seine
Mutter das Pärchen Stellung beziehen lassen, dem zu Ehren dieser ganze Abend
veranstaltet wurde.
Sid
fröstelte, als sie das hell erleuchtete Haus erblickte, das eher die
Bezeichnung Palais verdiente. Sie hätte niemals gedacht, es jemals wieder zu
betreten. Es war nicht der Prunk, der ihr den Atem nahm, als ihr Malcolm half,
aus dem Wagen zu steigen. Natürlich war es beeindruckend geschmackvoll aber
nicht das erste Mal, dass sie über einen roten Teppich flanierte. Unter anderen
Umständen hätte sie das Ambiente bewundert und der Gastgeberin einfach ein
charmantes Kompliment gemacht. Nur lebte diese Gastgeberin schon seit
Jahrhunderten und würde kaum auf die Bestätigung einer unwissenden Sterblichen
angewiesen sein.
Malcolm war am Hofe von Queen Anne groß geworden. Allein dieser Gedanke reichte
aus, um Sid vor Ehrfurcht erstarren zu lassen. Zu ihrer Erleichterung war
vorerst nichts von seinen Eltern zu sehen.
„Oh mein
Gott!“ Malcolms Augen weiteten sich vor Staunen und Begeisterung, als er seine
süße kleine Schwester vom Treppenansatz aus erspähte und dabei zusehen konnte,
wie sie
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