Eine franzoesische Affaere
strahlend vor Glück zusammen mit King die vor ihnen ankommenden Gäste
begrüßte und dabei so erwachsen und selbstsicher aussah, wie er es nie für
möglich gehalten hatte. Wie Sid hatte sie ihre dunklen Haare in eine elegante
Hochsteckfrisur gebändigt. Doch statt der sonst so dezenten Farben, die sie für
gewöhnlich bevorzugte, trug sie ein bodenlanges Kleid in Apfelrot aus
mattglänzendem schwerem Satin. Es hatte einen schlichten A-Linienförmigen
Schnitt mit breiten Rockfalten. Das Oberteil war trägerlos und auf dem Rücken
geschnürt statt mit Reißverschluss versehen. Die Taille wurde mit einer Bahn
glänzenden Satins derselben Farbe betont, der auf Bauchnabelhöhe mit einer
dekorativen, filigranen Brosche aus Silber zusammengehalten wurde. Das war
neben ihrem wunderschönen Verlobungsring der einzige Schmuck, den sie trug. Sie
ließ neben der Farbe des Kleides einfach ihre Liebe und ihr Glück für sich
sprechen.
„Malcolm!“,
begrüßte sie ihn freudig, als er mit Sid gerade einmal die Hälfte der Stufen
erklommen hatte. Er fragte sich ernsthaft, ob er sie jemals so glücklich
gesehen hatte. Dass sie und King zusammen gehörten, übersah nicht einmal ein
Blinder. Die beiden waren ein unglaublich attraktives Paar. King sah im
Abendanzug genauso elegant aus wie Malcolm und er ließ seine Verlobte nicht
eine Sekunde aus den Augen, während sie Sid und ihrem Bruder ein paar Stufen
entgegen kam.
Fiona drückte
zuerst ihren Bruder und dann dessen Freundin, für die sie sogar Küsschen auf
beide Wangen übrig hatte.
„Es ist so schön, dass ihr gekommen seid. – Sid, du siehst wundervoll aus. Ist
das von Aubrey? Er wird sich sicher freuen, dich endlich kennen zu lernen. Er
ist ein netter Mann mit einem unglaublichen Geschmack. – Und die Ohrringe...oh
mein Gott, Malcolm...“ Fiona sah sprachlos zu ihrem Bruder auf, von dem sie
kaum glauben konnte, dass er plötzlich solche Geschenke machte. Da ging einem
förmlich das Herz auf, weil er mit seiner Großzügigkeit vermittelte, Sid wirklich
zu mögen und noch mehr.
Sid erwiderte
den warmen Willkommensgruß und strahlte Fiona erfreut an.
„ Merci , Fiona. Aber heute Abend wird keine gegen dich ankommen. Mon
Dieu! Du solltest öfters diese Farbe tragen. Aber ich denke wohl eher, dass
es an deiner Begleitung liegt, dass du so phantastisch aussiehst."
Sid wurde verlegen, als Fiona die Ohrringe bemerkte. Trotz aller Gespanntheit,
die manchmal zwischen den Geschwistern geherrscht haben mochte, standen sich
die beiden doch sehr nahe. Fiona musste beschützt werden, sie war erst 25 Jahre
alt, gerade mal erwachsen geworden, wenn man es mit den Maßstäben der Immaculés maß.
„Komm, gehen
wir rauf. King kennst du ja schon. Wir sind noch einmal in dem Restaurant
gewesen, aber du arbeitest ja leider nicht mehr dort. Das ist sehr
schade."
„Das war eine
vorübergehende Beschäftigung… Ich wollte ja eigentlich nicht im Land bleiben…“,
murmelte Sid erklärend und warf Malcolm einen verstohlenen Blick zu, der ja der
Hauptgrund ihres Bleibens war. Sie war auch schon auf der Suche nach neuer
Arbeit, weil sie nicht den ganzen Tag das brave Hausmütterchen spielen konnte.
Nicht, dass es ihr etwas ausmachte, für Malcolm einzukaufen und zu kochen, aber
sie brauchte Beschäftigung. Besonders wenn er seiner eigentlichen Aufgabe
nachging, die äußerst gefährlich war.
Sid gratulierte King und Fiona zu ihrer Verlobung, bevor sie das noch vergaß.
Der Asiate sah einfach nur umwerfend aus. Sie hatte ihn noch nie so formell
gekleidet gesehen, die langen Haare waren im Nacken zusammen gebunden und er
trug keine Sonnenbrille, so dass man seine milchigen Augen deutlich sehen
konnte. Hier würde wohl niemand Fragen stellen, was es damit auf sich hatte.
Sid selbst wusste nur, dass er nicht blind war, wie viele dachten.
Irgendwie erschien er ihr ein bisschen fremd. Nein, das war nicht das richtige
Wort. Seine Ausstrahlung war ruhig wie eh und je, doch als sie seine Hand nahm,
um einen Händedruck mit ihm auszutauschen, war es, als bekäme sie einen kleinen
Stromstoß. Wahrscheinlich nahm sie wieder nur unterschwellige Dinge wahr, die
ihr als Vampir wohl vollkommen normal erscheinen würden.
Als Fiona ihre Hand nahm, passierte das nicht, dafür bemerkte sie aber den
Ring, den ihr King wohl an den Finger gesteckt hatte.
„Der Ring ist wunderschön! Er hat beinahe dieselbe Farbe wie deine
unglaublichen Augen.“
Das Schmuckstück war nicht aufwendig, stach aber wegen der
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