Eine franzoesische Affaere
erpicht darauf, keinerlei Störung im Ablauf des heutigen
Abends zu haben.
„Was ist hier los?- Ah, Malcolm nebst Begleitung. Wie schö...“ Bile, der
erfreut nach Sids Hand hatte greifen wollen, hielt mitten in der Bewegung inne,
als ihm das Gleiche bewusst wurde, wie seiner Frau zuvor.
„Eine Sterbliche? In unserem Haus?! – Malcolm!“ Bile wollte schon entrüstet
kehrt machen, um in seinem Arbeitszimmer sein plötzlich tosendes Gemüt mit
einem kräftigen Malt zu besänftigen, doch seine Frau hielt ihn zurück.
„Es ist seine
Freundin, Bile. Sidonie St. Pierre.“ Almatha straffte die schmalen Schultern,
die sie an Fiona weitervererbt hatte, während ihre Söhne zu kräftigen, ihrem
Vater sehr ähnlichen Burschen herangewachsen waren.
„Und wenn sie die Frau vom katholischen Pabst ist, Alma.“, zischte Bile zornig
und tupfte sich mit dem Einstecktuch aus seiner Brusttasche über die überhaupt
nicht schweißglänzende Stirn. Es kostete ihn einige Mühe, dabei zuzusehen, wie
sein Ältester, in den er zuerst all seine Hoffnungen gesteckt hatte, was eine
gute Verbindung anging, demonstrativ den Arm um diese Sidonie legte und an sich
zog.
Auch Fiona bezog mit seinem zukünftigen Schwiegersohn Stellung auf Seiten ihres
Bruders. Nun, wenn der Sophos eine Sterbliche auf dieser Feier akzeptierte und
sich auch kein anderer Gast über das Mädchen beschwerte, dann konnten sie vielleicht
eine Ausnahme machen und darüber hinwegsehen.
Trotzdem ließ er Malcolm mit einem sehr strengen Blick wissen, wie enttäuscht
er über dessen Verhalten war. Sowohl Fiona als auch Theodor hatten eine gute
Partie gemacht, nur er, der mit bestem Beispiel vorangehen sollte, schleppte
eine... eine... Bile fand keine Worte dafür und wandte sich letztendlich
sprachlos ab, um sich im Haus den anderen Gästen zu widmen.
Malcolm hatte Sid nicht zu viel versprochen. Seine Eltern rasteten aus.
Das Auftreten
des Vaters machte es für Sid nicht besser. Sie musste ihre Hand wieder fallen
lassen, die der Herr nicht hatte nehmen wollen. Das „sehr erfreut, Ihre
Bekanntschaft zu machen“ blieb ihr in der Kehle stecken. Das konnte wohl keiner
von ihnen aufrichtig behaupten.
Malcolm und auch Fiona standen zu ihr, was Sid mit einem schwachen Lächeln und
traurig schimmernden Augen quittierte. Sie konnte den Eltern der beiden kaum
übel nehmen, dass sie sich für ihren Sohn etwas anderes wünschten.
Almatha
wollte den Abend nicht durch eine solche Lappalie etwas ruiniert wissen. Im
Grunde eine Lappalie und nicht weiter wichtig. Immerhin war es nicht unüblich,
Kontakte zu Sterblichen zu pflegen, wobei diese Feier hier natürlich nicht
unbedingt für diese gedacht war. Es waren eigentlich nur Immaculates geladen.
Selbst die Breeds waren umgewandelt. Zuletzt King. Jeder Gast unter diesem Dach
sollte sich wohlfühlen. Almatha wagte zu bezweifeln, dass sie das für Sidonie
dauerhaft gewährleisten konnte. Aber sie würde ihr Bestes geben. Das war sie
ihren Kindern als Mutter wohl schuldig.
„Gut.“ Almatha atmete tief durch und nickte entschlossen. „Fiona und King, ihr
begrüßt bitte weiter die Gäste und stoßt dann später zu uns. Malcolm, Sidonie,
ihr kommt mit mir.“
Sie ging ein paar Schritte voraus ins Haus und wartete geduldig in der
Eingangshalle auf Malcolm und Sid. Draußen kreuzte Fiona glückwünschend die
Finger für die beiden auf dem Weg in die Höhle der Löwen. Malcolm dankte seiner
Schwester und küsste Sid aufmunternd auf die Schläfe.
„Es wird schon
werden. Nicht alle Gäste sind so wie meine Eltern, Sid. – Nimm es nicht
persönlich. Sie würden zuerst auf jeden Menschen so reagieren, den sie nicht
erwartet haben.“
„Ich werde es
versuchen, Malcolm.“, gab Sid leise zurück, obwohl sie nicht wusste, wie man
das Ganze nicht persönlich nehmen sollte.
„Nehmt euch
ein Glas, bitte. – Falls Sie mögen, Sidonie. Es werden natürlich auch andere
Erfrischungen gereicht.“ Almatha deutete auf den Champagner, ging dann aber
weiter durch weit geöffnete Flügeltüren, die bei Sids letztem Besuch noch
geschlossen gewesen waren, in den Salon, in dem sich schon einige der annähernd
hundert geladenen Gäste versammelt hatten und bei einem Gläschen Smalltalk
hielten, bevor im großen Saal, in dem sonst Bälle und Feierlichkeiten jeglicher
Art stattfanden, an langen Tafeln das Essen serviert werden würde.
„Malcolm wird
Sie vorstellen, Sidonie. –Ihr müsst mich jetzt noch entschuldigen. Es gibt noch
einiges zu
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