Eine franzoesische Affaere
unter der
weiten Kapuze. Irgendwie kam es ihm bekannt vor. Er konnte es nur noch nicht
ganz zuordnen. Dann wandte die Gestalt ein wenig den Kopf und er konnte das
Gesicht und einen Teil der Haare ganz ausmachen.
“Oh mein
Gott!”, stieß er aus und hielt Sid sichtlich geschockt noch fester. Erinnerung
und Gegenwart kollidierten mit der Macht zwei aufeinander prallender Rammböcke aufeinander.
Aus einem schwarzweißen Bild wurde plötzlich ein Buntes und er konnte es
einfach nicht begreifen.
Die Nuntia
verharrte regungslos auf der Stelle und sah überrascht auf die ohnmächtige
junge Frau herab, ohne dabei eine Miene zu verziehen. Ihr Gesicht war makellos
und unbewegt, als wäre sie jenseits von Gut und Böse. Eine ätherische Gestalt,
die nicht von dieser Welt war.
Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als sie jemanden einen Namen rufen
hörte. Was kümmerten sie die anderen? Der jungen Frau, die sich neben der
Bewusstlosen ins Gras sinken ließ und hysterisch nach einem Mann schrie,
jedenfalls klang das in ihren Ohren so, nahm sie nicht als Bedrohung wahr. Sie
war noch sehr jung und anfällig.
Sidonie? War das ihr Name? Quel ironie… (Welche Ironie).
Ihr Gesicht umwölkte sich allerdings, als ein unerwartet aufgetauchter
Immaculate das Mädchen in die Arme nahm, als würde sie zu ihm gehören. Die
Augen der Nuntia funkelten plötzlich angriffslustig und sie bedachte den
asiatischen Immaculate mit einem spöttischen Blick, der sein kleines Frauchen
in Sicherheit vor ihr bringen wollte.
Für die herbei geeilten Krieger hatte sie auch nicht mehr als das Heben der
rechten Augenbraue übrig. Sie fühlte sich nur unangenehm eingeengt und das
gefiel ihr gar nicht. Sie ließ sich nicht einsperren oder festhalten, schon gar
nicht gegen ihren Willen.
„Nicht der Gott, nur ein Gott…“, murmelte die Nuntia mit gleichgültiger Stimme, ohne
sich von dem Anblick der blitzenden Schwertklinge stören zu lassen.
Krieger… Sie waren alle so von sich selbst überzeugt! So lächerlich in ihrem
Bestreben, die Behüter der Rasse zu sein.
Sie stieß ein leises Kichern aus, das sich in etwa wie die sinnlosen Silben
„tihihi“ anhörte und erhob dann ihre Stimme an.
Sid stöhnte
und kam langsam wieder zu sich. Sie fühlte sich irgendwie wohlig warm und
geborgen. Ihre Lider flatterten unruhig, doch es war unendlich schwer, sie
aufzuschlagen. Dann hörte sie es… Halb gesprochene, halb gesungene Worte, die
von einer Lieblichkeit waren, dass man einfach zuhören musste. Engel…?
Sid lächelte verklärt und dann fühlte sie sich zurück in diesen Traum versetzt,
der sie immer mal wieder im Schlaf ereilte, seitdem sie auf Malcolm getroffen
war. Die Jungfrauen in den weißen Gewändern tanzten und sie sangen. Ja, genau,
es hörte sich an wie der Gesang der Schönheiten, die sich zugleich verzückt
wanden und ihre Arme anmutig zu dem Gesang bewegten.
„ Je rêve …
Oh…“, Sid bäumte sich auf, als wollte sie den Schlaf abschütteln und riss dann
die Augen weit auf, wobei sie direkt in ein blasses aber strahlendes Gesicht
blickte, das ihr ein ungläubiges Aufstöhnen entlockte.
Kaum hatten sich ihre Blicke gekreuzt, löste sich die Gestalt vor ihren Augen
auf, obwohl jemand mit einem Fluch auf den Lippen auf sie zusprang und
versuchte, sie aufzuhalten. Sid wollte sich bewegen, doch jemand hielt sie
ebenfalls fest und sie erkannte Malcolms Gesicht über sich.
„Malcolm!“,
rief sie aus und hob die rechte Hand, um sich in den Stoff seines Jacketts zu
krallen, weil sie nicht sicher war, ihn wirklich zu sehen.
Gehetzt sah sie sich um und entdeckte King, der Fiona mit einem Arm abschirmte,
die hinter ihm stand und nun hinter seinem Rücken hervor lugte, als wollte sie
sehen, was sich vor ihr abspielte. Dann entdeckte sie drei der Krieger, von
denen einer ein Schwert gezückt hielt. Sie alle hatten irgendwie einen Ausdruck
im Gesicht, als hätten sie eben auch die tanzenden Jungfrauen gesehen?
Sie blinzelte heftig, verstärkte ihren Griff, so dass sie wohl den Stoff damit
ziemlich zerknautschen würde und sah sich dann erneut mit großen Augen um.
„Malcolm…
Ich… ich werde langsam verrückt… Oder habt ihr sie auch… gesehen?!“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und ihr klammerartiger Griff löste sich auf,
so dass ihre Hand einfach kraftlos auf ihren Bauch zurückfiel.
Die Männer über ihr schüttelten derweil unwillig die Köpfe, als wollten sie die
Nachwirkungen einer Droge loswerden. So wie ungnädige Stiere,
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