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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Hausherrn zu folgen, der wohl eine Runde stärkere Getränke verteilen
würde als die bisher servierten Weine und den Champagner, von denen Sid gerade
auch gern einen Anteil hätte.
Hier wurden wohl noch die alten Sitten gepflegt und Sid grauste es davor, dass
der Lady einfallen könnte, sich zu einem Dank vor Zeugen hinreißen zu lassen,
den sie noch nicht aufrichtig empfinden würde. Dazu kam es glücklicherweise
nicht, weil die jüngere Generation, wenn man sie so bezeichnen konnte, Fiona
umkreiste und ihr Glückwünsche aussprach und ihren Ring bewunderte, während die
gesetzteren Damen sich zum Kaffee an den großen Kamin zurückzogen, in dem ein
gemütliches Feuer flackerte.
Jackies überschwängliches Lob erfreute sie besonders. Die werdende Mutter
drückte sie an sich und gab ihr zwei Küsschen auf die wieder geröteten Wangen.
Aber auch die anderen Frauen waren äußerst zuvorkommend und aufgeschlossen
freundlich.
    Dennoch
nutzte Sid den Moment aus, als niemand weiter auf sie achtete, und zog sich in
die Küche zurück, um sich erneut für die Hilfe zu bedanken und die Leute an dem
Lob der Gesellschaft teilhaben zu lassen, da sie ohne deren Unterstützung wohl
kaum so viel hätte leisten können.
Die Nacht und der zauberhafte Garten lockten sie nach draußen, obwohl gar kein
voller Mond herrschte, der sie rufen könnte. Vielleicht musste sie nur die
aufgewühlten Wogen ihres Gemütes beschwichtigen, indem sie die Wege entlang
spazierte und die kühle Nachtluft tief in ihre Lungen einatmete. So viel war
die letzten Tage und Wochen geschehen. Ihr Herz war übervoll von Gefühlen und
ihr Kopf von dem neuen Wissen und unzählig unbeantworteten Fragen.
Es zog sie erneut zu dem Rosengarten, wo der Duft der vollen Blüten anregend
die Luft erfüllte und Sid ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Wenn sie eines
Tages einen eigenen Garten haben würde, dann würde sie auch versuchen, diese
besonderen Blumen zu kultivieren. Sie hob ihre Hand und fuhr sich mit den
Fingerspitzen tastend über die bloße Schulter, wo sie zuvor einen süßen,
brennenden Schmerz gespürt hatte, den sie sich wohl eingebildet haben musste.
Könnte sie nur…
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung und vernahm ein leises
Rascheln, so dass sie lächelnd den Kopf wandte, weil sie eine der anderen Damen
erwartete, die wie sie ebenfalls die Schönheit des nächtlichen Gartens
bewundern wollte. Es war jedoch nur ein schwarzer Schatten, der unbeweglich auf
dem Weg stand, so dass sie scharf die Luft einsog und einen Schritt zurückwich.
Sie konnte nur die Konturen erkennen, da die Gestalt einen langen Überwurf mit
einer Kapuze trug, als handelte sich dabei um einen Mönch oder so etwas. Sid
erschauerte.
    Je rêve…
Es kann nur ein Traum sein…
Die Gestalt schien sich zu bewegen, oder nicht? Sie kam auf sie zu, als würde
sie über dem Boden schweben. Die dunklen Gewänder wehten dabei sachte in der
Abendbrise. Sid konnte kaum atmen geschweige denn um Hilfe rufen, obwohl sie es
wollte. Wurde ihr Wille gelähmt? War das einer dieser Kreaturen der Nacht, die
gekommen waren, ihrem Leben ein endgültiges Ende zu setzen? Aber warum?
    „ Non… non… “,
keuchte Sid leise und riss ihre Augen weit und angsterfüllt auf, als der
Schatten immer näher kam und schließlich den bisher gesenkten Kopf zu ihr
anhob.
In dem Moment stieß Sid einen durchdringend spitzen Schrei aus und verdrehte
die Augen, als die Knie unter ihr nachgaben, weil der Anblick einfach zu viel
für sie in ihrer derzeitigen Verfassung war. Hilf- und kraftlos sank sie auf
den weichen Rasen neben dem kiesbestreuten Weg.
    “Sidonie?”
Fiona war ebenfalls hinaus in den Garten getreten, um nach der Freundin ihres
Bruders zu schauen, die nicht wieder in den kleinen Salon zu den anderen Damen
zurück gekehrt war. Drinnen war es sehr lebhaft und sehr warm. Auch Fiona
brauchte nach den vielen Glückwünschen, anzüglichen Anspielungen der jüngeren
Frauen und den gut gemeinten Ratschlägen der Älteren ein wenig frische Luft, um
ihr bewegtes Gemüt zu kühlen. Jetzt würde es wirklich nicht mehr lange dauern
und sie war eine verbundene Immaculate.
Versonnen und vollkommen verliebt betrachtete sie noch einmal den herrlichen
Ring an ihrem Finger, dessen Zierstein im Schein der Hausbeleuchtung in ihrem
Rücken geheimnisvoll glitzerte. Ein heimlich geflüstertes Versprechen für ewig
anhaltendes Glück.
    “Sidonie?-
Bist du hier irgendwo?”, rief sie erneut, wobei sie die kleine

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