Eine franzoesische Affaere
den Laken, wobei ihre Hände über ihre heiße Haut
glitten, als würde sie so ein wenig Abkühlung erfahren können. Die Augäpfel
unter ihren geschlossenen Lidern bewegten sich heftig hin und her. Sid träumte… oder nicht?
Sie lag in
einem großen Bett, das mit weißen Seidenlaken bezogen und von durchsichtigen
Tüllbahnen umgeben war, die den Betthimmel bildeten. Ihr Körper glühte, die
Haut prickelte und ihr Atem kam nun noch stoßweise über ihre Lippen, während
der köstlich aromatische Duft eines Mannes ihre Lungen immer weiter füllte.
Mein… Für immer… mein…
Ihre vollen Lippen überzogen sich mit einem glücklichen Lächeln, dann teilten
sie sich mit einem leisen Aufseufzen, das sich in einen verheißungsvollen
Sprechgesang verwandelte, der sich seltsam exotisch anhörte. Als würde sie
ihren Liebsten mit Körper, Geist und Seele rufen.
Sie erhob sich vom Bett und genoss die kühlende Luft auf ihrer nackten Haut,
tanzte selbstvergessen durch die Tüllbahnen hindurch und ließ ihre Hände an dem
zarten Stoff hinab gleiten, bis er sie erhörte.
Er lag ganz plötzlich auf dem Bett mit den zerwühlten Laken in all seiner
beeindruckenden Männlichkeit und streckte eine Hand nach ihr aus, während er
sie mit einem rot glühenden Blick betrachtete. Heißes Verlangen stieg in ihr
auf, doch sie hörte nicht auf, beinahe gedankenverloren zu tanzen und zu
singen, was diese gefährliche Kreatur auf dem Bett im Zaum hielt, bis von ihrer
Brust ein rotes Licht aufstieg, das immer intensiver wurde, je mehr sich ihre
Düfte miteinander verbanden.
Ihr Körper verlangte nach ihm, jetzt und sofort, doch sie musste sich an das
Ritual halten.
In der
Wirklichkeit tastete Sid blind nach dem Skarabäus, den sie gestern Abend
natürlich nicht angelegt hatte. Er lag auf dem Kaminsims, wo sie ihn in eine
Schale hinein getan hatte, da sie ihn zum Brunch wieder hatte anlegen wollen.
In dem verdunkelten Zimmer verbreitete der Stimmungsstein einen roten
Lichtkegel wie ein kleiner Leuchtturm. Er rief Sid zu sich, die sich
aufrichtete, nachdem sie ihre Augen aufgeschlagen hatte. Allerdings schlief sie
noch. Sie wandelte wie in Trance auf den Kamin zu, dessen Feuer längst
verloschen war. Nur ein paar Reste der verbrannten Holzscheite glühten noch ein
bisschen nach. An der Kette nahm sie den Anhänger auf und kniete sich neben
Malcolm auf das Bett, wo sie nach seiner linken Hand griff, um sie auf
Brusthöhe zu sich anzuheben.
Die Steine glühten röter denn je und erhellten Sids Gesicht, auf dem sich ein
geheimnisvoll urweiblicher Ausdruck des Triumphes ausgebreitet hatte. Ihre
Nasenflügel bebten von dem Ansturm seiner gesteigerten Duftaussonderung, dann
drückte sie den Kopf des Skarabäus nach unten, so dass an dem unteren Enden der
Flügel eine kleine Spitze heraus schoss, die so scharf wie ein kleines Skalpell
geschliffen war. Ein versteckter Mechanismus, von dem Sid bisher nichts geahnt
hatte.
Ihre Lippen formten die letzten beschwörenden Laute, dann schnitt sie ohne
jegliches Zögern seinen kräftig schlagenden Puls der Länge nach auf, so dass
gleich frisches Blut aus der Wunde quoll, das den entrückten Ausdruck in ihren
Augen noch glasiger machte. Sie sahen beinahe schwarz aus, weil ihre Pupillen dermaßen
geweitet waren, dass sie das ganze Grau darin verdrängt hatten. Der Anhänger
entglitt ihren schwachen Fingern, dann presste sie ihren Mund fordernd auf die
Wunde, um daran zu saugen und mit einem kräftigen Biss für mehr Druck zu
sorgen, um an noch mehr Blut zu kommen. Sie trank gierig, als hätte sie sich
nie von etwas anderem als Blut ernährt.
Völlig enthemmt von der Wirkung seines Blutes, das nun von ihrem Magen in jeden
Winkel ihres Körpers zu jagen schien, leckte sie genüsslich am Schnitt entlang,
um jeden Tropfen einzeln über ihre Zunge tanzen zu lassen. Natürlich heilte die
Wunde viel zu schnell. Schwer atmend presste sie seine Hand an ihre sich heftig
hebende und senkende Brust und ließ den Kopf in den Nacken fallen, die
blutverschmierten Lippen geteilt, über die ein heiseres, atemloses Lachen
perlte, das sich wie leise Musik anhörte. Endlich mein!
. . .
Er lag nackt
in einem großen Bett, das mit weißen Seidenlaken bezogen und von
durchsichtigen, wehenden Tüllbahnen umgeben war, die den Betthimmel bildeten.
Sein Körper schmerzte vor Verlangen nach ihr und verdrängte die alles
entscheidende Frage, wie er hierhergekommen war.
Er träumte, oder nicht? Ja, er träumte.
Voller Sehnsucht
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