Eine franzoesische Affaere
kurzer Blick nach draußen verriet King, dass ihr Bruder sie nicht mehr
direkt beobachtete. Er sah nur einen kleineren Schatten durch den Vorhang, den
er nicht identifizieren konnte. Wahrscheinlich ein Passant. Somit hatte er die
erste Hürde erfolgreich gemeistert.
„Würden Sie
noch einem kleinen Spaziergang zustimmen, bevor ich Sie nach Hause begleite,
Fiona? Es ist noch hell genug, wir müssen uns nicht hetzen. Natürlich nur, wenn
Ihnen der Sinn danach steht.“, schlug er noch vor, da es ihm schwer fallen
würde, sie einfach gehen zu lassen. King wollte einfach jede Sekunde mit ihr
auskosten, weil er das Gefühl hatte, schon vier Wochen ungenutzt verschwendet
zu haben.
Malcolm war
nicht mehr zu spüren. Also hatte er aufgehört, ihr aufzulauern. Nun befand er
sich auf irgendeinem Dach der Stadt und folgte ihrer Spur mit dem nötigen
Abstand. Warum hatte sie gerade nur so sehr an ihm gezweifelt? Sie brauchte ihn
doch. Er war einer ihrer besten Ratgeber.
Für eine Sekunde starrte sie King sprachlos an.
„Wenn Sie nicht mehr arbeiten müssen? Schließlich habe ich Sie förmlich vom
Schreibtisch weg entführt. Ich will Sie nicht aufhalten, ich... okay.“, stimmte
sie schließlich zu und musste automatisch weiterlächeln, weil sie einsehen
musste, dass er im Fall einer wirklich wichtigen Beschäftigung solch eine
Einladung garantiert nicht ausgesprochen hätte.
° ° °
Er kann reden!
Sid strahlte den Fremden an, als wäre er ihr Sohn, der gerade sein erstes Wort
erfolgreich geäußert hatte. Ihre Magie schien also auch bei Tageslicht ohne die
Anonymität des Senders zu funktionieren.
Und dann nahm er die Gläser ab und Sid konnte endlich seine Augen sehen. Sie
passten zum Rest. Schwarz wie die Nacht. Eigentlich sollten sie bedrohlich oder
düster dreinblicken, doch er sah vielmehr so irritiert aus, dass Sids Lächeln
gleich noch breiter wurde. Sie hatte ihn ja gewarnt.
„Zufrieden? Un
petit peu! An Ihrer Auskunftsbereitwilligkeit müssten wir noch arbeiten.
Aber sonst bin ich noch lange nicht zufrieden! Manchmal kann ich unersättlich
sein, Ich muss immer alles wissen. Ich meine es ja nicht böse. Ich finde es
hilfreich, sich mit Menschen auszutauschen, andere Meinungen zu hören… Ich war
übrigens mal in einer ähnlichen Branche. Kommunikationswissenschaften. Mir ist
die IT-Branche also nicht völlig fremd. Solche Gemeinsamkeiten lockern den
Gegenüber für gewöhnlich weiter auf, aber bei Ihnen… Sie sind eine wirklich
harte Nuss.“
Unersättlich
Malcolm glaubte jedes Wort, das Sid sagte. Unersättlich und unermüdlich. Sie konnte
plappern wie die Niagarafälle Wasser spuckten und in ihr steckte eine
unverblümte Neugier, die einen Mann wie ihn eigentlich schreiend oder Haare
raufend davon stürmen lassen müsste.
„Eine Nuss,
an der Sie sich bestimmt die Zähne ausbeißen, Lady.“, grummelte er mürrisch,
aber wieder kaum hörbar, da er sie aus irgendeinem Grund nicht weiter
beleidigen wollte, und warf noch einen Blick durch das Fenster. Anders als die
kleine Kellnerin, hatte er keine Schwierigkeiten über den Privatsphäre
spendenden Stoff hinweg in den Laden zu sehen. Wenigstens das belustigte ihn. Sie
müsste sich bücken, um ein Loch oder eine Lücke in der Gardine zu finden, um zu
sehen, was er sah. Es riss ihn fast zu einem kleinen Lächeln hin. Aber auch nur
fast. Malcolm nahm seine Aufgabe immer noch ernst.
Sid lachte
wieder auf und riss dann in plötzlicher Erkenntnis ergriffen die Augen weit
auf, um sich von der Wand abzustoßen und sich vor die Glasscheibe zu stellen,
wo ein kleiner Spalt im Stoff ihr erlaubte, in den Laden zu sehen, wobei sie
die Hände schützend vor ihre Augen hielt um einen Blick auf das Pärchen zu
erhaschen.
„ Elle est
vraiement ravissante! Je vous comprends bien … Ich hätte wissen müssen, dass
Sie einen guten und aufrechten Grund haben, hier zu sein! Mon chevalier noir! “
(Sie ist wirklich hinreißend. Ich kann Sie gut verstehen… Mein schwarzer
Ritter.)
Sie erhob sich aus der gebückten Position und stemmte die Hände in die Hüften,
um mit schelmisch blitzenden Augen zu ihm aufzusehen. Dann verpasste sie ihm
mit der Rückseite der Finger ihrer rechten Hand einen kleinen Klaps gegen den
Oberarm.
„Ja, Fiona
ist etwas ganz Bes... Hey!“ Malcolm starrte entrüstet auf die Stelle seines
Oberarms, in der er nun ein minimales Ziehen verspürte und dann auf das freche
Frauenzimmer, das ihn auf höchst schelmische Weise auszulachen und noch
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