Eine franzoesische Affaere
Augen beschrieb, über deren exakten
Farbton er ganz bestimmt noch Stunden hätte rätseln können. Sein Herz schien
einen Schlag lang auszusetzen, während er ihr in die Augen sah, die er sich nun
viel besser vorstellen konnte, nachdem er durch Nicos Vision so viele neue
Farben entdeckt hatte. Als er die Frauen nacheinander kennenlernte, konnte er
seine Farbstudien mit der Realität abgleichen. Die Grautöne auseinander zu
halten, erforderte höchste Konzentration und sehr viel Fingerspitzengefühl bei
der Farbmischung.
Er führte genauestens Buch über alle Farbmischungscodes, um sie jederzeit
wieder herstellen zu können.
„Danke,
Fiona!“
King konnte nicht anders, als ihre Hand zu nehmen und kurz zu umfassen, wobei
das Hochgefühl in seiner Brust noch viel intensiver wurde. Angenehm prickelnde
Wärme kroch durch seine Hand in seinen Arm hinauf und wären sie hier völlig
unter sich, hätte er sie ganz sicher nie mehr losgelassen.
Er zwang sich jedoch, den lockeren Griff sofort wieder aufzulösen und lächelte
sie dafür lieber an. Sie war einfach anbetungswürdig.
„Gern
geschehen.“
Es war, als würde sie ein Stromschlag treffen. Trotzdem zog sie ihre Finger
nicht fort, lächelte weiter und wünschte sich gleichzeitig, dass dieses warme
Gefühl von Zuneigung, das ihren gesamten Körper durchlief, ewig so weitergehen
mochte. Fiona wusste, King und sie würden sich ganz bestimmt anfreunden und für
einen Moment kam ihr unbewusst der selbstsüchtige Gedanke, es könnte mehr
daraus werden.
„Ich sollte
mich wohl entschuldigen. Oder Ihnen lieber erklären… Ich kenne nicht nur
Grautöne. Ich sehe Menschen in bunte Auren eingehüllt. Farben sind mir also
nicht vollkommen fremd. Nur ist es manchmal schwer, das Grau in Abstufungen zu
sehen, um darin die echte Farbe zu erkennen. Dann fixiere ich Gegenstände oder
Personen solange, bis ich weiß, welche Farbe sich hinter einem bestimmten
Grauton verbirgt. Es ist meist das reine Interesse des Künstlers… Aber bei
Ihnen ist das anders. Selbst ich konnte die Besonderheit Ihrer Augen erkennen…
Aber was sich dahinter verbirgt, ist bei Weitem kostbarer… Man sagt, dass die
Seele sich im Blick eines Menschen spiegelt und das trifft bei Ihnen wirklich
zu.“
King räusperte sich und senkte kurz den Blick, da ihm schon wieder eine
Entschuldigung auf der Zunge lag. Er wollte Fiona nicht erschrecken oder sich
unwohl fühlen lassen, weil er zu persönlich wurde, aber er würde seine Worte
auch nicht zurücknehmen. Sie waren voller Bewunderung aber auch mit Respekt
ausgesprochen worden.
„Sie haben bestimmt nicht nur die Augenfarbe mit ihrer Großmutter gemein,
Fiona. Sie sind genauso wie Ihre Ahnin eine wunderbare Frau. Ich freue mich
wirklich, dass Sie meiner Einladung zugestimmt haben!“
„Ihre Augen
sind mindestens so bemerkenswert wie meine. Ich finde Sie vollkommen
faszinierend. – Als Künstler meine ich.“ Fiona schaffte es gerade noch, den
kleinen Zusatz zu machen, bevor es unter Umständen peinlich für sie wurde.
„Obwohl, nein, nicht nur weil Sie Künstler sind.“ Sie hatten ja abgemacht,
ehrlich zu sein.
„Ich kann mir zwar ungefähr vorstellen, wie es sein muss, so zu sehen, aber ich
werde es niemals wirklich wissen. –Es ist unglaublich. Etwas Besonderes eben.“
Sie hatte ihm nur einen Gefallen tun wollen. Ein klein wenig hilflos und
überwältigt von dem, was sie gerade für ihn empfand, stocherte sie in ihrem
Kuchen herum, strich die Sahne darauf glatt und zog dann wieder mit den Zinken
ihrer Gabel kleine Furchen.
King fiel
ein, dass heute Abend in der Fortress eine Party geplant war, die eigentlich
schon gestern hätte stattfinden sollen, allerdings würde sie erst am Abend
stattfinden, wenn die Sonne schon untergegangen war. Kurz erwägte er eine
weitere spontane Einladung, allerdings wäre das wirklich äußerst kurzfristig
gewesen und würde auch gegen die Regeln ihrer Familie verstoßen. Vielleicht
konnte er Romy später bitten, Theodor zu kontaktieren, der seine Schwester
fragen konnte, ob sie nicht Lust hatte, mit auf die kleine improvisierte Feier
zu kommen. Dann konnte sie sich frei entscheiden, ob ein so schnelles zweites
Treffen für sie überhaupt in Frage kam. Zudem wäre sie dann in Theodors
Begleitung und würde so beschützt sein, wie auch er es für nötig hielt. Als
Breed konnte er das noch nicht gewährleisten und in dem Wissen, dass ein
Aryaner-Lord auf der Jagd nach Frauen war, wollte er bestimmt nichts riskieren.
Ein
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