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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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erwiderte grinsend: „Ich würde meine
Sandwiches in jedem Fall über mein Aussehen stellen, Malcolm.“ Es war gar nicht
so leicht, seinen Namen richtig auszusprechen. Ihr Wortschatz war beinahe
perfekt, doch ihre Aussprache ließ manches Mal zu wünschen übrig. In Gedanken
wiederholte sie den Namen, bis er richtiger klang, wobei sie ihm in die dunklen
Augen sah, aus denen der düstere Ausdruck gewichen war.
    Malcolm
ergriff spontan ein weiteres Mal Sids Hand, mit der sie ihn locker geschlagen
hatte und hauchte einen Kuss auf deren Rücken.
„Bleiben Sie so wie Sie sind, Mylady. Dann begegnet Ihnen beim nächsten Mal
vielleicht ein weißer Ritter, den Sie löchern und dann zum Essen einladen
können. – Machen Sie es gut und sagen Sie meiner Schwester, sie soll mir nicht
böse sein. Sie weiß dann schon, was ich meine.“
Damit gab er ihre Hand wieder frei, machte kehrt und überquerte die Straße in
sicheren, weit ausholenden Schritten. Als er um die nächste Ecke und somit aus
Sids Sichtfeld und auch sicher vor anderen neugierigen Augen geschützt war,
entmaterialisierte er sich auf das Dach eines Hochhauses in der unmittelbaren
Umgebung des Restaurants.
Er sah wirklich aus wie die moderne Version eines schwarzen Ritters, während er
da oben stand und mit dieser ihm zu eigen gemachten Unnahbarkeit eine schnelle
Textmeldung verfasste, mit der er sich bei Fiona für sein Verhalten
entschuldigte. Sie noch einmal anzurufen, hätte wahrscheinlich zu einem
wirklich ernsten Streit zwischen ihnen geführt. Das wollte er mit allen Mitteln
verhindern.
    „ Mais…
attendez*… “, rief Sid ihm verblüfft hinterher, nachdem er sich mit einer
galanten Geste, die irgendwie nicht in diese Zeit aber sehr wohl zu ihm passen
wollte, einfach aus dem Staub machte.
(*Aber… warten Sie…)
Sie wollte ihm schon nachgehen, verharrte dann nach zwei Schritten, weil sie
diesen Impuls nicht verstand. Die kurze Unterhaltung und die Neckerei waren
viel zu harmlos gewesen, um sich dermaßen zu ihm hingezogen zu fühlen. Ein
Flirt, mehr nicht, das lag doch in ihrer Natur. Es tat keinem weh und man
konnte sich den ganzen Tag mit einem Lächeln daran erinnern. Oder auch länger,
wenn der hinterlassene Eindruck tiefer war, als man in dem Moment des Gesprächs
vermutet hätte.
Sid griff ganz unbewusst mit der linken Hand nach dem Anhänger, der um ihren
Hals lag, weil sie seine Wärme nun überdeutlich spürte. Es lag wohl daran, dass
der dunkle Ritter sie an ihren Vater erinnerte. Die einzige Familie, die sie gekannt
hatte. Es überkamen sie immer noch kleine depressive Phasen, weil der Verlust
einfach noch zu frisch war.
Vielleicht war sie auch nur in die Staaten gekommen, um dem Schmerz zu
entfliehen, der sie in ihrer Heimatstadt an jeder Ecke überkommen hätte. Hier
in New York kannte man sie nur unter dem Namen Sid Peters und niemand fragte,
wie sie den Verlust verkraftete. Bertrand St. Pierre hatte unzählige
gesellschaftliche Kontakte gehabt, auch wenn er außerhalb des Berufes ein
zurückgezogenes Leben geführt hatte. In Paris war sein Haus eine nicht
wegzudenkende Institution gewesen.
    „Aaaah!“,
schrie Sid leise auf und zog die Hand entsetzt von dem Skarabäus weg, weil ein
glühender Schmerz durch ihre Handfläche gejagt war.
Mit der Rechten stützte sie die schmerzende Hand ab und konnte dabei zusehen,
wie sich eine Brandblase darin bildete. Die Flügel des Käfers hatten sich in
ihre Haut eingebrannt. Das Gold drum herum strahlte zwar Wärme aber keine
solche Hitze aus. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und sie sah sich ziemlich
verstört um, als könnte sie jemanden auf der Straße entdecken, der dafür
verantwortlich war.
Wie konnte das sein? Spielte ihre Fantasie ihr nun schon Streiche? Es war nur
ein Schmuckstück, das sie zudem ständig befingerte.
Sid schluckte und zwang sich dazu, ein Lächeln aufzusetzen. Es gab keinen
Grund, hysterisch zu werden. Sollte jemand danach fragen, dann hatte sie sich
eben dumm angestellt. Mit der Asche der Zigarette oder sich an der Flamme des
Feuerzeuges verbrannt… Die Wahrheit glaubte sie selbst ja kaum.
Sie schloss ihre Finger schützend über der Wunde und huschte dann wieder über
den Hauseingang in den Arbeiterbereich des Diners, wo sie die Hand unter
fließendes Wasser hielt, wobei sie die Luft scharf durch die Zähne zog. Das tat
ganz schön weh. Zum Glück gab es hier einen gut bestückten Medizinschrank, wo
sie Brandsalbe und Verbandsmaterial fand. Wenigstens war es nur die

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