Eine franzoesische Affaere
eindeutig zwei auszumachen. Seiner war dunkel und würzig und
ihrer war durchdringend hell und blumig. Das konnte nicht sein!
Malcolm riss mit einem Schlag beide Augen auf und wollte sich mit Sid in seinen
Armen aufrichten, doch dieser Versuch schlug fehl, da auf seinem Schädel ein
Druck lastete, als hätte jemand seinen Kopf zum Trommelschlagen benutzt. Durch
beide Schläfen schienen Blitze zu schießen. Dann folgte ein bleischweres,
wattiges Gefühl, als hätte er mit den Herren in der Runde in der Nacht doch
noch zu viel getrunken.
Das war aber nicht der Fall. Er hatte sich lediglich mit King und Theodor
unterhalten, die sich beide nach Sid erkundigt hatten, und nichts getrunken.
Zudem hatte er Sid nicht lange allein lassen wollen, selbst nach ihrer
Versicherung, sie würde zurechtkommen.
“Oh!” Ein
gequältes Stöhnen glitt über seine Lippen und auf seiner Zunge lag ein metallischer
Geschmack, als hätte er vor kurzem Blut getrunken. So konnte er Sidonie in
keinem Fall küssen. Er musste sich erst einmal die Zähne putzen und die großen
Flügelfenster öffnen, um frische Luft hereinzulassen.
Der Traum schien sich doch ein wenig mehr auf die Realität auszuwirken, als
diese es für gewöhnlich taten. Also schob er sie behutsam von sich runter und
bettete sie neben sich auf die ungewöhnlich stark zerwühlten Laken.
Das komische Gefühl in ihm verstärkte sich und er sah sich misstrauisch im
Zimmer um. Als er neben ihr eingeschlafen war, hatte sie sich instinktiv aber
friedlich an ihn gekuschelt. Nicht ein Mal hatte das Bett während ihrer
gemeinsamen Nächte so derangiert ausgesehen. War er etwa in diesem Traum, den
er gehabt hatte, so sehr aufgegangen, dass er so gewütet hatte?
Er richtete sich in einem zweiten Versuch auf und hoffte, dass irgendwo in
diesem Haus Aspirin zu finden war, das er flaschenweise in Blut auflösen
konnte, um es zu trinken. Placebos bewirkten ja manchmal große Wunder.
“Ich geh mal
kurz ins Bad.”, murmelte er und bemerkte verwundert ihr Outfit, das gar keines
mehr war, da sie nur noch Strümpfe trug, zu denen gestern Nacht irgendwie noch
ein hübscher BH und ein sexy Höschen gehört hatten. Eine Seite des
Strumpfhalters war abgerissen. Malcolm konnte sich nicht erklären, wie das
passiert sein konnte. Hatte er sie etwa angegriffen? Nein, dann hätte sie
geschrien und ihn sicher nicht so sanft geweckt. Sid hätte sich ganz bestimmt
gewehrt, wenn er mit ihr in der realen Welt genau das versucht hätte, was er
mit der becircenden Traum-Sidonie getan hatte.
Sid hätte
sich wahrscheinlich nicht gegen einen Kuss oder mehr gewehrt, wenn eine
unbändige Energie zwischen ihnen zu knistern schien, die ihren Körper von Kopf
bis Fuß zum Kribbeln brachte. Sie könnte beinahe vergessen, warum sie ihn
geweckt hatte, sie fühlte sich trotz allem seltsam erschöpft.
Und er wohl auch. Er verzog das Gesicht, als hätte er Kopfweh. Hatte er
vielleicht gestern auf der Party noch zu viel getrunken? Konnte ein Immaculé überhaupt einen Kater bekommen?
Sie errötete unter seinem prüfenden Blick, da er sie gerade so ansah, als wäre
er gar nicht für ihr derangierte Kleidung verantwortlich. Das Ensemble war in
jedem Fall ruiniert. Schlimmer als das Kleid, das er auf dem Gewissen hatte.
Sie hatte zum Glück Sachen zum Wechseln dabei.
Sich den
dröhnenden Kopf haltend und Sternchen sehend, stieg Malcolm aus dem Bett und
bedeckte sich notdürftig mit einem Laken, da er sich plötzlich für diesen
ausgearteten Traum schämte. Das Tier in ihm hatte ihm einen Streich gespielt.
Es hatte ihm vorgegaukelt, ihr Blut gekostet zu haben und ihm damit seine
geheimste Sehnsucht auf einen Präsentierteller serviert, der so groß war wie
der Tisch im Speisesaal gestern Abend lang.
Dem Fenster schenkte er keine Beachtung. Sid würde sich nackt, wie sie war, nur
den Tod holen, wenn er jetzt die kalte Morgenluft hinein ließ, um ihre Düfte
auszumerzen.
Sid sah ihm
ziemlich verwundert nach, als er ins Bad verschwand, schüttelte den Kopf und
zog dann das andere Laken um ihren Körper zurecht, da sie langsam zu frösteln
begann. Sie legte sich genau über die Stelle, auf der er geruht hatte und barg
das Gesicht in seinem Kissen, um seine Wärme zu spüren und seinen Duft weiter
in sich aufzunehmen, wenn er sie schon warten ließ.
Ihr Kopf leerte sich mit jedem Duftmolekül, das sich in ihrer Nase festsetzte,
weiter. Sie vergaß, warum sie ihn geweckt hatte, dafür kamen die Erinnerungen
an die überwältigende
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