Eine franzoesische Affaere
Teller und ging bewusst den weiteren Weg um die Tafel herum. Kaum bei
Sid angekommen, schob auch Malcolm den Stuhl zurück und stellte sich Theodor
mit einem knurrend gefährlichen Laut in den Weg.
“Untersteh
dich!”, sagte er mit einem schneidenden Unterton, der Theos spöttisches Lächeln
breiter werden ließ.
“Ist das eine
Drohung?”, fragte er keck und Almatha ließ entsetzt den eben an die Lippen
geführten Scone fallen.
“Kinder?!”
Ihr Ausruf brachte sogar ihren Mann dazu, hinter der Zeitung hervor zu lugen.
Die Aufmerksamkeit der anderen war Theo und Malcolm längst sicher. Fiona kaute
gerade die letzte Erdbeere und sah mit glühenden Wangen zu ihren Brüdern auf.
Die Hand ihres Soulmates unter dem Tisch ganz festhaltend, weil sie schon
wieder vor lauter Aufregung das Gefühl hatte, die Bodenhaftung zu verlieren.
Malcolm war
bei so vielen Augenpaaren, die ihn ansahen kurz abgelenkt. Theo nutzte die
Gunst der Stunde, sprang um seinen Bruder herum und drückte Sidonie einen
dicken Kuss auf den Scheitel und nahm dabei einen ganz tiefen Atemzug, der ihn
im nächsten Augenblick weitaus größere Sterne sehen ließ als der Alkohol in der
letzten Nacht.
“Scheiße!”,
fluchte er laut und seine Augen wurden groß vor Überraschung. Er musste gleich
noch mal an Sidonie riechen, die sich sichtlich irritiert über den Schopf rieb,
ob dort irgendetwas war, das ihr entging. Das tat es. Und wie es das tat.
Theo blinzelte hektisch und schien wie vom Donner gerührt. Malcolm packte ihn
am Handgelenk und zog ihn fort.
“Lass das
jetzt!” Da war nicht nur Eifersucht in seiner Stimme zu hören sondern auch ein
leichter Anflug von Panik.
“Malcolm?”
Theodor war mit einem Mal total fassungslos. Sämtliche Witze blieben ihm im
Hals stecken und er konnte gar nicht glauben, was er da eben in kaum
wahrnehmbarer Konzentration an Sid gerochen hatte. Doch seine Nase irrte sich
nicht zweimal. Nicht bei fünf eigenen Nachkommen, deren Mütter er durch die
schwierigste Zeit stets zum Wohl der Rasse begleitet hatte.
“Malcolm!”,
entfuhr es ihm noch einmal, sodass sein Vater entrüstet die Zeitung zusammen
klappte und losschnappte: “Was ist denn, Theodor?” Konnte man nicht einmal in
Ruhe die Zeitung lesen?"
Theos Gesichtszüge entgleisten völlig und er sah zuerst seine Familie, dann
Malcolm und zuletzt Sidonie an, der er behutsam eine Hand auf die schmale
Schulter legte und sie einmal kurz drückte.
“Das Mäuschen
hier brütet.” gab er nonchalant bekannt und seine Mutter kippte sich vor
Schreck den heißen Tee in den Schoß.
„ Comment?! “,
entfuhr es Sid entsetzt und sie starrte Theodor aus weit aufgerissenen Augen
an. Nicht wegen seiner Wortwahl sondern wegen der Aussage, die er gemacht
hatte. Wie konnte er davon wissen?!
„THEODOR
LANCASTER! ÜBER SOLCHE DINGE MACHT MAN KEINE WITZE!“, donnerte der Hausherr,
der die Zeitung achtlos zur Seite warf und sich zu seiner imposanten Größe
erhob, da ihn der gepeinigte Aufschrei seiner Frau regelrecht aufgeschreckt
hatte.
„Malcolm… Wie
kannst du das deiner Familie nur antun?!“
Die Hausherrin erhob sich ebenfalls, wobei sie mit der Serviette den heißen Tee
von ihrem schicken Kostüm tupfte. Die Hitze des Getränkes würde ihr nur kurz zu
schaffen machen.
„Wo soll das hinführen?! Das Kind eines anderen Mannes?!“ Mrs. Lancaster war
sichtlich geschockt, so dass sie ihre Stimme nicht einmal erhob.
Sids Wangen
brannten wie Feuer, als ihr langsam klar wurde, worauf Malcolms Mutter mit
ihren Worten hinaus wollte. Wofür hielt man sie hier eigentlich? Sie sah
enttäuscht zu Theodor auf, von dem sie am wenigsten erwartet hätte, dass er ihr
in den Rücken fallen würde. Sie verstand immer noch nicht, wie er davon wissen
konnte, obwohl seinem Bruder, der ja der eigentliche Übeltäter war, nichts
aufgefallen war. Hatte sich Malcolm eben darüber mit ihm unterhalten?
Sie hob den Kopf ruckartig und stellte sich den vorwurfsvollen Blicken der
Eltern, die sie ansahen, als sei sie nicht mehr als ein hergelaufenes
Flittchen, dabei mussten sie doch wissen, dass es unmöglich war. Jeder hier am
Tisch würde es wissen!
„Ich weiß
nicht, woher Theodor davon wissen kann… Wenn es überhaupt wahr ist. Aber ich
kann Ihnen versichern, dass Ihr Sohn der einzige Mann ist, der für einen
solchen Zustand verantwortlich sein könnte, wäre es denn mit einer wie mir
möglich. Ich bin immer noch ein Mensch und… und… Du bist gemein, das einfach so
auszuplaudern!
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