Eine franzoesische Affaere
es
versprach, ein schöner Tag zu werden. Für Malcolm war er es längst. Nicht
einmal die Wüstensonne oder der hellste Vollmond hätte sein Innerstes mehr
wärmen und mehr Leidenschaft und Liebe in ihm auslösen können, als Sidonies
Anwesenheit es tat.
„ Naturellement ,
Malcolm. Ich hatte überhaupt nichts anderes vor.“, gab Sid gut gelaunt zurück
und ließ ihm den Nasenstüber durchgehen. Sie war viel zu verliebt, um sich
ärgern zu lassen.
Sie übersah auch lieber das Chaos, das sie in Malcolms Zimmer (genauer gesagt
Bett) veranstaltet hatten. Sid hätte es am liebsten selbst aufgeräumt, da es
einfach zu sehr nach… Sie verbot sich jeden weiteren Gedanken an das stürmische
Zusammensein mit Malcolm, der nur dafür sorgen würde, dass sie von Kopf bis Fuß
allzu verräterisch glühen würde. Es sollte schließlich ihr kleines Geheimnis
bleiben. Sie klaubte nur den Skarabäus vom Boden auf und tat ihn in die Schale
zurück, weil Malcolms Blut noch daran klebte, das den anderen in die Nase
steigen könnte. Das wollte sie nicht riskieren in einem Haus voller Vampire.
Sid hakte sich bei ihm ein und folgte ihm nach unten, wobei sie eng an ihn
gekuschelt blieb, selbst als sie die Schwelle des Salons überschritten, wo der
Brunch von hilfreichen Händen aufgebaut worden war, die nun vermutlich ihre
verdiente Tagruhe einhalten würden. Die Sonne schien von der Gartenseite direkt
ins Zimmer und erhellte eine festlich gedeckte Tafel. Auf einem Sideboard
standen Wärmebehälter bereit, in denen man die Speisen aufbewahrte. Es duftete
nach Kaffee und Tee und man fühlte sich beinahe in das englische Königreich
zurück versetzt, wo die feinen Herrschaften allmorgendlich ein so opulentes
Mahl genossen.
Sid hätte sich auf das Essen stürzen können, so hungrig war sie mit einem Mal
und war froh, dass ihr Magen nicht laut knurrte.
Sie waren natürlich die Letzten. Fiona und ihr hübscher Verlobter saßen zu Mr.
Lancasters Linken, seine Frau zu seiner Rechten und Theodor und Bekky an der
Seite ihrer Mutter. Es wäre ein perfektes Bild gewesen, wenn das eine Paar
nicht ein bisschen verschnupft gewirkt hätte. Nein, nur das junge Mädchen sah
pikiert aus. Theodor wirkte cool wie immer.
Sid strahlte Fiona an, die ein Leuchten in den Augen hatte, in dem sie sich
wieder erkannte. Sie sah wie immer wunderhübsch und rosig aus. Frisch erblüht
unter den Aufmerksamkeiten ihres Liebsten.
Sie wünschten den Frühaufstehern einen guten Morgen und Sid ließ sich von
Malcolm den Stuhl zurecht rücken, wobei sie nicht umhin konnte, ihm über die
Schulter einen weiteren höchst verliebten Blick zu schenken, ohne dabei an die
Anwesenheit seiner Eltern zu denken.
Sid bat Malcolm um ein deftiges Frühstück, typisch englisch eben, ohne dabei
die Absicht zu hegen, sich bei den Gastgebern einzuschmeicheln. Sie starb vor
Hunger und hätte wahrscheinlich einen ganzen gebratenen Ochsen verputzen
können. Sie brauchte unbedingt etwas Herzhaftes und jede Menge Kaffee, wenn sie
endlich richtig wach werden wollte.
Angst vor Kalorien hatte sie keine, sie hatte an diesem Morgen mindestens 5000
davon verbraucht.
Sir Bile
hatte sich gerade in die Morgenzeitung vertieft und nickte nur kurz grüßend
hinter den großen Blättern hervor. Lady Almatha trank ein Tässchen
Frühstückstee, stellte das feine Porzellan allerdings gleich zurück auf den
Unterteller, nachdem Malcolm und Sidonie eintraten.
“Guten
Morgen!”, wünschte sie ebenfalls, wenngleich weniger herzlich als ihre Tochter,
da es immer noch nicht in ihren Kopf wollte, was ihr Sohn an dieser Sterblichen
fand. Diese Verliebtheit und die Blicke, die sie sich ungeniert zuwarfen,
konnten doch unmöglich echt sein. Ihr Sohn konnte und durfte sein Herz nicht
dermaßen an diese Frau binden, dass er für keine andere mehr offen blieb. Das
Finden seiner Soulmate stand auf dem Spiel. Dessert hin oder her. Dafür konnte
man ihr danken. Alles andere war aber doch zu viel des Guten.
“Tagchen,
hübsches Ding.” Theo biss genüsslich einem kleinen gebratenen Würstchen die
Spitze ab und zuckte nicht mal mit der Wimper, als Bekky ihm einen gewollt
harten Tritt unterm Tisch verpasste. Gewollt, aber nicht gekonnt. Theo
kaute ganz entspannt und nahm einen Schluck pechschwarzen Kaffees zu sich,
womit er dann dasselbe trank wie Sidonie. Seine zukünftige Schwägerin.
Sid musste
ein mädchenhaftes Kichern unterdrücken, als ihr klar wurde, dass Theo sie mit
seiner kleinen Begrüßung gemeint hatte.
„
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