Eine franzoesische Affaere
der
zarten Berührung ihrer Wange nicht vor ihm zurückschreckte sondern nur neue
Tränen vergoss, zögerte er nicht, sie in seine Arme zu ziehen, in denen sie
dann hemmungslos an seiner Brust schluchzte. Ihr Schmerz riss ihn beinahe
innerlich entzwei. Es gab nichts, was er in diesem Augenblick für sie tun
konnte, außer ihr wieder und wieder in Worten und Gesten seine unsterbliche
Liebe zu ihr zu versichern.
“Es wird
alles gut. Es wird alles gut.”
Trotz Fionas Einsatz wünschte er sich, niemals mit Sidonie zu dieser Feier
erschienen zu sein oder zumindest gestern mit ihr das elterliche Anwesen
verlassen zu haben. Dann hätte man sie nicht vollkommen mit allem überrumpelt
und er hätte länger Zeit gehabt, ihr begreiflich zu machen, dass er sich
bezüglich ihrer Abstammung schwer geirrt hatte. Die Karten des Schicksals waren
neu gemischt und sie bekam sein Baby. Sein Kind. Sein erstes Kind.
Eigentlich hätte er für sich selbst und seine trillernden Nerven einen Schnaps
verlangen müssen, doch seltsamerweise war er in seinem Inneren so ruhig wie nie
zuvor. Für ihn galt, sich einzig und allein um das Wohl und den Schutz seiner
Soulmate (daran hatte Malcolm nun nicht mehr den geringsten Zweifel) zu kümmern.
Er musste bei klaren Gedanken bleiben und Entscheidungen treffen, zu denen sie
in diesem Augenblick nicht fähig war. Es fehlten noch wichtige Teile in diesem
Puzzle bezüglich ihrer Mutter und ihren Fähigkeiten. Was hatte es mit dem
kleinen Käfer auf sich, in dem besondere Kräfte zu ruhen schienen und wie viel
durfte er ihr heute noch in ihrem Zustand zumuten? Sidonie kam ihm mit einem
Mal unglaublich klein und zerbrechlich vor.
“Bring sie
nach oben, Sohn. Wir lassen euch eine Mahlzeit bringen.” Sein Vater trat an
Malcolms Seite und legte ihm eine Hand auf die Schulter, die Malcolm kaum
registrierte, da er zu sehr damit beschäftigt war, Sidonies Rücken auf und ab
zu streicheln und sie zu trösten.
Theodor kam
hinzu und berührte Sidonie sanft am Arm. Er sah ziemlich geknickt aus.
“Es tut mir ehrlich leid, Sid. Ich wollte dich nicht so aufregen. -Verzeihst du
mir?”
Malcolm sah seinen Bruder mit tiefschwarzen Augen an und schüttelte den Kopf.
Dafür war wohl kaum der richtige Zeitpunkt. Theo konnte später um Verzeihung
bitten. Wenn Sid sich wieder gesammelt hatte.
“Vielleicht
können wir sie in die Fortress bringen. Zu Nico. Sie weiß eventuell eine
Antwort, da sie sich mit den alten Schriften befasst hat. Und ansonsten
befindet sich dort die Bibliothek, in der wir etwas über diesen Skarabäus
nachlesen könnten.”, schlug King leise vor und Malcolm, der in der eingekehrten
Stille, die nur von Sids Schluchzern unterbrochen wurde, alles gehört hatte,
wandte den Kopf und nickte dem Sophos dankbar zu.
“Ihr könnt
den Wagen nehmen.”, räumte Sir Bile sofort ein und stürmte los, um dem Fahrer
Bescheid zu geben, der die Limousine der Lancasters bereit machen sollte. Dass
King sie begleiten würde, stand außer Frage. Er hatte Zugang zu sämtlichen
Räumen und würde sie am schnellsten zu Pia Nicolasa bringen, die ihre Störung
am Sonntagvormittag hoffentlich entschuldigen würde.
Lady Almatha
wagte nicht zu fragen, was denn nun aus dem Frühstück werden sollte. Stattdessen
stand sie nun endlich ebenfalls von ihrem Platz auf, um auf Malcolm und dessen
Freundin zuzugehen und Theo an seinem Platz auszulösen.
“Es ist nicht deine Schuld.”, sagte sie leise und hob zögernd die Hand, um sie
sanft auf Sidonies Arm zu platzieren. Malcolm beobachtete sie wie ein
Schießhund mit Argusaugen dabei, bereit sie zurückzustoßen, wenn sie es wagen
sollte, Sidonie noch einmal zu verletzen. Almatha biss sich auf die Lippen und
nickte zu ihm empor, da sie sein Verhalten nur zu gut verstand.
“Es ist nicht
deine Schuld.”, wiederholte Almatha noch einmal und streichelte über den Ärmel
von Sidonies Pullover. “Wir brauchen alle einfach ein kleines bisschen mehr
Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen.”
Dann ließ sie Sidonie los. Mehr konnte sie für den Anfang nicht eingestehen.
Sie war zu sehr in den Regeln und Konventionen der Immaculates gefangen, als
dass sie nun von einem Tag auf den anderen über gewisse Dinge hinwegsehen
konnte. Sie wandte sich ab und begann mit zitternden Händen, das Service auf den
Tischen abzuräumen, da keiner hier mehr essen würde. Bile kehrte zurück, um zu
verkünden, dass der Wagen bereit war und wenige Minuten später waren sie
unterwegs in die Stadt. Ihre
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