Eine franzoesische Affaere
ihr Kommen
anzukündigen und schreckte beinahe zurück, als Malcolm Lancaster sich
unvermittelt vor ihr aufbaute. Er strahlte ungeduldige Energie und tiefe
Besorgnis aus.
„Ich bin gekommen, so schnell ich konnte, Mr. Lancaster.“, begrüßte ihn Nico
mit einem zögernden Lächeln und streckte ihm die Hand entgegen, die er fest
umschloss. Sie hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt, als sie keine Bilder zu
sehen bekam. Es war nicht er. Gott sei Dank!
„Ich denke, wir sollten auf Formalitäten verzichten, die Ihre Begleiterin nur
verunsichern würden… Ich heiße einfach Nico.“, flüsterte sie dem Enforcer zu,
der sich sonst ja gezwungen sehen würde, ständig mit ihrem Titel um sich zu
werfen.
Sie trat an
Malcolm vorbei und lächelte der jungen Frau ermutigend entgegen, deren graue
Augen sorgenvoll zu ihr aufblickten. Sie saß am Tisch und hatte eine dampfende
Tasse Tee vor sich stehen, die sie mit beiden Händen umfasst hielt, als könnte
sie sich daran festhalten.
„Sid, nicht wahr? Ich bin Nico… King hat mir gesagt, dass es bezüglich Ihrer
Herkunft einigen Klärungsbedarf gibt? Ich werde gern versuchen, Ihnen zu helfen
Ich bin ein ziemlicher Bücherwurm, vielleicht kann ich Ihnen mit meinem Wissen
dienlich sein.“
Nico verstummte, weil sie in Sids Augen Tränen entdeckte, so dass sie sich
hilfesuchend nach Malcolm Lancaster umsah. Immerhin war sie eine völlig Fremde,
der man sich bestimmt nicht gleich bereitwillig öffnen wollte. Sie nahm
gegenüber der jungen Frau Platz und griff selbst nach einer Tasse, die sie mit
Tee füllte, um den beiden ein wenig Zeit zu geben, sich zu fassen.
“Danke, dass
Sie uns heute empfangen, Pia… Nico.” Malcolm tat der Sophora den Gefallen und
sprach sie doch in der formloseren Art an. Sid zuliebe. Sie war so
durcheinander und neue Tränen glitzerten in ihren Augen. Malcolm setzte sich
neben sie und legte in beruhigend und beschützend gemeinter Geste einen Arm um
sie, bevor er sich Nico zuwandte, die sich am Tee bediente, während er selbst
lieber keinen wollte.
“Ich hoffe wirklich, Sie können uns helfen.”
Sidonie seufzte und Malcolms bittender Blick wurde noch eindringlicher. Bisher
hatte er keinen direkten Kontakt zu der Sophora gehabt und war sich bei ihrem
legeren, noch zarter als Sids anmutendem Äußeren nicht mehr sicher, ob sie
tatsächlich über das profunde Wissen verfügte, das King ihr unterstellte.
Er ließ es darauf ankommen. Während Sid in ganz langsamen und winzig kleinen
Schlucken von ihrem Tee trank, erzählte Malcolm ihre Geschichte in gestraffter
Form und gestand den Fehler, den er bezüglich Sidonie gemacht hatte, einwandfrei
ein.
“Ich habe bis heute Morgen nicht gewusst, dass sie eine Breed ist. Ich dachte,
sie wäre sterblich und gewisse Dinge wären zwischen uns nicht möglich.”, sagte
er leise und Nico nickte verständnisvoll.
Sie machte einen höchst kompetenten Eindruck und zeigte sich nicht im Mindesten
überheblich oder irritiert davon, dass er den Unterschied nicht mitbekommen
hatte. Das beruhigte ihn ein klein wenig, denn er wollte keinesfalls den
Eindruck erwecken, dass er nicht genug Interesse an Sidonie gezeigt haben
könnte.
Nico lächelte
in sich hinein, weil sie geahnt hatte, dass dieser Enforcer strengere Regeln
als sein kleiner Bruder befolgte. Er war ihr äußerst sympathisch, weil er sich
für seine Freundin überwand und so aussah, als würde er alles tun, um sie glücklich
zu machen und nicht weiter aufzuregen. Und das hätte er auch getan, wenn sie
„nur“ ein Mensch gewesen wäre.
Nico stufte ihn als aufrechten Ritter ein, der für seine Mitmenschen einstand
und auf den man sich in jeder Lebenslage verlassen konnte. Sie neigte nur den
Kopf, als sie in Malcolm Lancaster bezüglich ihrer Fähigkeiten Zweifel
aufsteigen spürte, was nur zu verständlich war. Sie sah nicht aus, als würde
sie viel ausrichten können. Er wusste sicher nicht genug über sie, um sie
wirklich einschätzen zu können.
Enforcer waren wie Krieger davon überzeugt, dass man kleine, schwache Frauen
beschützen musste. Man wandte sich nicht an sie, um sich Hilfe zu holen.
Sidonie war natürlich nicht aufgefallen, wenn sie eine Breed erster Generation
war. Ihr stand immer frei, ihr altes Leben wieder aufzunehmen, wenn sie das
wollte. Es war nicht ungewöhnlich und sie selbst hatten es ja mit Vulcan
erlebt, ohne das geringste an ihm zu bemerken.
Ohne auf
spezielle Details außer der Besonderheit des Anhängers einzugehen, gab Malcolm
Nico
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