Eine franzoesische Affaere
ihm um und streckte die Hand nach
ihm aus. Sie zitterte wieder und fror fast schon erbärmlich trotz der Jacke
über ihren Schultern. Das zwischen ihnen war frisch, aber das entstandene und
vom Schicksal vorher bestimmte Band nicht zu leugnen. Sie wusste trotz ihrer kaum
vorhandenen Erfahrung, dass King derjenige war, den sie liebte und immer lieben
würde.
„Zum Krieger
berufen zu werden, ist etwas ganz Besonderes. Ich hatte also Recht damit, was
ich sehen würde, wenn ich durch deine Augen schauen könnte. Es ist eine große
Ehre, King und eine wichtige Aufgabe in unseren Reihen. Ich weiß, du wirst sie
gut ausfüllen.“
Das meinte sie ehrlich und es war nicht wichtig, ob sie dabei an seiner Seite
sein würde oder nicht. Sie wünschte sich gerade nichts sehnlicher, als die Frau
für ihn zu sein, die nicht nur Anhängsel sondern auch treue Freundin,
Ratgeberin und Trostspenderin sein würde, wenn er einmal an seiner Aufgabe
zweifelte oder verletzt daniederlag. Aber trotz ihrer heftigen Gefühle und
dieser großen Sehnsucht konnte sie sich ihm nicht aufdrängen. Sollte er auch
nur einen Augenblick lang geglaubt haben, sie wäre körperlich so stark wie die
Frauen da drin und könnte es mühelos mit ihnen aufnehmen, dann musste sie ihn
enttäuschen. Das hieß nicht, dass sie nicht anders stark oder leidenschaftlich
sein konnte. Sie würde alles für ihn tun, sofern es in ihrer Macht lag und ihn
gehen lassen, wenn er sich doch ein anderes Bild von ihr gemacht hatte, das sie
nicht annähernd ausfüllen konnte.
„Es tut mir
leid, Fiona. Ich hätte es dir schonender beibringen sollen. Ich wollte auf
keinen Fall deine Gefühle verletzen.“, sagte King in tiefem Bedauern, sie so
aufgewühlt zu haben, dass sie sich selbst als unter seiner Würde betrachtete.
Das stimmte ganz und gar nicht.
Seine Berufung zum Warrior war nun einmal eine Tatsache, mit der sie sich
gemeinsam auseinandersetzen mussten. Das hatte mit seinen Gefühlen für sie
überhaupt nichts zu tun. Diese waren nun in ihm aufgekeimt und würden
unaufhaltsam wachsen.
King griff nach ihrer ausgestreckten Hand und zog sie zurück in seine Arme, um
ihr etwas tröstende Wärme zu spenden. Das Zittern geschah nicht wegen der
kühlen Nachtluft, es war vielmehr der Schock, eine überwältigende Wahrheit
erfahren zu haben. Sie würde wissen, welche Bedeutung die neue Riege haben würde,
schließlich war sie in dieser Gesellschaft groß geworden.
„Du darfst
mit niemandem darüber sprechen, Fiona. Die Riege ist noch nicht vollzählig.
Aber ja, Romy, Nico und Wendy gehören dazu. Vorerst darfst du deine Brüder auch
nicht darin einweihen, auch wenn mir die Bekanntgabe bestimmt Tür und Tor
öffnen würde. Ich musste aber ehrlich zu dir sein, weil es uns eben auf dieser
sehr persönlichen Ebene betrifft.“
King sah über ihren Kopf hinweg über die Lichter der Stadt, die für ihn ein
Meer von Grau waren.
„Es war mir
von Anfang an klar, dass die Umwandlung für mich nicht so einfach sein wird…
Denk nur daran, dass die anderen Kriegerinnen mit Männern aus der anderen Riege
verbunden sind. Das hat wirklich guten Grund, weil es um absolut außergewöhnliche
Fähigkeit geht, die in ihnen geschlummert haben. Ich muss genauso damit
rechnen, dass sich nach der Umwandlung eine neue Kraft zeigt, aber allein die
körperlichen Kräfte, die dann zum ersten Mal ausbrechen, könnte ich dir nicht
allein zumuten. Das ändert nichts daran, was ich für dich empfinde, Fiona. Die
Umwandlung ist eine Notwendigkeit… ein Weg, auf dem mich meine Patrona auf
Adlerschwingen tragen wird. Das habe ich alles vor langer Zeit gesehen und für
mich akzeptiert. Ich wusste nichts über dich und die Gefühle, die du in mir
wecken würdest. Mein Leben begann in einem Kloster und ich verbrachte es als
Mönch. Beinahe rechnete ich damit, dass sich das so auch als Immaculate
fortsetzen würde. Ich bin froh, dass das Schicksal sich gnädig mit mir zeigt
und du auf der anderen Seite auf mich warten wirst.“
Vorsichtig löste er sich von Fiona und hielt sie um die Schultern umfasst, um
ihr weiterhin Halt zu geben.
„Sieh mich
an, Fiona. Das, was zwischen uns begonnen hat, ist etwas ganz Besonderes. Die
Umwandlung hätte ein Teil davon sein können… Obwohl ich der Meinung bin, dass
du es nicht aushalten würdest, jemanden leiden zu sehen, der dir nahe steht. Es
geht nicht allein um Blut… Selbst wenn Ketten im Spiel sind, könnte es
unerträglich für dich werden, wenn du alles am eigenen
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