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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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weil sie das Gefühl
hatte, dass jemand Besonderes in der Nähe war. Genau in Malcolms Gesicht, der
locker über den Vorhang gucken konnte. Sie war viel zu überrascht, um überhaupt
eine Reaktion zu zeigen.
Sie nahm die Stöpsel aus den Ohren und stopfte sie sich in die Hosentasche, um
dann nach hinten zu eilen und die Tür zum Lieferanteneingang für ihn zu öffnen,
deren Rahmen er scheinbar locker ausfüllte. Groß, dunkel und gefährlich. Sid
starrte ihn einen Moment sprachlos an, weil er so gut in die Nacht zu passen
schien.
    „Malcolm… Et
bien, entrez … Kommen Sie doch herein!“, bat sie ihn mit einem überraschten
Lächeln und trat zur Seite, um ihn vorbei zu lassen.
    Sid machte
sie keine Sorgen um ihre Sicherheit, die Einschätzung seiner Gefährlichkeit
bezog sich nicht auf einen möglichen Überfall. Es ging einzig und allein um
ihre Reaktion auf die bedeutungslose Begegnung am Nachmittag. Papa hätte ihr bestimmt
geraten, sich den Kerl schnellstmöglich aus dem Kopf zu schlagen, aber ihr fiel
so etwas nicht so leicht, was wahrscheinlich daran lag, dass sie nicht nur dem
vernünftigen Bertrand sondern auch ihrer unbekannten Mutter ähnlich war.
Beim Zurücklaufen strich sich Sid einige wild durcheinander geratene Strähnen
aus dem erhitzten Gesicht, wobei ihr einfiel, dass sie vorhin noch durch die
Küche gehopst war und man ihr das auch ansah. Sie zuckte schicksalsergeben mit
ihren Schultern. Malcolm war sicher nicht gekommen, um sie sich noch einmal
anzusehen. Den Impuls, sich ihm von ihrer besten Seite präsentieren zu wollen,
unterdrückte sie sofort. Sie war nicht unendlich eitel, aber zu sehr Französin,
um sich nicht über ihr derangiertes Äußeres zu ärgern. Ein kleines Bisschen jedenfalls.
Sie arbeitete hier auch körperlich und nach einem langen Tag konnte man eben
nicht mehr wie aus dem Ei gepellt aussehen. Sie pustete eine der Ponysträhnen
zur Seite und stellte sich dann hinter den Tresen, wobei sie Malcolm mit einer
Geste ihrer ausgestreckten Hand dazu aufforderte, auf einem der gepolsterten
Stühle davor Platz zu nehmen.
    „Hat Ihre
Schwester etwas vergessen?... Je ne crois pas* …“ (*Ich glaube nicht.)
Sid runzelte kurz überlegend die Stirn und visualisierte, wie King und Fiona
gemeinsam das Diner verlassen hatten. Sie hatte den Tisch abgeräumt und nichts
darauf entdeckt, was einem der beiden hätte gehören können. In dem Fall wäre
sie ihnen sowieso nachgelaufen.
    Malcolm setzte
sich an den angewiesenen Platz. Er konnte sich ein weiteres Lächeln gerade noch
verkneifen. Sid sah mit ihrem leicht derangierten Äußeren hinreißend aus. Ein
Anblick, den er lieber nicht zu sehr genoss. Er war nur hier, um sich für sein
rüdes Benehmen am Nachmittag zu entschuldigen.
Also sah er ihr nicht mehr in das hübsche Gesicht mit den leicht geröteten
Wangen und den ein klein wenig atemlos bebenden Lippen, sondern auf die
blankpolierte Tischplatte. Schmutz musste man hier wohl mit dem Mikroskop
suchen. Sid schien sehr fleißig gewesen zu sein. So fleißig, dass sie sich
offenbar dabei verletzt hatte. Ihm war der Verband an der linken Hand sofort
aufgefallen. Nicht nur wegen dem Handschuh. Er war einfach ein zu aufmerksamer
Beobachter. Zumindest manchmal, wenn er sich nicht von seinen Gefühlen
beeinflussen ließ.
Fiona hatte nichts vergessen. Für einen Moment überlegte Malcolm, ob es nicht
vollkommen unsinnig gewesen war, hier noch einmal aufzukreuzen und Sid zu
belästigen. Sie hatte zu arbeiten und er eigentlich auch. Seine Nachtschicht
begann zwar gerade erst und es waren noch andere Enforcer unterwegs, aber er
hatte seine Arbeit noch niemals für ein kurzes, eigentlich unwichtiges Gespräch
unterbrochen.
    Sid hob den
Blick fragend zu ihm an, wobei das Lächeln um ihre Mundwinkel langsam erstarb.
Sich an die dunklen Augen zu erinnern war eine Sache, wieder in ihnen zu
versinken, eine völlig andere. Sie spürte förmlich, wie ihr die Kehle eng wurde
und wich ihm aus, indem sie ihren Blick auf ihre Hände konzentrierte, wo sie
den Handschuh von der Hand zog und ihn dann in der Rechten zusammenknüllte.
    „ C’est
très tard … Gehören Sie zu den Menschen, die bei Vollmond nicht schlafen
können? Heute scheint er zum Greifen nah… Mir kommt es manchmal vor, als würde
er wie die Sonne selbst wärmende Strahlen auf meine Haut scheinen lassen. Ich
weiß gar nicht, warum ihn manche als kalt bezeichnen. Ich finde ihn magisch! So
wie die Nacht überhaupt. Wenn es Ihnen auch so geht,

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