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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Tresen. Trotz der
Aufräumarbeiten wirkte das Restaurant immer noch einladend und gemütlich. Eine
Tasse Kaffee wäre nach einer Stunde wartend und beobachtend auf dem Dach nicht
das Schlechteste. Die Vordertür war allerdings zugesperrt. Wenn er hinein
wollte, müsste er es über die Hintertür versuchen.
Just in diesem Moment tauchte Sid wieder auf der Bildfläche auf. Offenbar hatte
sie hinterm Tresen oder in der Küche etwas zu erledigen gehabt und er hatte sie
einfach nicht gesehen. Sie war nur ein oder zwei Zentimeter größer als seine
Schwester und auf flachen Absätzen jemand, der sich gut überall verstecken
konnte, wenn er denn wollte. Malcolm musste schon wieder unwillkürlich grinsen.
Sid reichte ihm gerade mal bis zum Ansatz seiner Brust und sie hatte sich
trotzdem nicht von ihm einschüchtern lassen.
    Und sie hatte
Fiona seine Nachricht überbracht. Unter der Antwort auf seine Textmeldung
hatten O und X gestanden. Umarmung und Kuss. Fiona hatte ihm also verziehen.
Wobei sie nicht vergessen hatte, zu erwähnen, dass Sid glaubte, ihn verärgert
zu haben.
Ein Grund mehr, gleich wieder zu kommen und die Sache richtig zu stellen. Sie
hatte ihn nicht verärgert. Sie hatte ihn überrannt, ihren kleinen Fuß auf seine
Brust gestellt und die Schlacht für seine Schwester geschlagen, von der er sich
niemals auf diese Art und Weise hätte überrumpeln lassen. Mit Fiona hätte er
niemals auch nur ansatzweise diskutiert. Wäre Sid nicht gewesen, dann hätte er
sie heute Nachmittag aus dem Restaurant geholt und ihr somit die Chance
verdorben, auf ein weiteres Abendessen eingeladen zu werden, das gerade jetzt
in der Fortress stattfand. Theodor war bei ihr. Sie würde also gut nach Hause
kommen. Wenn der Vollmond sie denn ließ. Er musste sich eben daran gewöhnen,
dass sie erwachsen war und nicht mehr das kleine Mädchen, das sich tatsächlich
in jedem noch so kleinen Winkel des Lancaster Anwesens verkrümeln konnte.
    . . .
Sid hatte den Laden ganz allein für sich und durfte sich mit dem Aufräumen so
lange Zeit lassen, wie sie wollte. Sie hatte ihren MP3-Player in die
Gesäßtasche ihrer Jeans gesteckt und sang die Songs mit oder tanzte durch das
Restaurant, wenn ein etwas fetzigeres Lied spielte. Es herrschte sonst
himmlische Ruhe und sie konnte ihre Gedanken schweifen lassen oder gar nichts
denken oder auch Selbstgespräche führen, ohne komisch angeschaut zu werden. Sie
übte die englische Aussprache und testete neue Redewendungen, die sie im Laufe
ihres Arbeitstages aufgeschnappt hatte. Sie wollte sich schließlich irgendwann
wieder beim Radio bewerben und dazu musste sie eben mehr als nur Vokabeln
pauken.
Sie wischte gerade den Tresen sauber, der eigentlich schon blitzblank war, als
einer ihrer Lieblingssongs gespielt wurde, zu dem sie sich mit wiegenden Hüften
zurück in die Küche bewegte und dort mit geschlossenen Augen mitsang, obwohl
sie eigentlich schon aus der Puste hätte sein müssen.
    „ Je n'aurais jamais dû voir le fond de tes yeux pour m'y croire
combler comme tout homme veut. Je n'aurais jamais dû rêver de nous deux pour
qu'au réveil notre conte n'est rien d'heureux. J'ai manqué mon heure, mon train
du bonheur, tu ne m'as rien caché, tu m'as tout dit de lui... *"
(Gage, Pense à moi , Denk an mich; Soul Rebel , 2005)
    Sid grinste
verschmitzt, als sie an die erste Zeile des Liedes dachte: Ich hätte niemals
auf den Grund deiner Augen blicken dürfen. Ich hätte niemals von uns beiden
träumen dürfen .
Neben all den anderen Gedanken, die wild durch ihren Kopf purzelten, tauchte
immer wieder ein dunkles Gesicht auf und sein verwegenes Lächeln, das ihr einen
heftigen Stromschlag verpasst hatte.
Sie kicherte und sah auf ihre linke Hand, die durch einen Einweghandschuh
geschützt war.
Genau, das war er gewesen! Malcolm war schuld! Irgendwie hatte er bei ihr einen
Kurzschluss verursacht. Das war so eine blöde Idee, dass Sid sich selbst
auslachte. Es lag ganz allein bei ihr, wenn sie ihre Gedanken sich weiterhin um
den dunklen Ritter drehten.
    Draußen hob
Malcolm die Hand und klopfte an das Glas des großen Ladenfensters. Als Sid
aufsah, winkte er und deutete in Richtung Lieferanteneingang. Eine Sekunde
später hatte er sich dort materialisiert und wartete darauf, herein gelassen zu
werden.
    „… Pense à moi quand tu ris et m'oublies là-bas. Pense
à moi quand ici je ne survis pas …“, sang Sid leise mit und hörte eigentlich
gar nicht, wie es an die Scheibe klopfte, sie sah nur auf,

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