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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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dann sollte ich Ihnen besser
keinen Kaffee anbieten, n’est-ce pas? “
Sid stützte beide Hände flach auf der Arbeitsfläche hinter dem Tresen ab und
ignorierte das unangenehme Ziehen in der linken Handfläche. Der Schmerz bewies
ihr zumindest, dass sie nicht träumte sondern hellwach war.
    Wie sie über
den Mond sprach, konnte man fast glauben, sie wäre eine der Immaculates. Dabei
reagierten auch Menschen teilweise empfindlich, wenn er voll am Himmel hing.
Zum Greifen nah. Groß und silbrig glänzend.
„Ich glaube, Kaffee wird unsere schlaflose Situation nicht verschlechtern.“,
erwiderte er kaum bewegt und fast ohne Regung in seinem düsteren Gesicht.
„Aber machen Sie sich keine Umstände, Sid. Ich bin nicht gekommen, um Ihnen
noch mehr Arbeit zu machen.“
Ihre Hand tat weh. Sie konnte den empfundenen, körperlichen Schmerz nicht vor
ihm verbergen. Er fühlte es und er las es in ihren dunkelgrauen Augen. Schöne
Augen. Traurige Augen, wie ihm auffiel. Die Unbekümmertheit darin war nur
oberflächlich. Etwas bewegte sie, aber es stand ihm nicht zu, persönliche
Fragen zu stellen.
    „Okay... Ich
gestehe, es war doch ein Date! King hat sich doch wohl kaum, Frechheiten
herausgenommen, oder? Das würde ich niemals glauben. Ich hab ein gutes Gespür
für solche Dinge, wirklich. Hätte ich eine Tochter, würde ich ihn auf der
Stelle mit ihr verkuppeln, si vous comprenez … Er ist jemand, dem man
blind vertrauen kann… Alles andere ist Schicksal und das kann man kaum
kontrollieren… Man muss der Sache Raum zur Entfaltung geben, auch wenn ich Ihre
Besorgnis bestimmt gut nachvollziehen kann.“, tippte sie ins Blaue, da er
bisher keinen Ton gesagt hatte und sie langsam wirklich nervös wurde.
    Malcolm tat
zumindest so, als würde er ernsthaft geschockt die Stirn runzeln und nicht
glauben können, was sie ihm da sagte. Ein richtiges Date konnte man erst die
Verabredung am heutigen Abend nennen, aber im Moment war das vollkommen
unwichtig.
    Sid hob die
Hände in einer kleinen entschuldigenden Geste und zog dann die Stöpsel aus der
Tasche, um dann auch den Player, der ja noch fröhlich vor sich hin dudelte. Sie
schaltete ihn aus und legte ihn zur Seite, wobei ihr Blick auf den Boden fiel.
Dort lag der zusammengefaltete Bogen, den sie in der Gesäßtasche vergessen
hatte. Sie ging langsam in die Knie und pickte ihn auf, obwohl er ja nicht das
Original war. Sie hatte das völlig vergessen.
Sie hatte am Grab des Vaters nach Antworten gesucht, aber Tote konnten eben
nicht reden, selbst wenn sie es für Zwei tun konnte. Sid legte den Zettel neben
dem Player auf die Fläche und sah Malcolm dann endlich wieder mit einem kleinen
Lächeln auf den Lippen an. Er konnte ja nichts für ihre Stimmungsschwankungen,
die manchmal wie Ebbe und Flut in ihr aufbrandeten. Sie war wahrscheinlich doch
ein Kind des Mondes, der ihr Geburtszeichen beherrschte.
    Von
irgendwoher drang leise Musik an seine Ohren. Etwas Französisches. In der Küche
gab es aber kein Radio. Genauso wenig im gesamten Restaurant. Malcolm
widerstand ein weiteres Mal und beugte sich nicht vor, um hinter dem Tresen
nachzusehen. Sie löste die Situation auf, in dem sie einen MP3-Player aus der
Tasche zog, der offensichtlich immer noch an gewesen war. Deshalb sah sie also
so aus. Nicht das Putzen, sondern offenbar ein kleines Tänzchen oder zwei
hatten sie in der Küche so außer Atem kommen lassen. Jetzt lächelte er doch.
Aber nur, als sie sich von ihm fort drehte, um etwas aufzuheben.
    „Eine Nachricht
von einem Bewunderer?“ Er wollte wetten, dass sie tagsüber sicher die ein oder
andere Telefonnummer zugesteckt bekam. Hübsch und kokett wie sie war. Dabei
wusste er ja nicht einmal, ob es überhaupt ihr Zettel war.
„Da Sie keine Tochter haben, dann doch sicher einen Freund, mit dem Sie sich so
was in der Zukunft vorstellen können, oder nicht?“
Ihr zu unterstellen, ein besonderes Interesse an King zu haben, wäre mehr als
unhöflich gewesen. Da sie sowohl mit Fiona als auch mit dem Sophos selbst
befreundet zu sein schien und Letzteren offenbar gut kannte, war ihre
auskunftsfreudige Art nur ein Freundschaftsdienst, um Malcolm am törichten
Handeln eines übervorsichtigen Bruders zu hindern.
    „ Non …
Eine Nachricht aus dem Jenseits.“, murmelte Sid vor sich hin, deren Augen sich
dunkel überschatteten, als Malcolm den Zettel ansprach. Ihre Arme überzog eine
unangenehme Gänsehaut, weil seine Anspielungen in ihr einen kleinen wütenden
Funken in ihr

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