Eine franzoesische Affaere
Sache mit den nur
freundschaftlichen Banden nicht leichter. Malcolm hätte zu gern eine ganz
andere Köstlichkeit probiert, die den Geschmack von dunkler Schokolade um das
Zigfache getoppt hatte. Nämlich Sid selbst.
„Ich hoffe, du
musst dich nicht zu sehr beeilen…? Ich habe frei… Mein Einsatzplan ist noch
ziemlich sporadisch, da ich noch nicht so lange hier bin.“
Beinahe hätte sie gesagt, dass er eigentlich so aussah, als gehörte er ins
Bett, doch das ließ sie aus zweierlei Gründen lieber bleiben.
Statt also
nun die Gabel zu nehmen und den Salat zu probieren, ließ Malcolm sich sein
weiteres Vorhaben für den Tag durch den Kopf gehen. Es war Schonung angesagt.
Nevin hatte ihn für die nächste Nacht freigestellt und sein Vater hatte ihm
bereits ordentlich den Kopf gewaschen. Er war also heute genauso frei wie Sid.
„Was halten
Sie davon, das Essen einzupacken. Irgendwohin zu fahren, wo es ein wenig
ruhiger ist und wir gemeinsam überlegen können, wie der Nachtisch ausfällt?“
Ein verwegener, ganz und gar nicht mit dem Verstand überlegter Vorschlag
seinerseits. Doch heute würde er es sich leisten, ein wenig neben der Spur zu
sein. Die Limousine der Lancasters wartete draußen samt Fahrer auf seine
Rückkehr. Seine Eltern befanden sich nach Vollmondnächten immer auf einem
kleinen Erholungstrip in einem Spa in den Hamptons und sie würden das ganze
Anwesen für sich haben. Eigentlich hatte er auch ein Apartment unweit des
Lancaster Buildings, in dem seine Firma untergebracht war, doch das erschien
ihm für eine Frau wie Sid viel zu düster und kalt. Ein Märchenhaus in einer
Märchenumgebung kam da gerade recht.
Sie sollte die Blumen sehen, von denen sie so begeistert war. Den gesamten
Garten seiner Mutter. Eine herrliche Parkanlage, die der Salamas ähnelte,
jedoch im Vergleich übersichtlich und weniger gefährlich verschlungen war.
Im Central Park wollte er nach gestern Abend nämlich nicht so schnell
picknicken und in seinem Elternhaus würden sie wirklich ganz unter sich sein.
. . .
Sid hatte
Malcolm sofort zugestimmt, als er vorschlug, eine Landpartie zu machen.
Jedenfalls nahm sie an, dass er daran dachte. Rhonda half ihr mit einiger
Begeisterung das Essen in entsprechende Behälter zu packen. Und Sid holte noch
die kleine Käseplatte aus dem Kühlschrank, die sie erst als zweiten Gang hätte auftragen
lassen.
Sie versuchte wirklich, der guten Seele auszureden, dass sie sich nun in ein
wildes Abenteuer stürzen würde, das sie sich redlich verdient hatte. Es ging
nur darum, dass Malcolm Ruhe und Erholung brauchte, weil er nicht ganz auf der
Höhe war. Was Rhonda mit einem Rollen ihrer Augen quittierte. Sid versuchte,
sich nichts zu denken. Sie hatte frei, er schien frei zu haben, da war es doch
nur nachvollziehbar, dass sie ihre kostbare Freizeit nicht in geschlossenen
Räumen verbrachten, wo draußen doch so ein herrlicher Spätsommertag herrschte.
Als sie aus dem Laden trat, erwartete sie schon die erste Überraschung. Malcolm
stand neben der geöffneten Tür einer dunklen Limousine. Nicht, dass sie noch
nie in einem solchen Wagen gefahren wäre, allerdings hatte sie nicht damit
gerechnet, dass gerade er mit einem solchen Transportmittel unterwegs sein
würde.
Als sie in den Wagen stieg, schlug ihr Herz in plötzlicher Erkenntnis, mit ihm
allein zu sein, zum Zerspringen. Gleichzeitig stieg in ihr unbändige Vorfreude
darüber auf, diese Zeit mit ihm erleben zu dürfen. Carpe diem . Wer
wusste schon, wann ein viel beschäftigter Mann, wie er das sicher war, wieder
Zeit für sie haben würde? Es war ein Geschenk, das sie jede Sekunde auskosten
würde.
Es war erholsam, sich in die weichen Polster der Limousine fallen lassen zu
dürfen und jemand anderen fahren zu lassen. Sie selbst war in Paris mit ihrem
kleinen Fiat durch die Gegend gedüst, wobei der New Yorker Verkehr weit weniger
schlimm war als der zuhause.
Malcolm hatte,
wohlwissend, dass er immer noch verräterisch humpeln und vor Schmerz das
Gesicht verziehen und sie das merken würde, am Wagen gewartet. Galant hielt er
ihr die Tür der Limousine offen und erfreute sich innerlich an ihrem
überraschten Gesichtsausdruck, der sich noch steigern würde, wenn sie erst die
herrschaftliche Residenz der Lancasters sah.
„Oh, er hat
uns geschnitten!“, empörte Sid sich über einen vorwitzigen Taxifahrer und
konnte nichts gegen die kleine französische Schimpftirade tun, die ihr deswegen
entschlüpfte.
Ertappt wandte sie sich Malcolm
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