Eine franzoesische Affaere
zu und bedeckte ihren Mund mit der rechten
Hand.
„ Pardon ! Das ist wirklich ungehörig. Ich wusste gar nicht, dass man das
Autofahren vermissen kann. In Paris geht es immer hoch her. Es kurbelt den
Kreislauf an, wenn man seiner Empörung auf diese Weise Luft macht.“, erklärte
sie mit einem schelmischen Blitzen in den Augen und lachte dann heraus, weil
sie sich mit einem Mal so gelöst und glücklich fühlte.
Die Autofahrt kam ihr nicht länger als ein Wimpernschlag vor, da sie sich über
Gott und die Welt unterhielten. Sie könnte ihm stundenlang beim Reden zuhören,
weil der Klang seiner tiefen Stimme in ihrem Magen zu vibrieren schien und
kleine Hitzewellen in jeden Winkel ihres Körpers schießen ließ.
Normalerweise
fuhr Malcolm selbst, aber die Schmerzen hatten es ihm unmöglich gemacht, sich
mehr als nötig zu bewegen, als er in die Stadt aufgebrochen war, also war er
vernünftig gewesen und konnte sich nun ganz entspannt mit Sid unterhalten, ohne
auf den Verkehr achten zu müssen. Und währenddessen heilte er schön weiter vor
sich hin. Ihr kleiner Ausbruch unterhielt ihn bestens. Sie ahnte ja nicht im
Geringsten, wie er heute Morgen nach dem Aufstehen seinen Kreislauf angekurbelt
hatte. Ein Typ, der eigentlich niemals fluchte, hatte schlimmere Ausdrücke
gebraucht als ein Bauer oder Fuhrkutscher. Selbst das Duschen hatte weh getan
und er hatte Minuten gebraucht, um nach der ersten Berührung mit dem Wasser
wieder Luft zu bekommen.
„Wohin fahren
wir?“, fragte sie neugierig, als sie die Stadt längst verlassen hatten und um
sie herum sich immer mehr Grün zeigte. Die Gegend war eigentlich nur noch als
herrschaftlich zu bezeichnen. Ihre Augen wurden kugelrund, als der Wagen eine
elegante Auffahrt hinauffuhr, der dann vor einer traumhaften weißen Villa
hielt.
„Sieh
selbst.“, sagte er mit einem feinen Lächeln.
Die Gegend war ländlicher, aber auch um einiges gut betuchter geworden. Viel
Grün und die Abzäunungen herrschaftlicher Besitztümer und Prachtbauten säumten
ihren Weg und schließlich fuhren sie die lange Auffahrt zum Anwesen seiner
Eltern hinauf. Sid staunte Bauklötze.
Er hatte sie nicht hergebracht, um zu protzen. Er wollte sie für sich, in einer
Umgebung, in der sie sich beide wohlfühlen konnten und würden. Ohne störende
Zuschauer oder andere Zwischenfälle.
„ C’ est la
résidence de ta famille?!* “, fragte Sid ziemlich überrumpelt, weil es sonst
keine andere Erklärung dafür gab. Sie hatte ja schon angenommen, dass er zu
einer wohlhabenden Familie gehörte, aber das hier sprengte ihre
Vorstellungskraft doch ein wenig.
(*Das ist der Wohnsitz deiner Familie?!)
Sie wollte nicht, dass er den Eindruck bekam, sie würde solche Dinge
überbewerten. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, im Central Park zu
picknicken oder eben in einem Park mehr außerhalb. Mit ihm zusammen zu sein,
war viel wichtiger als alles andere.
„Es ist wirklich wunderschön hier. Du hättest ruhig sagen können, dass wir nach Sans Soucis fahren.“, schmollte Sid und gab ihm einen kleinen Klaps auf
den Oberarm, nachdem sie ausgestiegen waren und sie den vollen Blick auf das
Schmuckstück von Villa werfen konnte.
„Jetzt komme
ich mir doch vor wie eine Prinzessin. Ich hätte doch ein Kleid anziehen
sollen.“, lachte sie dann und folgte Malcolm nach drinnen, wobei sie sich mit
großen, glänzenden Augen umsah, um alle die schönen Dinge in sich aufzunehmen,
die sie nun umgaben. Berührungsängste hatte sie keine, aber sie erkannte einen
erlesenen Geschmack, den die Dame des Hauses bei der Einrichtung gezeigt hatte.
Es war trotz aller Eleganz ein Heim. Hier war also Malcolm groß geworden?
Irgendwie fiel es Sid schwer, ihn sich als kleinen Jungen in kurzen Hosen
vorzustellen, der das geschwungene Treppengeländer herunter rutschte.
„Wenn ich dir
gesagt hätte, wo wir hinfahren, hättest du es dir vielleicht anders überlegt.“,
schmollte er zurück, nachdem sie ihn schon wieder geklapst hatte. Zu ihrem
Glück an einer Stelle, die nicht weh tat. Sonst hätte er sie sich geschnappt,
über die Schulter geworfen und tatsächlich wie ein schwarzer Raubritter in
seine Burg getragen. Zumindest in seinen privaten Teil der Burg, den ihm seine
Eltern vom Ganzen zugestanden. Und was das Kleid betraf, so würde er sie
vielleicht noch einmal hierher mitnehmen, sodass sie es beim nächsten Mal
tragen konnte. Im Moment fand er sie, so wie sie war, attraktiv und mit ihrer
unaufdringlichen, natürlichen Eleganz
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